Der Debüt-Roman der 1983 geborenen, inzwischen in Wien lebenden Autorin, umfasst gerade 200 Seiten. Die haben es in sich. In knapper, poetischer Sprache entwirft sie ein Panorama einer deutsch-japanischen Sinnsuche. Irene irrlichtert durch Berlin und KyÅto. Berlin früher, KyÅto heute, sind die verschränkten Kapitel überschrieben. Ein Studium in Berlin liegt hinter ihr, das Leben als Zimmermädchen in Japan ist die Gegenwart. Und über allem der Regen. Das Zeichen für Regen, ame, 雨.
Die Autorin promoviert über Hotels in der Gegenwartsliteratur, ihr Roman liest sich wie die literarische Essenz des Themas. Wer lebt warum in Hotels, was bringen Gäste mit, was hinterlassen sie? Warum raschelt in einem Karton unter einem der großen Betten eine Schildkröte? Dazwischen-Sein, das Temporäre, ist wunderbar eingefangen in diesen Szenen einer Unbehausten, die anderen beim Fremdsein zusieht. Selbst kaum angekommen, lässt sich Irene treiben in der Fremde, erfährt die Topographie Japans und fühlt verlorener Liebe, die sich als Freundschaft tarnte, hinterher.
Traumhafte Sentenzen, ein Ausflug ans Meer und ein verstörend traurig wie konsequentes Ende machen den Reiz dieser doppelbödigen Erzählung aus. Ein literarisches Kleinod und großes Versprechen für die Zukunft!
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Jana Volkmann, Das Zeichen für Regen, Roman, 208 Seiten, edition atelier, Wien 2015, ISBN: 978-3-903005-07-5, Preise: 19,95 Euro (D), 19,95 Euro (A) und 28,50 SFr (CH)