Die Herausforderungen der nächsten Jahrzehnte – Bestandsaufnahme der Lkw-Wirtschaft im Vorfeld der Nutzfahrzeug-IAA 2012 oder Schwacher europäischer Lkw-Markt, starker Weltmarkt

VDA. © VDA

Doch man möchte meinen, daß er bereits jetzt an sein Limit gekommen ist: Fiese Unfälle, lange Kolonnen und verstopfte Straßen machen den Lkw nicht beliebt, dazu kommt noch die Umweltproblematik.

Auch wirtschaftlich wird es enger, denn die Transportunternehmen reagieren sensibel auf Wirtschaftskrisen und den Nachfragerückgang bei Konsumgütern. Zwischen Januar und April 2012 sind nach Angaben von ACEA, dem Verband Europäischer Automobilhersteller, die Lkw-Zulas ¬sungszahlen in der EU um 10,1 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum gesunken, besonders stark in Italien (minus 36,7 Prozent), Griechenland (minus 45,6) und Portugal (minus 54,7 Prozent).

Dennoch zeigte sich Matthias Wissmann im Vorfeld der Nutzfahrzeug-IAA, die vom 20. bis 27.9.2012 in Hannover stattfinden wird, vor Journalisten optimistisch. Als Präsident des Verbandes der Automobilhersteller (VDA) verweist er auf den Weltmarkt. Während der VDA für 2012 in Westeuropa einen Rückgang des Lkw-Marktes auf 250.000 bis 256.000 Einheiten und damit um zwei bis fünf Prozent prognostiziert, sollen weltweit fünf Prozent mehr Nutzfahrzeuge verkauft werden, insgesamt 3,27 Millionen. Daran wollen sich die deutschen Hersteller einen großen Anteil sichern, um den Rückgang in Europa wettzumachen.

MANs Vorstandsvorsitzender Georg Pachta-Reyhofen betonte die bisherigen Anstrengungen zur Reduzierung der Lkw-Emissionen. „Seit Beginn der 1990er Jahre hat die stufenweise Verschärfung der Abgasemissionsgrenzwerte die Entwicklung von schweren Nutzfahrzeugen nach ¬haltig beeinflußt“, sagte er vor Journalisten, „seitdem wurden die Schadstoffemissionen pro Fahrzeug um durchschnittlich 85 Prozent gesenkt.“ Und mit der Einführung der Abgasnorm Euro VI im Jahr 2014 sollen sich die Stickoxid- und Partikelemissionen des gesamten Straßengüterverkehrs bis 2025 um 83 beziehungsweise 97 Prozent reduzieren.

Trotz des Selbstlobs bleibt ein Unbehagen, denn die Reduzierung bei den Emissionen macht es technisch immer schwieriger, gleichzeitig den Spritverbrauch zu senken.

Die Nutzfahrzeughersteller wollen daher die Einführung des Lang-Lkw (25,25 Meter und bis zu 44 oder 60 Tonnen). Matthias Wissmann bezeichnet ihn als „Öko-Laster“, weil zwei lange Lkw soviel wie drei normale transportieren könnten. Doch dagegen regt sich Widerstand. Autoclubs, Sicherheitsexperten und Umweltverbände bezweifeln den ökologischen Nutzen, befürchten ein höheres Unfallrisiko und erwarten Beschädigungen an Straßen und Brücken.
Bis 2030 peilt Andreas Renschler, Daimler-Vorstandsmitglied und verantwortlich für die Nutzfahrsparte, die Reduzierung des Kraftstoffverbrauchs um zehn Prozent auf 23 Liter pro 100 Kilometer an. Etwa durch rollwiderstandsoptimierte Reifen, durch Hybridtechnologie, durch die Abschaffung der Außenspiegel. Und dann?

„Ein ’Weiter so’ reicht nicht“, postuliert Renschler, „wenn wir die Herausforderungen der nächsten Jahrzehnte stemmen wollen.“ Renschler erwähnt in diesem Zusammenhang intelligente Systeme zur Optimierung der Route und das sogenannte Platooning; wörtlich ist damit ein militärischer Zug im Sinne der Truppe gemeint, hier bezieht es sich auf das Aneinanderkuppeln von Autos auf der Autobahn, um Geschwindigkeit, Verkehrsdichte und Sicherheit zu erhöhen. Renschler erwähnt nicht zuletzt auch die engere Zusammenarbeit von Lkw-Produzenten, Aufbau- und Reifenherstellern, Mineralölwirtschaft und Politik.

Die Kooperation über Firmen-, Branchen- und Ländergrenzen hinweg wird zur Lösung der globalen Mega-Probleme der entscheidende Schritt sein.

Im Detail: IAA Nutzfahrzeuge 2012

Wann: 20. bis 27.9.2012 (Publikumstage).

Ort: Messe Hannover

Öffnungszeiten: täglich von 9 bis 18 Uhr

Eintrittspreise: werktags: 19 Euro; am Wochenende: 11 Euro; Familienkarte: 21 Euro; Dauerkarte: 63 Euro; Behinderte, Rollstuhlfahrer und ihre Begleiter sowie Kinder haben freien Eintritt.

Sonderveranstaltungen: Moderierte Fahrvorführungen (Sicherheit, Umweltschutz); Probe- und Elektroprobefahrten; Oldtimer und US-Trucks; Modellautosammlerbörse.

Parklätze: Die Messeparkplätze sind ausgeschildert und kosten pro Tag für einen Pkw 8 Euro, für einen Transporter 9 Euro, für einen Reisebus 15 Euro, für einen Lkw 12 bis 20 Euro je nach Länge.

Navigation: Die Adresse für das Navi lautet: Hermesallee, 30521 Hannover.

Umweltzone: Die Messe befindet sich außerhalb der Umweltzone. Für große Bereiche Hannovers ist ansonsten eine grüne Plakette erforderlich.

Caravan: Der messeeigene Wohnwagenplatz befindet sich im Süden des Messegeländes, er ist mit Sanitäranlagen ausgestattet.

Informationen: www.iaa.de

kb

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