Ein neuer Massstab für die Sicherheit von Kleinstwagen – Cityflitzer liegen im Trend, ihre Sicherheit auch? – Die Drillinge Seat Mii, Å koda Citigo und VW Up sind nach Euro-NCAP die Sichersten des Segments – Manko: Fußgängerschutz

VW Up, Prototyp. © Volkswagen

Der ist wendig, paßt in kleine Parklücken, und für den Einkauf oder die Fahrt ins Wochenende reicht er allemal. Zudem schonen die Minis durch einen günstigen Anschaffungspreis (Basispreise in der Regel unter 10.000 Euro) und durch niedrigen Verbrauch den Geldbeutel – und die Umwelt. Doch wie sieht es mit ihrer Sicherheit aus? Kleine Autos haben naturgemäß weniger Knautschzone und sind beim Zusammenstoß mit einem schwereren Auto im Nachteil.
Also haben wir uns die Sicherheit eines neuen Kleinstautos mal genauer angeschaut, und zwar des VW Up und seiner baugleichen Konzernbrüder Seat Mii und Å koda. Der Up ist in null Komma nichts der Spitzenreiter in der Verkaufsstatistik des Segments geworden, mit 17,5 Prozent zwischen Januar und April 2012.

Das Interessanteste am VW Up und seinen Schwestermodellen ist aus Sicherheitssicht der Notbremsassistent für die Stadt: Ein Lasersensor in der Frontscheibe überwacht bis 30 km/h den Verkehr. Bemerkt er einen drohenden Aufprall, vielleicht weil der Fahrer beim Abbiegen einen Fußgänger übersehen hat oder weil der Vordermann abrupt bremst, werden zunächst die Bremsanlage und der hydraulische Bremsassistent vorbereitet, und wenn der Fahrer nicht reagiert, wird das Auto automatisch gebremst. So etwas gibt es sonst nur bei Spitzenmodellen. Im Å koda Citigo kostet es 150 Euro extra. Passend dazu gibt es ein Unfallfrühwarnsystem, das kurz vor einem Zusammenstoß die Sicherheitsgurte spannt und Gurtkraftbegrenzer sowie Frontairbags alarmiert.

VW Up, Prototyp. © VolkswagenAuch die Standardausrüstung der Seat-Å koda-VW-Drillinge ist beachtlich: Antiblockiersystem, elektronische Stabilitätsregelung, Antriebsschlupfregelung, Fahrer-, Beifahrer- und Kopf-Thorax-Airbags sowie Dreipunktgurte mit Kraftbegrenzern auf allen Sitzen geben den Passagieren einen guten Rundumschutz, der selbst in höheren Fahrzeugsegmenten nicht selbstverständlich ist. Gleiches gilt für das standardisierte Kindersitzbefestigungssystem Isofix mit Top-Tether und auf allen hinteren Sitzen.

Einen Sicherheits- und gleichzeitig Komfortgewinn bietet die neu von VW entwickelte innenbelüftete Scheibenbremse mit Bremskraftverstärker, die den Fahrer differenziert nach leichtem und starkem Bremsen unterstützt. Damit wird der Bremsaufwand für Fahrerin oder Fahrer verringert. Die Sicherheitsfahrgastzelle besteht zu 57 Prozent aus höchst- und hochfestem Stahl – was viel ist –, und in besonders heiklen Bereichen der Karosserie wie den vorderen Langsträgern wird Dualphasenstahl eingesetzt, der die Zugfestigkeit erhöht und damit Unfallenergie besser absorbiert. Die teleskopierbare Sicherheitslenksäule mit genau definierten Deformationselementen verringert bei einem Unfall die Verletzungsgefahr.

Alle diese Sicherheitselemente haben Mii, Citigo und Up beim Sicherheitscrashtest von Euro-NCAP, einem EU-weiten Zusammenschluß von Verkehrsministerien, Sicherheitsorganisationen und Automobilclubs, die maximale Bewertung von fünf Sternen gebracht. Den Testern gefiel vor allem die Stabilität der Fahrgastzelle, der Insassenschutz auch bei unterschiedlich großen Passagieren und verschiedenen Sitzpositionen sowie der Schutz vor dem gefürchteten Schleudertrauma bei einem Heckprall.

Seat Mii © SeatBemängelt wurde allerdings, daß die Wagenseiten nicht genug Schutz bieten und daß die Hinweise zum Abschalten des Beifahrerairbags (unbedingt erforderlich für Reboard-Kinder ¬sitze) nicht genügen. Kritik hagelte es auch am Fußgängerschutz der Kleinstwagen-Drillinge. Die Stoßstange bietet für Fußgänger zwar einen guten Beinschutz, jedoch könnte der Aufprall eines Kindes und teilweise auch eines Erwachsenen auf die Motorhaube folgenschwer werden.

Unterm Strich bleibt aber die bestmögliche Wertung von fünf Sternen für Mii, Citigo und Up, die mit der Euro-NCAP-Wertung als die sichersten Minis gelten.

Nun hat „Auto-Bild“ allerdings herausgefunden, daß der Euro-NCAP-Test seit Anfang 2012 neu gewichtet wird, und zwar wurde eben jener Fußgängerschutz deutlich aufgewertet – wohlgemerkt: Die Testverfahren selbst wurden nicht verändert, nur die Gewichtung der einzelnen Bereiche. Mit dem Ergebnis, so die Fachzeitschrift, daß viele Modelle, die noch nach der alten Gewichtung bewertet wurden, nach neuer Bewertung immerhin zwei Sterne verlören. Das betrifft neben Premiummodellen wie den Audi A6 und die Mercedes C-Klasse auch die drei Kleinstwagen aus dem VW-Konzern.

Auf Anfrage des kraftfahrt-berichters bestätigte ein VW-Sprecher das Ergebnis von „Auto-Bild“, betonte aber: „Fakt ist: Die ’5 Sterne 2011’ haben der Up und seine beiden Schwestermodelle, und sie werden sie auch behalten.“ Keine Angaben konnte der VW-Sprecher machen, ob VW über Verbesserungen im Fußgängerschutz der Up-Familie nachdenkt.

Gerade angesichts des Fußgängerverkehrs in den Städten ist der Fußgängerschutz für Cityautos wichtig. Trotz dieses Mankos muß man festhalten, daß der VW-Konzern mit der aktiven und passiven Sicherheit von Seat Mii, Å koda Citigo und VW Up ganz neue Maßstäbe im kleinsten Pkw-Segment gesetzt hat – mit Maßnahmen und Details, die besser und umfassender helfen, das Leben und die Gesundheit der Insassen und anderer Verkehrsteilnehmer zu schützen.

kb

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