Chucks ist ein Buch, das man nicht aus der Hand legt, das den Leser augenblicklich gefangen nimmt. Die überraschend sichere und poetisch wie humorvolle Sprache der erst 25jährigen Autorin verblüfft und verzaubert. Auf der eigenen website der Wahlwienerin finden sich Veröffentlichungen und literarische Preise ab dem Jahr 2004, also seit ihrem siebzehnten Lebensjahr. Bei diesem Tempo bleibt einiges zu erwarten!
Ihre Figur Mae im vorliegenden Roman ist eine Suchende, Schlingernde. Sie kennt Verlust und Zerbrechen, hadert mit Behaglichkeit und Fertigem. Die Punkfrau Tamara wird ihr Mutterersatz, der kranke Paul ihr Freund, Geliebter; Fetisch und Aufgabe. Vom Bruder, bleiben ihr außer der Erinnerung an ein paar gemeinsame Kindheitsjahre nur die Chucks, die munter weiter durch den schmalen Roman hüpfen. Mit der Frechheit und dem Eigensinn jeder Jugend behauptet eine junge Frau ihre Suche und ihre Zweifel. Die Erzählung der Jetztzeit wird von zwei Erinnerungssträngen überlagert, der Zeit der Erkrankung ihres Bruders, seines Todes, und die Zeit, in der Mae als Punkmädchen auf der Straße lebte. Bis sie den nunmehr sicheren Hafen in Gestalt ihres Freundes Jakob verlässt, um”¦ Finden Sie es selbst heraus!
Zu Beginn ihrer neuen Liebe sagt Mae in der Mitte des Romans; „In Wahrheit sind das Problem wir. Unser Leben ist eine Art Quant, unsere Welt hätte jeden möglichen Zustand gleichzeitig, wären wir nicht hier und würden sie beobachten und festhalten. Wir könnten also nicht sagen, ob wir glücklich oder unglücklich sind, wir hätten nichts und alles verloren und genauso viel gewonnen, jede Möglichkeit wäre für uns vorhanden, wenn wir nur nicht selbst den Deckel von unserer Schachtel Leben abheben und hineingaffen würden und unserer unendlich dämlichen Neugier.“
Fazit: hervorragend! frech, weise, traurig und kunterbunt.
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Cornelia Travnicek, Chucks, Roman, 187 Seiten, DVA, München, März 2012, 14,99 €