Duell der Magier – „Harry Potter“ erfährt im vorletzten Teil von David Yates Filmreihe von den „Heiligtümer des Todes“

Magische Gefäße, sogenannte Hokruxe, müssen die Schüler des Zauberinternats Hogwarts und Freunde Harry, Hermine und Ron ausfindig machen und zerstören. Die Zeit drängt, denn Voldemorts Schergen drohen aus dem Zauberland einen totalitären Staat zu machen. Der Wert der Bewohner würde darin nach ihren magischen Fähigkeiten bemessen. Im Mittelpunkt der Handlung steht die Reise der Gefährten. „Die Gefährten“ ist auch der Titel des zweiten Teils von Peter Jacksons „Herr der Ringe“-Trilogie. Dramaturgisch erinnert „Harry Potter und die Heiligtümer des Todes“ an eine Kinderversion der oscargekrönten Tolkien-Verfilmung. Konnte Jackson dem Übermaß von Tolkiens Fantasy-Kosmos kaum Herr werden, quält sich Yates mit der Fantasielosigkeit von Rowlings Buchvorlage. Ihre „Harry Potter“- Reihe ist eine perfide kalkulierte Aneinanderreihung literarischer Imitationen, Anlehnungen und Plagiate.

Die Vision eines totalitären Staates ist von Orwell übernommen, Harrys und Voldemorts die Persönlichkeit ihrer Besitzer spiegelnden Tiergefährten ein Abklatsche der Seelentiere aus C. S. Lewis „Chroniken von Narnia“ und den Romanwelten eines Tolkien und Carroll. Dafür ist die winterliche Landschaft, in der die Freunde in zugefrorene Gewässer tauchen und Ausgesandt Voldemorts bekämpfen müssen, düstere und karger gezeichnet. Die Konflikte, die zwischen Harry, Ron und Hermine entstehen, nachdem die bösen Mächte ihre verborgenen Ängste geweckt haben, bleiben kindlich-naiv, da mag auch Nick Cave aus dem Radio ertönen. Das unausgegorenen Fantasy-Abenteuer scheitert an der Unmöglichkeit ein Kinderfilm in Erwachsenenoptik und ein emotionales Drama ohne tiefgehende Problematik sein zu wollen. Dem schauspielerische Talent des hochkarätigen Ensembles raubt das stumpfe Drehbuch jede Magie.

Beflissen darauf, eine Altersfreigabe ab 12 nicht zu gefährden, lässt „Harry Potter“ jede Szene, die der Handlung Authentizität oder Dramatik verleihen könnten, abreißen. „Die Heiligtümer des Todes“ ist der wohl frustrierendeste Teil „Harry Potter“-Reihe. Eine stupide überlange Reise durch einen tristen grau-braunen Landschaftskatalog, der für die Zuschauer noch strapaziöser ist als für die Protagonisten.

Titel:Harry Potter und die Heiligtümer des Todes – Teil 1

OT: Harry Potter and the Deathley Hallows – Part I

Land/ Jahr: USA 2010

Genre: Kinderfilm, Fantasyfilm

Kinostart: 18. November 2010

Regie: David Yates

Drehbuch: Steve Kloves

Darsteller: Daniel Radcliff, Emma Watson, Rupert Grint, Robbie Coltrane, Helena Bonham Carter, Warwick Davis, Ralph Fiennes, Brendan Gleeson, Alan Rickman, John Hurt, Imelda Staunton,David Thewlis, Julie Walters, Timothy Spall

Kamera: Eduaro Serra

Musik: Alexandre Desplat

Schnitt: Mark Day

Laufzeit:146 Minuten

Verleih: Warner Bros.

www.harrypotter.de

www.warnerbros.de

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