Erst einmal aber die Frage, was das Ganze soll, was in einer hinreißenden Inszenierung bei strahlendem Sonnenschein, denn man jetzt tatsächlich noch mit ganz anderen Augen betrachtet, dort auf der Zugspitze geboten wurde. Anlaß ist die Winter-WM 2011, von der man jetzt schon weiß, daß sie ungeheure Energiemengen verschlingen wird. Die werden einmal produziert von den Menschenanhäufungen in der sonst überschaubaren Alpengegend, von den Liften, dem Hin- und Herfahren und all dem, was in den Bergen im Winter zusätzlich zu extremem Energiebedarf führt, vor allem aber auch zur Schneeerzeugung, falls nicht genug natürlicher fällt. Der Solarfonds will nun geradestehen dafür, daß diese Weltmeisterschaft als CO2 neutrale Veranstaltung die Umwelt nicht weiter belastet. Dazu können sowohl Unternehmen der Region wie auch alle Bürger ihre Dächer – zu den Einschränkungen kommen wir gleich – mit Photovoltaik ausstatten, damit der Solarpark mit Dachanlagen auf die rund 1 Megawatt Peak (MWp) Leistung kommt, die die WM zusätzlich verbraucht und zwar nicht während dieser Tage, sondern die wenigen Tage umgelegt auf zwanzig Jahre, in denen dieser CO2 freie Strom erzeugt werden muß, um den Bedarf von einigen Tagen zu neutralisieren. Hätten Sie’s gewußt?
Neben allem Spannenden, war das die erschütternde Nachricht, daß ein solch langer Zeitraum nötig ist, um die zusätzliche Energie von wenigen Tagen auszugleichen, denn wir machen uns einfach bei solchen Großereignissen keine Gedanken über die umweltbelastenden Faktoren. Zwanzig Jahre lang werden also rund 300 Haushalte durch diesen Strom auf den Dächern versorgt, was der Welt über die zwanzigjährige Laufzeit einen CO2-Ausstoß von rund 11 000 Tonnen erspart. Danach erst wird die Investition des grünen Stroms in den grünen Bereich übergehen, weil ab jetzt echte Umweltschonung eintritt, die zuvor ja nur als Ausgleich in Gang kam. Daß sich die Skioberen darüber genauso freuen, wie das Organisationskomitee hat ganz einfache Gründe: „Darüber hinaus sehe ich darin auch eine Chance, hinsichtlich der Olympia-Bewerbung Münchens eine geeignete Visitenkarte an den internationalen Sport abzugeben.“, so Alfons Hörmann, Präsident des Deutschen Skiverbandes DSV. München bewirbt sich nämlich für die Winterolympiade 2018 und heute ist Umweltschonung eines der Kriterien der Auswahl. So ist die Stadt Garmisch-Partenkirchen also die kleine Schwester vom großen München, die vormacht, was man dann in München nachmachen kann.
Genauso ist dieser Solarfonds in Garmisch-Partenkirchen die kleine Schwester vom Projekt der Münchner Rück „Desertec“, mit dem diese aus der Sahara Strom nach Mitteleuropa leiten werden, was manche als das einzig sinnvolle Projekt der Nutzung von Sonnenenergie ansehen, angesichts der unglaublichen Energiemenge in Afrika. Errichtet und betrieben wird der Fonds der alpinen Tochter des Wüstenpropheten „Desertec“ von der welvit new energy GmbH, einem Tochterunternehmen von Karstadt Quelle Versicherungen und ebenfalls Teil der Münchner Rück-Gruppe. „Nachhaltiger Klimaschutz ist eine der größten Herausforderungen unserer Zeit, der auch wir uns stellen, äußerte Peter M. Endres, Vorstandsvorsitzender der Versicherung, der zudem betonte: „Wir unterstützen die Münchener Rück bereits seit Jahren bei der Konzeption und Realisierung großer Solarprojekte und sind konzernweit das Unternehmen mit der größten Erfahrung im Bereich Solarenergie.“
Generalunternehmer für Installation und Instandhaltung ist die Iliotec Solar GmbH aus Regensburg, die für die Arbeiten – verwendet werden hochwertige kristalline Module, für die eine Leistungsgarantie von mindestens 20 Jahre gegeben wird – im Raum Garmisch-Partenkirchen auch einheimische Kräfte beschäftigt, wie überhaupt das ganze Unternehmen deutliche eine lokale und regionale Ausrichtung hat, denn auch die Kreissparkasse und weitere Kreditinstitute sind beteiligt, die alle das Motto ausfahren: „Aus der Region für die Region.“ Denn Kredite brauchen die meisten Normalbürger, will man eine Photovoltaikanlage auf seinem eigenen Dach installieren lassen. Dazu sind aber nicht alle Dächer geeignet. Dies entscheiden die Fachleute. Aber auch, wenn das eigene Dach dafür nicht taugt ist, kann man sich trotzdem am Fond finanziell beteiligen – Mindestbeteiligung 5 000 Euro -, so daß strukturell drei Anteilseigner feststehen: rein finanzielle Fondserwerber, Dachbeteiligte und eine Mischung von beidem, die sowohl Dach wie auch Geldanteile einbringen. Im übrigen wird von einer Renditeerwartung von 6,1 jährlich gesprochen. Aber es gibt auch noch ein Stiefkind: Wer ein Dach hat, aber keine eigene Anlage installieren will, kann sein Dach auch verpachten.
Kein Wunder, daß Bürgermeister Thomas Schmid froh äußert: „Ich freue mich, daß wir vor dem Hintergrund umweltbewußten Handelns und Nachhaltigkeit mit dem ’Bürgerkraftwerk’ ein weiteres ökologisches Highlight neben unseren sportlichen Großveranstaltungen setzen können“, und auch die gute Zusammenarbeit besonders ansprach. Diese Verbindung hat insbesondere Christian Neureuther zustandegebracht, der angesichts seiner Ökobegeisterung und Durchsetzungsfähigkeit schon als Solarbotschafter betitelt, andere sagten Wellenbrecher, auch weiterhin unterwegs sein wird. Nun ist seine Heimat für die Nutzung von Sonnenenergie sehr geeignet, denn die jährliche Sonneneinstrahlung liegt bei 1.134 kWh/m2. Im Vergleich dazu ist der Durchschnittswert für Mitteleuropa nur 1.000 kWh pro Quadratmeter und Jahr, aber in der Sahara etwa 2.350 kWh! Aber fangen wir erstmal mit dem Städteversuch in Garmisch-Partenkirchen an. Viel Erfolg! Wir werden weiter berichten und auch, wie der Fonds angenommen wird, wie viele Dächer bestückt werden, wie also die so interessant auf der Zugspitze angekündigte sympathische Unternehmung sich weiterentwickelt.