Sich selbst nennt er „Höllenhund“, der US-Amerikaner, der grundsätzlich nur Bestseller schreibt. Das liegt daran, daß er die Verhältnisse offen beim Namen nennt und die sind in der amerikanischen Gesellschaft zwischen Politik und Wirtschaft, sprich Unterweltkriminalität angesiedelt. Diese Zwischenwelt beschreibt er lakonisch und ohne Aussicht auf Besserung. Aber allein aufzuklären, ist deshalb schon die halbe Miete. Ellroy wurde zum Kult für andere Krimiautoren, die ihm nacheifern, weil er mit der L.A.-Tetralogie das Genre seines Vorbildes Raymond Chandler beleben konnte. Ellroys Leben gleicht selbst einem Krimi, als seine Mutter erdrosselt aufgefunden wurde, als er zehn Jahre alt war. Von Alkohol, Drogen, Gefängnisaufenthalten ist sein Leben gezeichnet gewesen, alles Stoff für seine Bücher, die „große politische Romane“ werden sollten. Und geworden sind.
Für den dritten Band seiner Unterwelt-Trilogie hat er nach eigenen Angaben acht Jahre gebraucht. Das Buch stellt er jetzt auf einer Deutschlandtournee vor. Den Inhalt entnehmen Sie bitte der Liste. Eine Kommentierung folgt das nächste Mal. Das gilt auch für Jo Nesbí¸s „Leopard“, dessen Vorgänger „Schneemann“ den Killertyp aufzeigt, der als Serienkiller auch jetzt sein Unwesen treibt. In Norwegen ist manches unheimlich. Nicht nur Munchs „Schrei“ oder die Sicherheitsverhältnisse im Munch Museum in Oslo. Held Harry Hole versucht alles, um im Gestrüpp des Bösen nicht selbst unterzugehen, sondern mit und ohne Alkohol dem standzuhalten und das Böse nicht nur zu bekämpfen, sondern auszurotten.
Auch í…ke Edwardsons Roman “Toter Mann” , neu auf Platz 5, ist im Ullstein Verlag erschienen. Dazu führt Tobias Gohlis, der Sprecher der Jury, aus: „Ein sehr ruhig, bedächtig und reflektierend erzählter Roman, der seine inneren Bedingungen (Puzzle oder Mysterium?) bedenkt und dem vielfältigen Schweigen der Zeugen auf psychologisch interessante Weise nachgeht. Der Fall, der erst nach und nach Kontur gewinnt, bis er sie auf den letzten Seiten wieder verliert, hat seine Wurzeln im Verschwinden eines Mädchens aus einem Sommerlager vor 25 Jahren.“
Der vierte Neue ist „Das München Komplott“ von Wolfgang Schorlau, erschienen bei Kiepenheuer & Witsch, wo erneut ein zurückliegender Fall thematisiert ist, der durch die Winter Olympia-Bewerbung von München neue Aktualität gewinnt. Es war 1972 als die Olympischen Sommerspiele durch den Überfall palästinensische Terroristen auf israelische Athleten insgesamt 17 Todesopfer forderte und es war 1980, als auf dem Oktoberfest „auf der Wien“ 13 Menschen getötet und 200 teilweise sehr schwer verletzt wurden, durch ein Bombenattentat. Dieses habe angeblich einer, der mitzerfetzt wurde, Gundolf Köhler, als Einzeltäter geplant und durchgeführt. Bis heute herrschen an dieser ’Beweislage` große Zweifel. Die drückt auch Wolfgang Schorlau aus, dessen Stuttgarter Privatdetektiv Georg Dengler neue Erkenntnisse gewinnt, die mitten hinein in den rechtsextremen Sumpf der Bundesrepublik führen. Genug neuer Stoff also für Krimifans und die, die es werden wollen.
&nbs
Die „Bestenliste“ wird normalerweise im Hörfunk immer am letzten Wochenende des Monats: Samstag 8.05 – 9.00 Uhr; Sonntag 15.05 – 16.00 Uhr in der „Literaturzeit“ des NordwestRadio vorgestellt. Aber zum Jahreswechsel wurde dies vorgezogen auf den 24. 12. 2009. Das Beste vom Besten: Immerhin erscheinen übers Jahr verteilt über 800 Kriminalromane auf Deutsch. An jedem letzten Samstag im Monat (diesmal als Weihnachtsgeschenk) geben 19 Literaturkritiker und Krimispezialisten aus Deutschland, Österreich und der Schweiz die Kriminalromane bekannt, die ihnen am besten gefallen haben. Sie halten nach dem literarisch interessanten, thematisch ausgefallenen, besonderen Kriminalroman Ausschau. Die besten Zehn werden mit Bibliographie und Kurzbeschreibung hier veröffentlicht.
Die Jury setzt sich zusammen aus:
Tobias Gohlis, Hamburg, Kolumnist DIE ZEIT, Moderator und Jury-Sprecher der KrimiWelt Volker
Albers, Hamburg, Hamburger Abendblatt, Herausgeber „Schwarze Hefte“
Andreas Ammer, Berg, „Druckfrisch“, Dlf, BR
Sven Boedecker, Zürich, Sonntagszeitung
Kathrin Fischer, Frankfurt/Main, Hessischer Rundfunk
Fritz Göttler, München, Süddeutsche Zeitung
Michaela Grom, Heidelberg, SWR
Lore Kleinert, Bremen, Radio Bremen
Thomas Klingenmaier, Stuttgart, Stuttgarter Zeitung
Ekkehard Knörer, Berlin, Perlentaucher, Crime Corner
Kolja Mensing, Berlin, Tagesspiegel
Ulrich Noller, Köln, Deutsche Welle, WDR
Jan Christian Schmidt, Berlin, Kaliber 38
Jochen Schmidt, Düsseldorf, elder critic
Margarete v. Schwarzkopf, Köln, NDR
Ingeborg Sperl, Wien, Der Standard
Sylvia Staude, Frankfurt/M., Frankfurter Rundschau
Hendrik Werner, Bremen, DIE WELT
Thomas Wörtche, Berlin, Kolumnist Freitag, Plärrer
Alle weiteren plazierten Krimis entnehmen Sie bitte den Krimi-Besprechungen in den vormonatlichen Artikeln, die Sie unter Kultur.Bücher oder unter dem Autorennamen im Archiv finden. Dreimal darf ein Buch einen Platz bekommen, dann scheidet es aus und hat nur noch die Chance, in der Jahresbestenliste wieder aufzutauchen, die diesmal Ende Januar herauskommt.