,,Anspruch und Wirklichkeit der Deutschen Bahn klaffen beim Umwelt- und Klimaschutz noch meilenweit auseinander", erklärt Andree Böhling, Energieexperte von Greenpeace. ,,Wer heute und auch zukünftig seine Züge mit Atomstrom aus einem der gefährlichsten Atomkraftwerke Deutschlands fahren lässt, handelt nicht umweltfreundlich, sondern verantwortungslos. Viele Kunden vertrauen den Umweltschutzversprechen der Bahn. Sie werden bewusst hinters Licht geführt und werden unfreiwillig zu Unterstützern von Atom- und Kohlekraftwerken."
Atomkraft hat im Bahnstrommix aktuell einen Anteil von rund 25 Prozent. Seit 1976 bezieht die Bahn ihren Atomstrom aus dem baden-württembergischen Atomkraftwerk Neckarwestheim. Block 1 der Anlage ist einer der ältesten und gefährlichsten Meiler in Deutschland und der erste Reaktor, der von den verlängerten Laufzeiten profitiert. Bahnchef Rüdiger Grube gehörte im August 2010 zu den 40 Erstunterzeichnern des ,,Energiepolitischen Appells" an Bundeskanzlerin Angela Merkel. Damit setzte er sich persönlich für längere Laufzeiten von Atomkraftwerken ein.
Bei der Deutschen Bahn hat grüner Strom nur Symbolcharakter
45 Prozent des Bahnstroms stammt aus Kohlekraftwerken. Der Anteil Erneuerbarer Energien am Strommix der Bahn beträgt aktuell 18,5 Prozent. Doch dieser Strom kommt vor allem aus Jahrzehnte alten Wasserkraftwerken. Der Neubau von Anlagen auf Basis Erneuerbarer Energien ist bei der Bahn minimal. Während Wind bundesweit einen Anteil von rund acht Prozent im Strommix hat, liefern die 25 Windräder der Bahn gerade einmal 0,6 Prozent des Stroms für die Züge.
,,Als das Unternehmen mit dem höchsten Stromverbrauch in Deutschland und als größter Staatskonzern muss die Deutsche Bahn eine ökologische Vorbildfunktion wahrnehmen. Ein erster Schritt dazu muss der sofortige Ausstieg aus dem Uraltmeiler in Neckarwestheim sein", so Böhling.
Die bundeseigene Deutsche Bahn AG ist der größte Stromverbraucher im Land. Für die Verteilung des Bahnstroms sorgt ein bahneigenes unabhängiges Stromnetz. Nach eigenen Angaben beschafft die Bahntochter DB Energie jährlich rund 15-16 Terrawattstunden (TWh) Strom. Davon werden 80 Prozent -rund 12 TWh – für den Antrieb der Züge genutzt. Zum Vergleich: Berlin mit seinen 3,5 Millionen Einwohnern hat einen Stromverbrauch von 13 TWh im Jahr.
Pressemitteilung von Greenpeace e.V. vom 23.02.2011.