Fatih Birol ist Chelfvolkswirt der Internationalen Energie-Agentur (IEA) in Paris und erwartet in den nächsten Jahren ernsthafte Engpässe bei der Ölversorgung. Selbst bei konstanter Nachfrage bräuchte die Welt bis 2030 “vier neue Saudi-Arabiens”, um die abnehmende Ölgewinnung zu kompensieren. “Der Rückgang ist dramatisch”, warnt Birol.
Die IEA gehe davon aus, dass die Maßnahmen zur Einhaltung des zwei Grad Zieles dazu führen würden, dass die globale Ölnachfrage im Jahr 2030 nur 89 Millionen Barrel pro Tag, stat 105 Millionen betragen würde. Dies wiederum würde die Erschließung neuer Ölfelder weniger profitabel machen und somit das absolute Fördermaximum nach hinten verschieben. Die IEA nannte im Dezember 2009 erstmals ein konkretes Datum für den Oil Peak – und der soll 2020 eintreffen.
Die bestehende Infrastruktur der Weltwirtschaft ist von günstigem Öl abhängig und es ist unrealistisch, dies schnell ändern zu können. Die Preisfrage im wahrsten Sinn des Wortes ist nun, wie lange das billige Öl noch reichen wird – denn teures Öl wird es immer geben, man kann es synthetisch herstellen. Manche gewichtige Stimmen sagen, dass dieser Punkt bereits erreicht sei oder dass es in wenigen Jahren so weit sei. Zu diesen Stimmen gehört auch der Fatih Birol, der im vergangenen Jahr davor warnte, dass eine schwere Weltwirtschaftskrise drohe, wenn der Ölpreis im Zuge einer kräftigen Erholung explodieren würde.
“Wir sollten das Öl verlassen, bevor es uns verlässt”
Laut Birol droht ein deutliches Auseinanderklaffen von Angebot und Nachfrage, für das er drei Gründe nennt: “Das Hauptproblem ist dreifacher Natur: Geologie, Investitionen und die Produktionspolitik der Hauptförderländer”. Für eine ausreichende Versorgung des Marktes würden genau 12,5 Barrel pro Tag fehlen. Das seien rund 15 Prozent des Weltölbedarfs. “Diese Lücke bedeutet”, so Birol, “dass wir in den nächsten Jahren eine Lieferklemme und sehr hohe Preise erleben könnten”.
Bereits vor 12 Jahren hat die Ludwig-Bölköw-Systemtechnik erstmals im Internet-Newsletter HyWeb-Gazette darauf hingewiesen, dass das Maximum der weltweiten Ölförderung auf Grund der fortschreitenden Erschöpfung der Ressourcen vor 2010 zu erwarten ist. Das wichtigste Ergebnis einer im Oktober 2007 veröffentlichten Stude für die Energy Watch Group “Cruide Oil – the Supply Outlook” war, dass die Ölförderung nach dem Maximum 2006 schnell sinken werde – also der “steile Abfall der Ölversorgung nach dem Maximum”, so das Fazit der Studie. So musste sich auch der IEA von seiner bisherigen Haltung distanzieren, in der immer aufgrund der erwarteten wirtschaftlichen Entwicklung angenommen wurde, dass das Angebot jederzeit der Nachfrage folgen könne. Die Entwicklungen auf den Ölmarkten in den vergangenen Jahren haben jedoch gezeigt, dass die Ausweitung des Angebots offensichtlich an Grenzen stößt.
Um sich weitgehend von fossilen Brennstoffen unabhängig machen zu können, wird die Solarenergie als gute und logische Alternative gesehen. Seit dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) das im Jahr 2000 erstmals erlassen wurde, verzeichnet der Solaranlagenmarkt in Deutschland zweistellige Wachstumsraten. Doch nun soll die Einspeisevergütung drastisch gesenkt werden, weil im vergangenen Jahr die installierte Leistung in Deutschland 1,5 GW überschritten hat.
In aller Munde: die drastische Senkung der Einspeisevergütung für Solarstrom in Deutschland
Solarpionier und Gründer der IBC Solar AG, Udo Möhrstedt sagt: “In mehreren Medien wird zur Zeit von Plänen des Bundesumweltministeriums, die Einspeisevergütung für Photovoltaik-Anlagen ab April um 16 bis 17 Prozent zu senken, gesprochen. Diese geplante Absenkung halten wir von IBC Solar für katastrophal für die deutsche Solarindustrie. Eine Absenkung im zweistelligen Prozentbereich ist aus unserer Sicht kontraproduktiv und das falsche Signal. Bereits die reguläre Degression von etwa zehn Prozent lässt kaum noch Spielraum für die Arbeitskosten. In Deutschland ansässige Modulhersteller werden diese Degression nicht mittragen können und führt zu einer extremen Marktverzerrung. Sie torpediert außerdem die bisherigen Bemühungen, den Anteil Erneuerbarer Energien auszubauen.”
Während andere Länder um die Anerkennung der erneuerbaren Energien innerhalb der Bevölkerung ringen, liegt hier der Verdacht nahe, dass dem deutschen Stromverbraucher die weitere Nutzung von Atomstrom und konventioneller Stromerzeugung wieder nahe gebracht werden soll, indem man ihm vorgaukelt, bei dieser Energienutzung seien keine Strompreiserhöhungen notwendig. Eine Förderung des Solarstroms kostet den Endverbraucher derzeit etwa drei Prozent und müsste auf fünf Prozent erhöht werden, was eine vorübergehende Mehrbelastung eines Durchschnittshaushaltes von etwa 1,60 Euro im Monat bedeutet. Laut einer Forsa-Umfrage erklärten sich 71 Prozent der Befragten bereit, über ihre Stromrechnung einen signifikanten Beitrag für den Ausbau der Photovoltaik zu leisten.
Wenn Degression, dann langfristig festlegen
Um Anlegern und Firmen in der Photovoltaikindustrie eine bessere Planung zu ermöglichen, wäre es sinnvoll, die Einspeisewerte auf wenigstens ein Jahr im voraus festzulegen und nicht, wie es zur Zeit aussieht, mal kurz innerhalb weniger Monate eine irreguläre Degression einzuführen. Eine solche Politik würde Arbeitsplatzverluste durch Abwanderung der Modulhersteller in andere Länder bedeuten.