Ein Hotel für zwei: das Hochzeitshaus im Bremer Schnoorviertel oder Zwei Treppen (14 Stufen) zum Himmelbett

Im Mittelalter gab es in Bremen wohl mehrere Hochzeitshäuser, wie in jeder Stadt zu dieser Zeit. Sie waren notwendig, weil Paare, die vom Lande kamen, um etwa im Bremer Dom zu heiraten, eine Wohnung in der Stadt nachweisen mussten. Aber selbst Städter mieteten oft ein geeignetes Hochzeitshaus, um ihre Feier auszurichten. Die eigene Wohnung war meist viel zu klein. Für damalige Verhältnisse muss das Hochzeitshaus im Schnoorviertel – mit nur „vier Schritten tief und vier Schritten breit“, also einer Grundfläche von 16 Quadratmetern – ungeheure Ausmaße gehabt haben. Heute kann das niedliche Hotel jeder mieten, der Urlaub vom Alltag machen möchte. Bevorzugt werden Hochzeitspaare und solche, die ihren Hochzeitstag, egal welchen, stilvoll zu begehen wünschen.

In einer der engen Gassen des Schnoor, nach einem Brand im 18. Jahrhundert Wüste Stätte genannt, befindet sich das schmale Fachwerkhaus Nummer 5, das mit einer Sonne über und einem Schild an der Haustür auf sich aufmerksam macht: „Bitte nicht stören“.

Was hinter Tür und Fenstern vor sich geht, können Außenstehende nur ahnen. Denn die Vorhänge bleiben zugezogen.

Auf drei winzige(n) Etagen kann sich das verliebte Paar ausleben (zurückziehen). Das Entree im Erdgeschoss ist zugleich Küche mit gefülltem Kühlschrank. Doch werden hier nur Getränke gebraucht. Zum Naschen stehen Obst und Bremer Kluten bereit. Herd mit Keramikfeldern, Mikrowelle, Geschirrspüler wurden noch nie von Gästen benutzt, wissen die heutigen Hausherrinnen. Das hier servierte reichhaltige Sektfrühstück mit Lachs, Krabben und allerlei Köstlichkeiten bringt am Morgen Frau Eckert auf den Tisch. Unter der Schiffstreppe mit dem schick glänzenden Geländer aus hochpoliertem Stahl ist eine Toilette eingebaut, deren obere rechte Türkante am Rahmen verankert ist und sich nicht mit öffnet. Die Deckenschräge lässt keine volle Türgröße zu.

Am Fuße der 14 Stufen, die in den siebten Himmel führen, stehen Badelatschen bereit. Schuhe dürfen unten bleiben. Teppichboden und Bezüge der Kuschelecke in der ersten Etage sind in hellem Gelb gehalten und auf die edlen Jerusalemsandstein-Fliesen des Bads mit dem Whirlpool farblich abgestimmt. Das tiefe und großzügige Halbrund der Sprudelwanne hat 380 Düsen und „hält, was es verspricht“, so ein Kommentar im Gästebuch. Auf Wunsch ziert eine Dekoration aus Rosen und Teelichtern den Wannenrand.

Unter dem Dach dann, eine Etage oder noch sieben Stufen höher, das Highlight: ein Himmelbett aus weißer Seide. Es nimmt fast den ganzen Raum ein. Ein roter Sessel, ein winziges Tischchen und ein Sektkübel finden gerade eben noch Platz. Was braucht ein verliebtes Paar mehr? In der Wand versteckt sich ein begehbarer Schrank.

Aus aller Herren Länder reisen die Paare an, ja sogar aus Finnland und China. Aus Dänemark kam ein frisch vermähltes männliches Ehepaar, und auch ein weibliches Paar erfüllte sich im Hochzeitshaus seinen „Traum“. Die Kommentare im Gästebuch verraten: Das „Zauberhaus“ hat es in sich. „Vor zwei Jahren waren wir hier zu zweit, jetzt sind wir hier zu dritt.“ Ein Kind, wenn es denn mit muss, kann auf einer in der Wand der ersten Etage verankerten Klappcouch schlafen.

Wer doch einmal die Vorhänge der Sprossenfenster aufzieht, blickt in eine dieser verwinkelten Gassen des Schnoorviertels, in den Serenadenhof und auf das romantische „Katzen-Café“.

Info:

Preise: Eine Übernachtung inkl. Sektfrühstück und Getränken im Kühlschrank kostet pro Paar 350 Euro, jede weitere Übernachtung 250 Euro.

Hochzeitshaus, Claudia Hattenhauer & Silke Melles, Wüste Stätte 5, 28195 Bremen, Tel. mobil: +49(0)1754883060, mail@hochzeitshaus-bremen.de, www.hochzeitshaus-bremen.de

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