Früher war eine gute Briefmarkensammlung manchmal der erste Schritt zum Beischlaf.
Gewieften Geistern war der rare Goetheblock knapp der blauen Mauritius unterlegen. Ich weiß noch, wie ich einmal harte Kämpfe um den begehrten Goetheblock ausfechten musste, um nach wochenlangem Buhlen doch als jugendlicher Verlierer durch die graue Zone, durch Plattenbauten und Briefmarkenfriedhöfe zu wanken. Ach war das schlimm!
Doch ich gehörte mit Stolz zu jener Gruppe junger DDR-Menschen, die eine Zeit ihr Glück bei der Marke fanden. Wenn es sich bei mir auch eher um ausländische Marken mit Fußballmotiven handelte, war ich doch einer von vielen, die einmal in der Woche die Briefmarkenhandlung um die Ecke besuchten – auf der Suche nach neuen Schätzen. Sonst war ja nüscht!
Lest in Tichatzkys Buch alles nach über nicht haftenden Klebeflächen, falschen Marken und das schändliche Wirken des Klassenfeindes.
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Bunte DDR-Briefmarkenwelt: Durch die Lupe betrachtet von Peter Tichatzky, 192 Seiten, Eulenspiegel Verlag 2011, 19,90 Euro