Ca. 10000 Seeleute waren mehr oder weniger permanent auf den Weltmeeren im Einsatz. Der Job bei der Handelsflotte war sehr lukrativ, außerdem gab’s fremde Länder satt – welcher Ossi konnte da reisemäßig mithalten? Am Anfang waren die Voraussetzungen für die DDR, eine Seefahrernation zu werden, mehr als ungünstig. Nach Ende des Zweiten Weltkrieges gab es auf dem Territorium der sowjetischen Besatzungszone kein einziges seetaugliches Schiff, die Häfen von Rostock, Stralsund, Wismar und Saßnitz waren zu großen Teilen zerstört, und was noch funktionierte, wurde als Reparationsleistung von der Sowjetunion eingefordert. Trotzdem stampfte man eine nette Flotte innerhalb weniger Jahre aus dem Boden. Über 200 Schiffe gehörten in den 80er Jahren zur Flotte. Sogar zwei große Passagierschiffe schipperten urlaubsreife privilegierte Zonis durch die Welt.
Die Autoren zaubern ein lebendiges Bild seemännischen Alltags hervor, das Buch lebt auch von einer sorgfältigen Fotoauswahl, die neben den informativen Texten besticht. Ein Blick zurück, nicht ohne Wehmut, nach der Wende wurde die Flotte samt Werften plattgemacht. Schönes Werk, sehr zu empfehlen.
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Andreas Biskupek und Olaf Jacobs: DDR ahoi! Kleines Land auf großer Fahrt, 160 Seiten, Mitteldeutscher Verlag, 2010, 19,90 Euro