Berlin, Deutschland (Weltexpress). Die Fußballer der VSG Altglienicke holten zum ersten Mal seit der deutschen Wiedervereinigung den Berliner-Pokal. In ihrer seit 1883 währenden Geschichte spielten sie durchgehend unterklassig. Der größte Erfolg zu DDR-Zeiten war 1989 der Aufstieg in die Ost-Berliner Bezirksliga, der dritthöchsten Spielklasse. Dann dauerte es bis zum Jahre 2011, die VSG wurde Berliner Meister und spielte erstmals überregional in der Oberliga des Nordostdeutschen Fußballverbands. Nach drei Jahren in dieser Liga erfolgte der freiwillige Rückzug und sie traten wieder in der Berlin-Liga an. 2016 wurde erneut der Berliner Meistertitel geholt und das Aufstiegsrecht in die Oberliga wahrgenommen. In der Saison 2016/17 gelang der Durchmarsch in die Regionalliga Nordost.
In der abgebrochen Corona-Spielzeit 2019/20 lagen sie nach 23 absolvierten Spielen punktgleich mit dem 1. FC Lok Leipzig an der Tabellenspitze. Die Leipziger hatten ein Spiel weniger ausgetragen. Auf Beschluss des Nordostdeutschen Verbandes kam nun die Quotientenregel zum Einsatz. „Der endgültige Tabellenstand wird über den Quotienten aus erzielten Gewinnpunkten und ausgetragenen Spielen ermittelt.“ Dabei werden die erzielten Punkte durch die Anzahl der Spiele dividiert. Der 1. FC Lok kam so auf einen Quotienten von 2,14 (47 geteilt durch 22) und bei der VSG Altglienicke musste durch 23 geteilt werden, so dass ein niedriger Wert von 2,04 herauskam.
Altglienickes Trainer Karsten Heine war noch Wochen später sauer über das Vorgehen. Außer einigen Insidern dürfte diese Regel bisher selbst Fußballinteressierten ziemlich unbekannt gewesen sein. So war es wenigstens ein kleiner Trost, dass er mit seiner Mannschaft am 22. August 2020 die Saison verspätet mit dem Sieg im Berliner Pokalfinale abschließen konnte. Für den Verein aus dem Ortsteil Altglienicke des Berliner Stadtbezirks Treptow-Köpenick ein großer Erfolg, vielleicht der größte der bisherigen Vereinsgeschichte. Mit dem 1. FC Köln aus der Bundesliga steht bereits der Gegner in der 1. Hauptrunde des DFB-Pokals fest.
Wie jetzt bekannt wurde hatte im Vorfeld des Finalspiels der 1. FC Köln mit dem anderen Finalisten Viktoria Berlin eine Absprache getroffen, im Falle des Sieges das Heimrecht zu tauschen. Wirklich zu dumm, dass Viktoria das Finale mit 0:6 verloren hat. Kölns Sportdirektor Horst Heldt wird im Kölner Express dazu zitiert: „Wir hatten mit Viktoria Berlin ausgemacht, dass wir in Köln spielen, falls sie weiterkommen sollten“ Die siegreichen Altglienicker wollen auf jeden Fall in Berlin spielen, „die haben sich nicht gemeldet“ und „jetzt müssen wir doch einen Flug nach Berlin buchen. Da haben wir uns mit den Falschen ausgetauscht. Scheiße.“
Auf der Internet-Seite der VSG Altglienicke erschien einen Tag nach dem Pokalerfolg „Über den Ticketverkauf, die Akkreditierung der Medien, das Sicherheits- und Hygienekonzept, sowie die maximale Anzahl der Zuschauer im Stadion, werden wir Anfang der Woche informieren.
Wir sind mit der Stadionverwaltung, den Sicherheitsbehörden, dem Gesundheitsamt und dem Berliner Senat im engen Austausch in welchen Rahmen die 1.DFB-Pokal Runde ausgetragen werden kann.“
Es werden spannende Tage und diese spannenden Tage wollten sie sich bei Viktoria Berlin wohl ersparen.
Als Austragungsort kommen in Berlin wohl nur der Jahn-Sportpark oder das Olympiastadion in Frage. Die Miete im Olympiastadion dürfte zu teuer sein, zumal keiner weiß ob überhaupt Zuschauer dabei sein können und der Jahn-Sportpark soll eigentlich umgebaut und saniert werden.