Berlin, Deutschland (Weltexpress). Immer noch und immer wieder lesenswert ist das Sachbuch „Israels Schicksal. Wie der Zionismus seinen Untergang betreibt“ von Moshe Zuckermann. Zuckermann wanderte nicht in den Staat Israel ein, der am 14. Mai 1948 von David Ben-Gurion, Führer der zionistisch-sozialistischen Arbeiterpartei, ausgerufen wurde, er wurde 1949 in Tel Aviv geboren, also noch auf dem Frühlingshügel, der ersten Siedlung von Juden, bevor der Judenstaat Israel, der ein Siedlerstaat und ein Apartheidstaat ist, gegründet wurde. Die buchstäblich auf Sand gebaute Stadt, als Datum der Gründung gilt der 11. April 1909, war damals noch ein Vorort von Jaffa. Längst ist sie eine Metropole, ein Moloch.
Zurück zu Zuckermann, der dort an der Universität von Tel Aviv Professor für Geschichte und Philosophie ist, und über den berichtet wird, daß er sich „als Sohn von Holocaust-Überlebenden … nach zehnjährigem Aufenthalt in Deutschland mit 20 Jahren zur Rückkehr nach Israel“ entschlossen habe.
Der Promedia-Verlag teilt zum Sachbuch mit: „Seine politischen Führer und Ideologen haben den Staat Israel an eine historische Weggabelung manövriert, von der nur Sackgassen auszugehen scheinen. Israel sieht sich vor eine Wahl gestellt, die ihm letztlich nur zwei Möglichkeiten offenhält: Es kann sich zur Lösung des Konflikts mit den Palästinensern für die Zwei-Staaten-Variante entscheiden, d. h. eine Friedenslösung zwischen zwei souveränen Staaten Israel und Palästina akzeptieren. Israel kann aber auch eine territoriale Teilung zwischen Israel und Palästina torpedieren. In diesem Fall muss es in Kauf nehmen, dass innerstaatlich eine binationale Struktur entsteht, die tendenziell zu jenem demographischen Zustand führt, bei dem die Juden zur Minderheit im eigenen Land werden. In einem solchen Fall könnte Israel einen Apartheid-Staat unterhalten oder einen binationalen Staat offiziell anvisieren.
Eine binationale Lösung wäre mit Entscheidungen verbunden, die den Zionismus – Israels Staatsideologie – gravierend belasten, ja das gesamte zionistische Projekt infrage stellen. Dass letztlich nichts an einer Zwei-Staaten-Lösung vorbeiführt, wie Zuckermann meint, leuchtet den meisten Politikern ein. Der Autor stellt daher die Frage, wie es dazu kommen konnte, dass die Rettung des zionistischen Projekts nicht wahrgenommen wird.
Man kann den Palästinensern die Schuld an der verfahrenen Situation zuschieben, die Sicherheitslage im arabischen Umfeld verantwortlich machen oder die innere ideologische Zerrissenheit als Grund nennen. Eine Möglichkeit ist aber nie wirklich erörtert worden: dass Israel die historische Entscheidung seit 1967 nie angestrebt hat, weil der Zionismus selbst nicht an die Zukunft seines eigenen Projekts glaubt. Diese Möglichkeit erörtert Zuckermann in seinem neuen Buch. Er geht dabei strukturanalytisch und ideologiekritisch vor und nimmt historische Abläufe, politische Kontexte und gesellschaftliche Klüfte ins Visier.
Eine der Erklärungen liegt im Ideologischen, wobei der Autor zwischen der religiösen und der säkularen Koordinate unterscheidet. Erstere basiert auf der „Ewigkeit Israels“ und dem Gottesglauben, der sich von nichts und niemandem abschrecken lässt. Die säkulare Ideologie wiederum geht vom „Primat der Sicherheit“ aus und verweigert der palästinensischen Seite den Frieden. Die historische Entscheidung zwischen einer Zwei-Staaten-Lösung und einem binationalen Projekt steht jedenfalls an.“
Man möchte meinen, daß die Mächtigen und Herrschenden Zuckermanns Buch gelesen und das Problem verstanden haben. Sie antworten nicht mit der Zwei-Staaten-Lösung, sondern mit der Endlösung der Gaza-Frage. Das hätte Moshe Zuckermann wohl nicht für möglich gehalten.
Die Homelands in der West Bank beziehungsweise im Westjordanland kann sich der Judenstaat, Siedlerstaat und Apartheidstaat Israel wohl weiter unter der Kontrolle von Truppen der Streitkräfte des Staates Israel leisten.
Bibliographische Angaben:
Moshe Zuckermann, Israels Schicksal. Wie der Zionismus seinen Untergang betreibt, 208 Seiten, Bindung: Broschur, Format: 14,8 x 21 cm, Verlag: Promedia, Wien, 1. Auflage 2014, ISBN: 978-3-85371-375-4, Preis: 19,90 EUR (Österreich)