Als Akhanli am 10. August seinen schwer kranken Vater besuchen wollte, wurde er bei der Einreise in Istanbul festgenommen. Er soll 1989 eine Wechselstube überfallen und den Besitzer getötet haben. Außerdem wird ihm ein bewaffneter Umsturzversuch vorgeworfen, der nach dem türkischen Strafgesetzbuch mit einer lebenslangen Freiheitsstrafe geahndet werden kann. Seine Anwälte wiesen am Mittwoch alle Vorwürfe zurück und wollen einen Freispruch für den Kölner Schriftsteller türkischer Herkunft erreichen. Nach den Angaben der Anwälte basiert der Tatvorwurf auf einer mittlerweile widerrufenen Zeugenaussage, die mutmaßlich unter Folter erlangt wurde. Weiterhin teilten die Anwälte mit, dass keine Fingerabdrücke ihres Mandanten am Tatort gefunden worden seien. Seit Wochen protestieren Autoren und Künstler massiv gegen das Verfahren.
Als Prozessbeobachter kam eine 21-köpfige Prozessbeobachterdelegation, die das Verfahren vor Ort in Ä°stanbul verfolgten. Zu den 21 Teilnehmern gehören nach Angaben des Vereins Recherche International Journalisten, Politiker, Rechtsanwälte, Vertreter von Menschenrechtsorganisationen und der Kölner Journalist Günter Wallraf, der am Abend ein Hintergrundgespräch über den Fall in den Räumen des türkischen Journalistenverbandes “Türkiye Gazeteciler Cemiyeti” im Istanbuler Stadtteil Besiktas führte.
Akhanli`s Vater ist Ende November in einem Dorf im Nordosten der Türkei gestorben, ohne seinen Sohn noch einmal zu sehen.