Wir haben dieses Buch, das von allen fünfen am stärksten eine Romanform darstellt, sehr gerne gelesen. Neben dem pittoresken Daseinsort eines Aquariums in einem internationalen Flughafen und den zuvor nicht gekannten Sorgen eines Aquaristen um das Überleben seiner Fische, was so weit geht, daß er sie mit der Pipette aufzieht, erläutert einem die Autorin so nebenbei noch viel gescheites Zeug, was man dann leider wieder schnell vergißt, von dem einem aber die Erinnerung bleibt, daß man es gerne erfahren hat. Es sind die so unterschiedlichen Lebenswelten der beiden sich aufeinander zubewegenden Protagonisten, die Spannung erzeugen und die eigenen Erfahrungen kommen hinzu, wie todmüde einen das Reisen macht, vor allem, wenn es nicht weitergeht. Hier allerdings ist eine gewisse Reise zu Ende, denn Ellis scheint angekommen, nicht im Aquarium, aber beim Aquaristen. Uns gefiel vor allem, daß der Roman da endet, wo er sonst anfängt. Hier muß sich keiner Gedanken machen, um Wohnplatz- und Arbeitsplatzwechsel, um irgendwelche Dinge, die nüchterne Realität sind.
Das meinen wir nicht sarkastisch, sondern ehrlich, denn Bücher müssen nicht ein Ersatz für die Umsetzung von Liebe in Wirklichkeit sein, sondern können, wie hier, aufzeigen, wie Menschen Kontakte knüpfen, ohne das herkömmliche Kennenlernen zu absolvieren, ohne viele Worte, einfach durch ein vorsichtiges und langsames aufeinander Reagieren, einfach durch Sein. Diese mitmenschliche Eigenschaft von Menschen kommt in einer so künstlichen Flughafenwelt erst recht zum tragen. „In allen drei Erzählsträngen gelingt es der Autorin, einen spezifischen Ton und Duktus zu finden. Souverän verknüpft die promovierte Germanistin Overarth den künstlichen Raum des Aquariums mit dem künstlichen Raum des Flughafens und dokumentiert so auf eindringliche Weise ein stück westlicher Lebensrealität.“, so Sandra Leis. Und während der Lesung aus dem Buch stellen wir zufrieden fest, daß Ellis auch weiterreisen und nicht zurückkommen darf. Denn woran wir gerne teilnahmen, war eine menschliche Begegnung, die so oder so den beiden etwas gebracht hat. Ausgang also offen.
Nur etwas müssen wir monieren. Das allerdings kräftig. Aber nicht gegenüber der Autorin, sondern gegenüber dem Lektorat. Auch eine sich feinsinnig ausdrückende und von Fischen, die leuchten, sprechende Schriftstellerin darf Fehler machen. Ein Lektorat nicht. Wenn auf Seite 39 als Abschlußsatz stehen geblieben ist: „Das macht keinen Sinn.“ zitieren wir uns gleich selbst aus dem letzten Jahr. Damals stand dieser Unsinnssatz auch in einem Buch und wir meinten, daß gerade jemand, der des Englischen mächtig ist, in diese Falle nicht tappen müßte, „die ihm und uns Politiker und Sinnmacher seit einigen Jahren stellen. Dieser falsch übersetzte Ausdruck bleibt falsch und häßlich dazu, wenngleich er sehr überzeugend klingt, autoritärer Sprachgebrauch eben. Warum? ’To make sense’ entspricht unserem ’Sinn ergeben’, denn das englische ’to make sense’ finden wir im Deutschen bei ’drei und drei macht sechs’, also einer anderen Konnotation des Machens, oder würden Sie unseren Macher mit „the maker“ übersetzen? Nein, sicher nicht, da bleiben alle bei ’the doer’, also bleiben auch wir lieber dabei, Sinn zu erzeugen, denn machen kann man ihn einfach nicht, nur einer Sache Sinn verleihen.“