Einmal Martina Gedeck und zweimal Ödön von Horvath – Am 5. Dezember liest Martina Gedeck „Kleine Leute“ und am 6. gibt’s die Premiere „Geschichten aus dem Wiener Wald“ im Schauspielhaus Frankfurt am Main

Martina Gedeck, eine der bekanntesten und mehrfach ausgezeichneten Schauspielerinnen Deutschlands (»Das Leben der Anderen«, »Der Baader Meinhof Komplex«) stellt in dieser Lesung Momentaufnahmen und Anekdoten aus Horváths Werk vor. In seinen Stücken und Erzählungen beobachtet Horváth meisterhaft und detailliert seine Umwelt und vor allem die Menschen in ihr. Blitzlichtartig, überraschend und humorvoll werden die Handwerker, Geschäftsleute und Beamte, aber auch die Mitläufer und Opportunisten beleuchtet. Diese kleinen Leute, die »ewigen Spießer«, die Horváth beschreibt, sind auch heute noch zu finden, auch wenn sich ihre Erscheinung geändert hat.

Frankfurt am Main (Weltexpress) – Darauf kann man sich jetzt schon freuen. Ödön von Horváths geniales Bühnenstück, wo er die Zeichen der Zeit in menschliches Handeln umsetzt und erst wir Nachgeborenen so richtig erahnen können, was es heißt, wenn Dichter den Puls der Zeit fühlen und dem Gefühlten Personen und Worte geben können, diese „Geschichten aus dem Wiener Wald“ haben am 6. Dezember unter der Regie von Günter Krämer Premiere, mit dabei die das Frankfurter Schauspiel tragende Constanze Becker (vergleiche unseren Artikel „Ein Stadttheater erfindet sich neu“). Aber man darf sich auch schon auf den Vorabend freuen, wo Martina Gedeck Momentaufnahmen und Anekdoten aus Horváths Werk vorliest, also eine gute Vorbereitung bietet, wobei auch erlaubt ist, am 5. Dezember einfach wegen dieser richtig guten Schauspielerin zu kommen, die sowohl im „Leben der Anderen“ diese tragische Figur der überwachten Schauspielerin spielt, die um dies bleiben zu können, ihren Geliebten im Auftrag der Stasi überwacht und verrät, wie auch im „Der Baader Meinhof Komplex“ Ulrike Meinhof darstellte, so daß einem oft der Atem stockte, weil diese so positive Weltverbesserei in einen gnadenlosen Kampf mündete, wobei die Meinhof-Gedeck auch hier die menschelnden Zwischentöne beibehalten konnte.

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