Einen mehrstündigen Maschinenstopp sollten die kleinen und großen Kapitäne unbedingt bei der Mühlendammschleuse in Berlin einlegen, am besten im Spreekanal bei den alten Lastkähnen festmachen, um unweit am Ufer die Rotisserie Weingrün aufzusuchen. Der linke Flußarm der Spree, der an dieser Stelle Spreekanal heißt, weil er im 17. Jahrhundert kanalartig ausgebaut wurde, begrenzt zu Beginn die Fischerinsel im Süden und am Ende in seinem nördlichen Teil als Kupfergraben, weil dort einst Kupfer verarbeitet wurde, die Museumsinsel, wo sich an der Spitze beim Bodemuseum beide Flußarme wieder vereinen.
Die Rotisserie Weingrün liegt nun rechte Hand des linken, westlichen Spreearmes an der alten, steinernen Gertraudenbrücke, wo Arbeiter im 15. Jahrhundert ein Hospital mit Kapelle erbauten, das auf den Namen der Heiligen Gertraude geweiht wurde. Eine drei Meter hohe Bronzefigur der Schutzpatronin gegen Ratten und für Reisende, die in der Kunstgießerei Lauchhammer gegossen wurde, bildet noch heute den Schmuck der historischen Brücke. Ihr Streicheln, so sagen Ur-Berliner, verheiße eine ständige Vermehrung der Moneten im eigenen Portemonnaie.
Wenn die Börse nach den Streicheleinheiten der alten Dame grandios gefüllt ist, begebe sich der Gutsituierte direkt in die Rotisserie Weingrün, wo dem Gast die Flammenwand vor allem in den winterlichen Monaten, die in Berlin von Ende November bis weit in den April reichen können, auf angenehme Art herzlich Willkommen heißt.
Passend zu Fischerinsel und Flammenwand bietet Inhaber Herbert Beltle für seine Gäste Aufgegabeltes oder besser: Steckerlfisch, wie die Menschen in den Alpen und um sie herum so sagen. Die Nordseemakrele wird am Holzstock gegrillt, alsdann mit Apfel-Remoulade und Kartoffel-Speck-Spieß serviert. Bei friesisch herbem Bier ist das rötliche, aromatische Fleisch mit hohem Fettanteil, das leicht zu entgräten ist, am Bekömmlichsten. Zur Not tut`s ein Berliner Pils.
Bevor wir uns weiter dem Flammenwand-Grill und dem Molteni-Herd zuwenden, rudern wir zurück zur Vorspeisen. Tiroler Bergschinken von der hauseigenen Volano-Aufschnittmaschine mit Spreewälder Gewürzgurken, Zeigenfrischkäsetarte mit lauwarmer Feige, Nüssen und Wildkräutersalat, Pastete vom Brandenburger Wild mit Sauce Cumberland und Feldsalat oder auch eine klare Hühnerbouillion mit Waldpilzmaultaschen und Estragon sind unbedingt zu empfehlen. Dazu – und das soll der letzte Satz zu den Getränken sein -, oder von Anfang bis Ende: kosten Sie die Horcher Weine der drei Linien Bronze, Silber und Gold, und schließen Sie den Abend mit einem edelsüßen Wein ab. Alle Weine vom Weingut Horcher aus der Pfalz werden zudem grandios abgestimmt auf die Speisen.
Weiter im Text und wieder zu den Hauptgerichten. Neben Steckerlfisch bietet die Rotisserie Weingrün Spare Ribs vom Havelländer Apfelschwein, das nur regionales und kein tierisches Futter, vor allem Apfeltrester, und alles ohne Chemie und Antibiotika, bekommt. Voran geht es in der Karte mit einem halben Paderborner Mast-Hähnchen, dessen goldgelbes Fleisch so gut schmeckt, weil das Tier auf rein pflanzlicher Basis vor allem mit viel Weizen und Mais gefüttert, relativ langsam und antibiotikafrei gemästet und auf Stroh im Stall gehalten wurde. Dem krossen Bratl vom Saalower Kräuterschwein mit Dunkelbiersacue ist es vorher auch besser und artgerechter gegangen als seinen meisten Brüdern.
Wir kosten Lammfiletspieße mit Merguez, klar: vom Flammenwandgrill, und finnischen Flammlachs auf dem Nagelbrett gegrillt mit Honig, Zitronenpfeffer und Cognac flammbiert. Dazu eine Senf-Dillsauce. Das schmeckt so köstlich wie es ausschaut.
Für diejenigen, die sich nicht entscheiden können, bietet die Rotisserie Weingrün „Dreierlei vom Grill“. Super Idee!
Als Beilagen stehen kleine Grill-Kartoffeln (mit Rosmarin, auch lecker mit Olivenöl und Meersalz) auf der übersichtlichen Karte wie auch Caesar Salat (mit Parmesan und knusprigen Brotcroutons), mediterranes Grill-Gemüse mit Thymian. Klasse und klassisch auch Kartoffelstampf mit brauner Butter und Schnittlauch.
Ein Nachtisch geht immer. Berliner Mohnspielen mit Vanillesauce und eingeweckten Pflaumen. Wer mit Tiroler Bergschinken begann, der könnte mit Tiroler Bergkäse mit Tessiner Senffrüchten und Bauernbrot enden. Danach spazieren alle Arm in Arm die Spree entlang.
WELTEXPRESS Gourmet rät zur Rotisserie Weingrün, Gertraudenstraße 10-12, 10178 Berlin-Mitte, Telefon 030 20 62 19 00, Fax: 030 20 62 38 00, Email: info@rotisserie-weingruen.de, Website: http://www.rotisserie-weingruen.de