„Das ganz normale Familienchaos.“ Nennt sich der Ratgeber für Eltern mit Herz und Humor, den Andrea Fischer Schulthess im Verlag Haupt geschrieben hat und der schlicht bedeutet, sich von der überkommenen und angeblichen Wohlanständigkeit, in deren Namen täglich Tausende von Kindern gequält werden, zu verabschieden und mit Mut das Chaos zu bewältigen, daß berufstätige Mütter auf jeden Fall erwartet, wenn sie die Beschäftigung mit den Kindern wichtiger nehmen als den Putzzug durchs Wohnzimmer. Die verschiedenen Problembereiche wie Hausaufgaben werden genauso phantasievoll bewältigt wie „Essen und Fressen“. Hat uns gefallen.
„Die Glücksformel“ nennt Stefan Klein seine neue Anleitung zum Entstehen guter Gefühle bei rororo. Der Wissenschaftsjournalist nutzt die neuesten Ergebnisse der Hirnforschung, die beweisen, was kluge Menschen immer schon sagten, daß alles auf der Welt ein mentales Problem ist, d.h. abhängig davon, wie ich an Sachen herangehe. Anfangen muß auch Stefan Klein mit der Brechtschen Formel, die er zwar nicht so benennt: „Denn alle laufen nach dem Glück, das Glück läuft hinterher”¦“. Denn das Phänomen ist einfach, je mehr ich das Glück suche, desto mehr schlittern wir von Unglück zu Unglück. Es geht also um die Definition dessen, was Glück ist und wie der Mensch nutzen kann, daß Forscher in bestimmten Hirnregionen den Ort für Gefühle, auch für die Glücksgefühle gefunden haben und damit auch den Weg, diese systematisch zu erlangen. Ein Ratgeber, der nicht platt daherkommt und dennoch einfach und gut verständlich geschrieben wurde.
Ja, ja, bei der Frage nach dem Glück darf wie bei allen solchen Fragen Anselm Grün nicht fehlen, der einfach schriftlich zu allem etwas sagen muß. „Das Glück beginnt in dir“, behauptet er mit „Gute Gedanken für jeden Tag“, erschienen wie alles seine Menschheitsratgeber im Herder Verlag. Also wirklich. Er macht das systematisch dem Datum nach. Heute, am 1. Januar gilt: „Ganz gleich, wie sie das neue Jahr beginnen, allein oder in Gemeinschaft, schweigend oder feiernd, ein guter Weg ist es immer, das neue Jahr zu segnen: Stellen Sie sich aufrecht hin und erheben Sie die Hände zur Segensgebärde.“ Dann fließt nämlich durch die Hände der Segen von oben durch Sie durch, was sich potenziert, wenn Sie den ganzen Januar hindurch jeden Tag so beginnen! Also, anfangen.
Von anderem Kaliber ist „Ängste besiegen, Panik überwinden“, von Pe Jacobi bei Rowohlt erschienen. „Ein Buch für Frauen“ heißt es im Untertitel, aber geht Männer genauso an. Angst ist der Begriff, um den es hier geht und der der Motor so vieler Fluchten ist. Die Autorin setzt vielfach an und wir fanden ihre Systematik einsichtig. Denn „Angst hat viele Gesichter. Wie sich Angststörungen zeigen“, ist nicht bei jedem Menschen gleich. Welche Strategien dagegen helfen, ist erst recht von Mensch zu Mensch unterschiedlich. „Strategie“ ist dabei ein schillernder Begriff, denn er suggeriert uns eine positive Linie. Allerdings ist Strategie erst einmal wertneutral auf ein bestimmtes Vorgehen bezogen, das genauso zeigen kann, welche Strategien in die Panik hoch Drei führen. Ein nützliches Buch für jeden. Und wenn es auch nur zum Verständnis der angstgeschüttelten Umwelt ist.
Katja Doubek stellt fest: „Glück im Job – Pech in der Liebe“ und kümmert sich um die Karrierefrauen, die nun am häuslichen Herd etwas vermissen. Sie nennt sie zwar in der Titelüberschrift „Erfolgsfrauen“, aber in der Rubrizierung dann die Narzisse, die Opportunistin, die Schicksalsgläubige, die Frauenkämpferin, die Arbeitswütige, die Überhebliche, etc. Der Begriff „Ratgeber“ ist bei diesem Buch etwas überdehnt, denn es sind Gescheiterte, um die es geht, die als Alleinwohnende übrig geblieben sind, nachdem die Blütenträume von Partnerschaft nicht verwelkt sind. Allerdings kann man als Begleitbuch durchaus eines gebrauchen, das darstellt, wie trist so mancher Ehealltag für die in diesen Ehen eingesperrten Frauen ist. Zwar sind sie nicht allein, aber um welchen Preis. Also geht es eigentlich darum, für jede herauszubekommen, was Wolf Biermann nicht schaffte: „Ich krieg`s nicht raus, in diesem Leben nicht, das, wie man leben soll”¦“
Roger-Pol Droit hat bei Hoffmann und Campe „Was Sachen mit uns machen“ veröffentlicht, wo er „Philosophische Erfahrungen mit Alltagsdingen“ vor uns ausbreitet, daß wir nur sagen können: „Ja, genau, so ist es.“ Die meisten haben kein Gefühl von Dingen und auch kein Gefühl für Dinge. Aber auch Nichtlebendiges hat ein Gefühlsleben. Das glauben wir dem Autor sofort. Denn wir sind es, die die Dinge beseelen und dann sprechen ihre Seelen auch zurück. Es geht schlicht darum, nicht blind durch die Welt zu laufen und nichts zu sehen, sondern die Augen aufzusperren und den Dingen ein Eigenleben zu lassen. An Einzelstücken wie der Schale, der Büroklammer, der Fernbedienung u.a. führt der Autor das Staunen vor, das einen ob ihrer Funktionalität ergreift, an Bett, Tür oder Sandale u.a. das Suchen und Tasten, es gibt die Aufregung um Dinge wie Waschmaschine und Grabstein und die Beruhigung beim Fernsehapparat und der Schleifmaschine. Wie das gemeint ist? Also, dann lesen Sie doch selbst.