Des roten Mondes Anblick – Hanns-Eisler-Tage in Berlin 2012

Ausschnitt der Website www.hans-eisler.com (Screenshot vom 06.09.2012). © WELTEXPRESS

Im Mittelpunkt des Festes steht das Symposion »Hanns Eisler und die Nachwelt«, das die Internationale Hanns Eisler Gesellschaft gemeinsam mit dem Archiv der Akademie der Künste durchführt. Den Auftakt bildet heute um 18 Uhr im Musikklub des Konzerthauses Berlin der Festvortrag von Professor Dr. Hartmut Krones von der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien. Musikalisch eröffnet das Fest um 20 Uhr im Kleinen Saal des Hauses Dagmar Manzel mit Chansons von Eisler unter dem Titel »Ach, man sagt, des roten Mondes Anblick…« Am Freitag und Samstag findet das offene Symposion jeweils von 9 bis 17 Uhr im Clubraum der Akademie der Künste am Hanseatenweg 10 statt. 21 Wissenschaftler haben Referate über neue Forschungsergebnisse zum Eisler-Bild in den Jahrzehnten nach seinem Tode, zu seinem Platz in der Musikgeschichte und zu seiner musikalischen Nachfolge angemeldet. Der Eintritt ist frei. Der Präsident der Gesellschaft, Klaus Völker, erwartet, dass Eisler in seiner Vielfalt dargestellt wird – und als großer Schüler Arnold Schönbergs. Insbesondere seine Kammermusik sei noch weitgehend zu entdecken. Im Eislerschen Sinne sei die Auseinandersetzung mit dem Problem der Dummheit ein Kernpunkt der Diskussion. Es ist einiges geradezurücken an dem Zerrbild, das die Antikommunisten von Eisler zu zeichnen versuchen, der wie Brecht, Weigel und andere seine Wahlheimat in der DDR gefunden hatte. Neues wird über eine geplante Eisler-Gesamtausgabe berichtet werden.

Viel Neues verspricht auch das Konzert »Eisler in Amerika« im Kammermusiksaal der Philharmonie, für das unter anderen das Pellegrini-Quartett verpflichtet werden konnte (Freitag 20 Uhr). Die Wände werden wackeln in der »Langen Hanns-Eisler-Nacht« am Hanseatenweg, in der sich das Bremer Eisler-Ensemble, der Hanns-Eisler-Chor, Winnie Böwe, Sonja Kehler, Hans-Eckart Wenzel, die Eisler-Ladies und – die Bolschewistische Kurkapelle Schwarz-Rot produzieren werden (Samstag 18-24 Uhr). Stargast: Gisela May. Die Kapelle Tuten und Blasen präsentiert den Film »Kuhle Wampe« (1932) am Sonntag um 18 Uhr als Kino-Konzert im Kino Babylon. Am Dienstag liest Thomas Freitag Fiktive Gespräche zwischen Hanns Eisler und John Lennon (die sich nie begegneten) (18 Uhr im Musikklub des Konzerthauses).

Musikalischer Höhepunkt wird das Gedenkkonzert am 11. September um 20 Uhr im Konzerthaus sein. Die Berliner Singakademie und das Konzerthausorchester führen unter Leitung von Achim Zimmermann die Deutsche Symphonie von Hanns Eisler auf (entstanden 1936-1939, uraufgeführt 1959). Sie wird kombiniert mit dem 42. Psalm »Wie der Hirsch schreit« von Felix Mendelssohn-Bartholdy.

Klaus Völker ist besonders erfreut über die Aufnahme des Programms »mit offenen Armen« durch das Konzerthaus Berlin, die Stiftung Berliner Philharmoniker und die Berliner Festspiele / Musikfest Berlin, obwohl die Festwoche in sehr knapper Zeit geplant und vorbereitet wurde. Viele Musiker und Ensembles, die ihre Teilnahme anboten, konnten nicht berücksichtigt werden. Völker beklagt, dass die Bühnenmusik Eislers, zum Beispiel zu den Brecht-Stücken »Galilei« oder »Die Gesichte der Simone Machard« nicht mehr gespielt wird, auch wenn sie im Spielplan stehen. Durch die Ausdünnung der Theaterlandschaft sind Musiker und Sänger aus den Theatern verschwunden. Das führe zur Verarmung des Theaters als Ganzheit von Stück, Regie, Bühnenbild und Musik.

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