Berlin, Deutschland (Weltexpress). Post von Hannes Jaenicke via Change.org zu bekommen, das ist schon was, denn mit 25 Millionen Nutzern sei die laut Wikipedia „weltweit agierende Plattform für Online-Aktivismus mit Hauptsitz in San Francisco und … die größte Petitionsplattform der Welt“. Immerhin wird beim Kolportieren im selben Satz mit den Worten „nach eigenen Angaben“ darauf hingewiesen, dass das nicht überprüft wurde.
Was kann der Jaenicke dafür. Soll der Mann auch noch dafür verantwortlich gemacht werden, dass zu viele Wikipedia-Autorinnen und -Autoren Dumpfnudeln sind?
Eine Petition an Angela Merkel
Selbstverständlich agiert keine Plattform, aber immerhin unterlässt Hannes Jaenicke es nicht, diese aus San Fran mit einem oder mehreren Mitarbeitern der Deutschen Umwelthilfe e.V. zu nutzen, um eine Petition an die „Kanzlerin der Bundesrepublik Deutschland, Spitzenkandidatin für die Bundestagswahl 2017 Angela Merkel (CDU)“ zu richten. Dem offenen Gesuch von Jaenicke und anderen mit den apodiktisch fordernden Überschriften „Unsere Ozeane sind keine Müllkippe! Endlich Schluss mit unnötigen Einwegverpackungen!“ sollen sich möglichst viele Personen anschließen und die Petition unterschreiben.
Meilenstein
„53.236 Unterstützer/innen auf Change.org“ hätten das bereits getan, „21.764 Unterstützer/innen auf Change.org bis zum 75.000-Meilenstein“ würden noch fehlen. Meilensteine zählen zu den Kleindenkmälern und sind bei Kleinbürgern, die den Großbürgern nicht die Zöpfe abschneiden, sondern Gesuche einreichen, deswegen so beliebt.
Klarheit und Wahrheit
Immerhin dienen sie wie manche Petitionen mehr oder minder der Aufklärung. Wir beim WELTEXPRESS wollen nicht gänzlich verschweigen, was diese Petitionisten verlautbaren. Zitat: „70 Prozent des Abfalls der durch unsere Ozeane schwimmt besteht aus Plastik. Dabei spielt es übrigens keine Rolle, ob die Kunststoffe biologisch abbaubar sind oder nicht. In Wasser zersetzen sich die kompostierbaren Kunststoffe ebenso schlecht wie herkömmliche. Ganze Müllteppiche von der Größe Mitteleuropas treiben auf der Oberfläche. Plastikmüll ist nicht nur unschön anzusehen, sondern gefährlich – für Tiere und Menschen.
Tote Vögel
Mehr als 663 Tierarten sind direkt betroffen. Weltweit sterben jährlich eine Million Vögel und 100.000 Meeressäuger an Plastik im Meer. Die Tiere verheddern sich im Plastikmüll, verwechseln Plastikteile mit Nahrung, verhungern mit einem Magen voll unverdaulichem Müll oder ersticken elend.
Mikroplastik
Über die Nahrungskette gelangt das Plastik auch in unseren Körper. Ist das Plastik erst einmal im Meer, beginnt ein nicht enden wollender Kreislauf, denn Plastik baut sich im schlechtesten Fall erst nach mehreren hundert Jahren ab. Durch äußere Faktoren, wie Licht, Temperatur und mechanische Beanspruchung werden Kunststoffe im Laufe der Zeit spröde und zerfallen in immer kleinere Fragmente, das so genannte Mikroplastik. Die kleinen Plastikteilchen sind besonders gefährlich, denn sie ziehen Umweltgifte wie ein Magnet an. Einmal in den Organismus aufgenommen, wird das Mikroplastik kaum noch ausgeschieden, sondern sammelt sich im Körper an. Hinzu kommt Mikroplastik aus Kunststofffasern, die von Kleidungsstücken stammen, aus dem Peeling in Kosmetikprodukten, der Zahnpasta oder aus Reinigungsmitteln. Auch moderne Kläranlagen sind nicht in der Lage die Plastikteilchen zu herauszufiltern. So reichert sich unser Wasser zunehmend mit unsichtbarem Mikroplastik an. Welche Folgen das für uns hat ist noch völlig unklar.“
Und so weiter auf Change.org.
Dass Hannes Jaenicke mit Petitionen dem Plastikmüll nicht beikommt, das dürfte ihm so klar sein wie mir die Erkenntnis, dass man mit Bahnsteigkarten nicht zur Weltrevolution kommt. Diese Züge sind längst abgefahren.