Ein Schiff mit abenteuerlicher Jungfernfahrt – MS „Wilson Dieppe“ brachte 1500 Tonnen Dünger für die Region

Die Ladeluke der WILSON DIEPPE ist zum Löschen geöffnet Stralsund. © 2020, Foto: Dr. Peer Schmidt-Walther

Stralsund, Deutschland (Weltexpress). Schiffe haben wie auch Menschen ihre Biographien oder ein Schiffsleben. Sie sind nicht nur ein Haufen Stahl. Vielfach hängen Gefühle an ihnen, wie man jüngst bei dem bekannten Kreuzfahrtschiff „Astor“ erlebte, als es in der Türkei zum Verschrotten auf den Strand gesetzt wurde. Das war für viele, die mit ihr in den Urlaub fuhren oder drauf arbeiteten, ein trauriger Augenblick.

Freudig indes war das Wiedersehen, das der Autor am Dienstagnachmittag hatte, nachdem die „Wilson Dieppe“ im Nordhafen festgemacht hatte. Unter dem weiß am Rumpf aufgemalten Namen kann man noch den Taufnamen „Melas“ lesen, dessen Lettern erhaben aufgeschweißt sind. So hieß nämlich der 88 Meter lange 3675-Tonnen-Frachter, als er im Januar 2010 auf der Werft Lodenice im slowakischen Komarno an der ungarischen Grenze in Dienst gestellt wurde.

Neubaufrachter MS MELAS unterwegs während der Probefahrt auf der Donau. © 2020, Foto: Dr. Peer Schmidt-Walther

„Wie bitte, wo?“, wird man bei dieser Auskunft ungläubig gefragt, „Seeschiffbau in der Slowakei, mitten im Binnenland, wie geht das denn?“ Die „Wilson Dieppe“ ist der Beweis dafür, dass das sogar sehr gut funktioniert. In ganzen Serien mit bis zu drei Taufen auf einen Schlag wurden dort Schiffe gebaut, die dankbare Abnehmer im Westen fanden. So wurde die „Melas“ von der Reederei Wessels in Haren an der Ems in Auftrag gegeben, die Dutzende von ähnlichen Mini-Bulkern, wie diese Klasse bis 5000 Tonnen heißt, auf der Donau-Werft bauen ließ. Weil das Preis-Leistungs-Verhältnis stimmte.

Zwei LKW warten auf Beladung vor der WILSON DIEPPE Stralsund am 2.12.2020. © 2020, Foto: Dr. Peer Schmidt-Walther

Ein Problem allerdings war jedes Mal die Überführung zum Schwarzen Meer. Rund 2000 Kilometer dieselte der Frachter mit seiner 2040-PS-MaK-Maschine aus Kiel durch fünf Länder, wobei das ungarische Berg- und Tiefland, Budapest, Novi Sad, Belgrad, das Eiserne Tor und Russe passiert wurden mit Ziel Constanta am Schwarzen Meer. Erst dort konnten auf einer rumänischen Werft das im Laderaum mitgeführte Deckshaus, Schornstein und Masten aufgesetzt werden. Die nautische Überführungscrew der „Melas“ musste dabei auf offener Brücke im Freien ausharren, auch wenn es so bitterkalt war wie im Winter 2010. Tief verschneit passierte der Frachter mit dick vermummten Steuerleuten damals die ungarische Hauptstadt. Vorbei an staunenden Gästen eines Kreuzfahrtschiffes, darunter auch der Autor. Wegen des Flusswasserstandes konnte der Frachter nur mit geringstem Tiefgang fahren. Vor niedrigen Brücken pumpte man Ballastwasser in die Tanks, um das Schiff in der Höhe abzusenken und so eine gefahrlose Passage zu ermöglichen.

Ein 42-Tonner wird mit Dünger beladen Stralsund. © 2020, Foto: Dr. Peer Schmidt-Walther

„Diese Jungfernfahrt war ein echtes Abenteuer“, sagte rückblickend Reederei-Inspektor Willi Karthmann, „denn wir mussten zwischen Niedrig- und Hochwasser auf alles gefasst sein“. Fraglos waren diese Reisen etwas Besonderes in der Schifffahrt, zumal auch die Komarno-Werft inzwischen ihre Tore schließen musste. „Ein Jammer“, so Kartmann, „denn wir haben mit denen gern zusammengearbeitet, weil sie uns ohne Termin- oder Finanzrahmen-Überschreitungen immer gleich gute Qualität geliefert haben“.

MS Wilson Dieppe löscht belgischen Dünger im Stralsunder Nordhafen, 2.12.2020. © 2020, Foto: Dr. Peer Schmidt-Walther

Die Schwesterschiffe der “Melas“/„Wilson Dieppe“ – das ist ihr Chartername von der norwegischen Reederei Wilson – sind bis heute weltweit im Einsatz als Schüttgut-Transporter und auch als Zweithand-Schiffe sehr gefragt. Vorteil: Dank ihrer Abmessungen können sie auch kleinere und kleinste Häfen anlaufen. Abgangshafen war diesmal Rostock, wo der Frachter eine Teilladung Dünger aus Antwerpen löschte. Die restlichen 1500 Tonnen – etwa 60 Lastzug-Ladungen – wurden im Stralsunder Hafen auf LKW umgeschlagen. Die wiederum verteilten die wachstumsfördernde Fracht auf verschiedene Agrarbetriebe in ganz Nordvorpommern. 24 Stunden später war der Laderaum leer gebaggert und „Wilson Dieppe“ machte sich auf den Weg zum nächsten Ladehafen irgendwo in der Ostsee.

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