Paris, Frankreich; Berlin, Deutschland (Weltexpress). Da gehen Zehntausende Franzosen auf die Straße und dem Präsidentendarsteller im Élysée-Palast, dem Ex-Rothschild-Banker Emmanuel Macron, der abfällig als Schwuchtel, Schönling und Schwätzer tituliert wird, fällt nichts besseres ein, als auf die schwarzen Schafe zu zeigen, die es in jeder Herde gibt. Wie armselig ist das denn?
Macron, die Marionette von Teilen der französischen Bourgeoisie, vor allem des Finanzkapitals, welche die Bewegung La République en Marche (deutsch Die Republik in Bewegung!) am Schreibtisch entwarf, hat die wenigen gewaltsamen Ausschreitungen bei den Protesten gegen seine Steuerpolitik am Samstag scharf verurteilt, wie die „Welt“ (25.11.2018) meldet. „Macron sprach von ‚Scham‘ angesichts der Gewalt auf den Straßen. Zugleich dankte er der Polizei für ihren ‚Mut und ihre Professionalität‘. Es gebe in Frankreich ‚keinen Platz für solche Gewalt‘.“
Das eine ist, dass immer mehr Franzosen die Meinung hegen, dass Macron sich schamlos bereichere und seine Klasse gleich mit. Das andere ist, dass mit den gleichen belanglosen Worten Macron auch die Gewalt der Flics genannten Polizisten verurteilen hätte können, doch seiner Regierung geht es wie allen Regierungen: Sie will den Protest, bevor er Widerstand wird, im Keim ersticken und das macht sie am besten durch teilen, spalten, zersplittern derer, die sich auf die Straße trauen und sich dort zusammenschließen. Unter den Gelbwesten sind nach Darstellungen von Berichterstattern auffallend viele Menschen, die noch nie protestierten oder zumindest selten. Die notorischen Nörgler sind auffallend in der Minderheit. Das mag sich im Laufe der nächsten Tage und Wochen ändern, aber der Anfang dieser Bewegung der Gelbwesten ist alles andere als von politischen Veranstaltern, Parteien oder Gewerkschaften, geplant.
Dennoch habe Macrons Innenminister Christophe Castaner laut „Welt“ die „‚Mitglieder der Ultrarechten‘ für die Angriffe auf Polizisten in Paris verantwortlich“ gemacht. Er soll Marine Le Pen vorgeworfen haben, „die ‚Aufrührer‘ zu den Attacken angestachelt zu haben. Le Pen wies die Vorwürfe zurück. Sie habe niemals zu irgendeiner Form von Gewalt aufgerufen, sagte sie im Fernsehen. Der Chef der radikalen Linken, Jean-Luc Mélenchon, erklärte auf Twitter, die Regierung wolle die Tatsache verbergen, dass es sich ‚um eine massive Volksbewegung‘ handle.“
Ob Mélenchon da nicht übertreibt? Landesweit sollen sich laut Innenminsiter Castaner, der in der „Welt“ zitiert wird, nur „81.000 Menschen an den Protestaktionen“ beteiligt haben. Selbst wenn es doppelt und dreifach so viele Franzozen gewesen sein sollten, die gestern auf die Straßen der französischen Dörfer und Städte gingen, Wirkung hat deren Werk.
Und der Grund für die Gelbwesten sind Zustände, die der Aufstände wert wären. Dazu heißt es in der „Zeit“ (25.11.2018): „‚Die Mission der Bewegung besteht darin, Franzosen aus Frankreich und dem Ausland zusammenzubringen, die mit dem gegenwärtigen Zustand in Frankreich unzufrieden sind: Schulden, ungerechte und übermäßige Steuern, Verwaltungsverzögerungen, nutzlose Gesetze, Skandale gewählter Beamter‘, heißt es in einer der vielen Facebook-Gruppen.
Tausende frieren deshalb seit Tagen auf Frankreichs Straßen, lassen Autos nicht mehr passieren. ‚Man arbeitet, um sich praktisch auf der Straße wiederzufinden», erzählte ein Rentner, der bei den Blockaden mitmacht, unter Tränen dem TV-Sender BFMTV. Sein Sohn müsse mittlerweile in einer sozialen Einrichtungen essen‘.“
Die Armut der eigenen Leute, die man täglich vor Augen hat, und dazu die bunten Bilder aus den Flimmerkisten über die Bourgeoisie, die auch zeigen, dass deren Marionette sich ein schickes Schwimmbades für den präsidialen Sommersitz an der Côte d’Azur hat bauen lassen oder schönes Geschirr für den Élysée-Palast hat kaufen lassen, führen dazu, dass die Enttäuschung zunimmt und das vor allem bei denjenigen, die sich von der Marche-Bewegung und Macron haben täuschen lassen.
Die wachsende Kluft zwischen Arm und Reich lässt nicht nur die Wut wachsen. Auch die Zahl der Belogenen und Betrogenen in Frankreich wächst. Die Verarmung der unteren Arbeiterschichten nimmt zu. Die Schar der Paupers prosperiert. Die Kassen des Staates sind klamm, die Almosen werden weniger. Paris ist mehr oder weniger pleite. Zehntausende, manchmal auch Hunderttausende stellen an einem Tag auf den Straßen Frankreichs die soziale Frage und fordern Umverteilung von oben nach unten und nicht umgekehrt. Durch Masseneinwanderungen wächst zudem der Druck auf die Elendigen. Les Misérables zeigt Wohlwollen für die Gelbwesten. Kommen sie zusammen, wächst die Bewegung, wird es enger für die Marionette des Finanzkapitals, der französischen Bourgeoisie.
Wenn sich die Straße und ihre parteipolitischer Ausdruck in den Parlamenten, wenn sich also Mélenchon und Le Pen zusammenraufen würde, dann wäre sofort Schluss mit Macron. Doch diese beiden aktuell bedeutsamen politischen Köpfe der Opposition werden weder willens noch in der Lage zu einer wenn auch nur zeit- beziehungsweise phasenweise Fusion sein, um Macron zu stürzen.