Paris, Frankreich (Weltexpress). In vielen französischen Städten eskalierten die Proteste der Gelbwesten, die sich aus Anlass von Steuererhöhungen fürs Volk, nachdem vorher die Steuern für die Bourgeoisie gesenkt wurden, auf den Straßen zusammenfanden und längst die Absetzung des Präsidenten fordern. In ganz Frankreich sollen rund 100.000 Menschen auf die Straße gegangen sein.
„Die Presse“ (2.12.2018) notiert: „Rund 75.000 Menschen nahmen in ganz Frankreich an den Protesten gegen Spritkosten und Reformpolitik teil.“
Allein in Paris sollen mehr als 133 Menschen verletzt und über 400 verhaftet worden sein wie „Spiegel-Online“ (2.12.2018) berichtet. Dort heißt es weiter: „In den Straßen von Paris kam es zu chaotischen Szenen, als Randalierer Barrikaden errichteten, Autos anzündeten und Fensterscheiben einwarfen. Vermummte zogen zum Teil mit Metallstangen und Äxten durch die Straßen. Der Triumphbogen wurde mit Graffiti besprüht.“
„Macron selbst hat die Krawalle am Samstag scharf verurteilt“, heißt es in „Die Presse“ weiter, wo er mit folgenden Worten zitiert wird: „Ich werde immer Protest akzeptieren, ich werde immer der Opposition zuhören, aber ich werde nie Gewalt akzeptieren“, weil „nichts … Angriffe auf die Polizei, Plünderung oder Vandalismus“ rechtfertige.
Der Regierungssprecher Benjamin Griveaux wird in „Spiegel-Online“ (2.12.2018) zitiert: „Wir haben gesagt, dass wir den Kurs nicht ändern werden. Denn der Kurs ist gut.“ Bei den Steuererhöhungen fürs Volks und den Steuersenkungen für die Bourgeoisie wird es bleiben.
Mit anderen Worten: Die Reaktion von Emmanuel Macron auf die Gelbwesten-Bewegung scheint ignorant. Bei vielen von ihnen ist die Stimmung nach Jahren, in denen es für sie schlechter wurde, gekippt. Die Wut der unorganisierten Teile des Volkes ist groß genug, um Chaos zu stiften. Noch sind diese Chaoten Hunderte, ein paar Tausend insgesamt, Zehntausende jedoch gingen im ganzen Land auf die Straße. Und es sind nicht die üblichen Verdächtigen von Links und Rechts.
Macron und die Bourgeoisie in Paris scheinen das bisher unpolitische und unorganisierte Volk in der Provinz nicht nur zu ignorieren, sondern zu verachten.
Doch wenn sich das Volksbewusstsein weiter entwickelt und der Volkszorn wächst, dann Gnade den Macronisten nicht nur an der Seine.
„Für den kommenden Sonnabend sind erneut Aktionen geplant, und wieder wollen sie nach Paris reisen. Was für Leute, die tagtäglich rechnen müssen, wie lange ihr Geld diesen Monat reicht, keine Kleinigkeit ist“, weiß Gero von Randow in „Zeit-Online“ mitzuteilen. Macron mag auf die Welt bleiben und Geopolitik betreiben, die Menschen schauen aufs Monatsende.