Und hier gibt es eine attraktive Neuigkeit, nämlich das Genter Stadtmuseum (STAM). Hier wird in der alten Zisterzienser Abtei „Bijloke“ und anlässlich des 150. Geburtstages von James Ensor das Museum für Zeitgenössische Kunst (SMAK) eröffnet, eine Ausstellung mit Werken des visionären Künstlers Ensor.
Eröffnung des STAM (Genter Stadtmuseum). Es ist großartig renoviert worden, dieses Stadtmuseum in der weitläufigen Zisterzienserabtei von Bijloke am Ufer der Leie. STAM ist in Gent und schon weit darüber hinaus ein fester Begriff geworden, wird doch hier in diesem neuen Museum die Geschichte der Kaiserstadt Gent erzählt mit über 300 Ausstellungsstücken.
Die Abtei beherbergt einen der schönsten mittelalterlichen Refektorien Westeuropas mit einzigartigen Wandgemälden aus der Zeit vor Jan van Eyck. Diese Klostergänge bilden einen chronologischen Parcours, in den anliegenden Sälen werden die verschiedenen Perioden nacheinander visuell dargestellt. Und hier ist es ein Glück, dass es die modernen multimedialen Installationen gibt, die den Besucher mit allen Sinnen in eine weite Zeitreise zurück begleiten und diese Zeiten erfühlbar werden lassen.
Der große Saal im neuen Genter Stadtmuseum zeigt die reiche Geschichte dieser Stadt mit ihrer Ausstellung: Die Geschichte beginnt mit einer wachsenden Stadt bis 1200 in diesem Zisterzienserkloster von einst, wo in einem großen Saal die Stadtgründung aufersteht und die ältesten Spuren menschlicher Siedlungstätigkeit in der Region sichtbar werden. Steinskulpturen und illuminierte Handschriften illustrieren die Bedeutung und die Blüte von zwei rivalisierenden Abteien, der St. Bavo- und der St. Petersabtei. Von 1200 bis 1600 war die Stadt Gent im Mittelalter eine Großstadt. Sie war tatsächlich eine der größten Städte Europas. Der Tuchhandel blühte, das brachte Geld und Reichtum, wie es an vielen Häusern noch heute zu erkennen ist, jene prächtigen steinernen Wohnhäuser, Zunfthäuser und öffentliche Gebäude, die damals gebaut wurden, weil die Bürger reich geworden waren. Allerdings gab es auch Ärger, denn das wachsende Selbstbewusstsein des Bürgertums führte nicht selten zu langen und erbitterten Auseinandersetzungen mit Grafen, Herzögen und Kaisern, die mit den Städten um die Macht rivalisierten.
In der Zeit von 1600 bis 1800 spricht man über Gent von der „geläuterten Stadt“; Gemälde und Stiche erinnern an die aufwändigen Festlichkeiten, die bei den „Feierlichen Einzügen“ von gekrönten Häuptern veranstaltet wurden. Die relative politische Ruhe und die wirtschaftliche Erholung nach unruhigen Zeiten machten es möglich, weiter wunderschöne und elegante Häuser zu bauen.
Das Zeitalter der Industrie blieb auch in Gent nicht verborgen, Gent konnte von 1800 bis 1950 von sich auch von einer „Industriestadt“ sprechen, denn auch in
Gent zog die Industrie ein und die mittelalterliche Stadt platzte förmlich aus allen Nähten. Heute bedauern die Bürger, dass damals die alten Stadttore verschwanden, weil außerhalb völlig neue Stadtviertel für die wachsende Bevölkerungszahl gebaut werden mussten.
Dann wird eine problematische Zeit deutlich. Denn nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Gent parallel mit dem Niedergang der Textilindustrie immer grauer und unansehnlicher. Weil sich aber so nach und nach zum Glück neue Unternehmen in Gent ansiedelten und Arbeit und Brot versprachen, konnten sich die Bürger von Gent sowohl in der Stadt und im Hafen über eine neue Dynamik freuen, es ging wieder aufwärts. Hinzu kam, dass sich Gent zum wichtigsten Hochschulzentrum Flanderns entwickelte und damit viele junge Menschen in die Stadt zog.
Und die Ausstellung in dem neuen Stadtmuseum zeigt auch die Zeit von heute, denn Gent versteht sich als „Stadt der Zukunft“, als ein lebendiger Organismus. Als Beweise wird auf die kleinen und großen städtebaulichen und architektonischen Projekte hingewiesen. An Gent wird immer wieder fleißig gearbeitet, renoviert, ausgebaut und geplant für zukünftige Projekte. dass an Gent immer weitergearbeitet wird. Dabei geht es jetzt um die Pläne für den alten Stadthafen, eines der ersten Zukunftspläne, die hier verwirklicht werden sollen. Und so rundet sich diese Ausstellung von damals bis heute, das Porträt einer Stadt wie Gent ist damit perfekt dargestellt.