Der Weg in die Black Hills – Serie: Eindrücke aus dem Land der unbegrenzten Möglichkeiten (Teil 4/6)

Das Symbol für Amerika: Buffalo Bill

Die kleine Westernstadt Stadt Cody – nur wenige Autostunden von den Büffelherden entfernt- trägt seinen Geburtsnamen. Hier ist ein Museum mit riesigen Ausstellungsräumen in fünf Abteilungen aufgebaut, das Buffalo Bill Historical Center, das selbstbewusst auf einem Spruchband behauptet: „Wir sind der Westen“.

Der Trapper, Fallensteller und Pony-Express-Reiter Cody verdiente sich den Namen Buffalo Bill als es ihm gelang, die Masse von Soldaten der Armee und von Eisenbahnarbeitern mit Bisonfleisch zu versorgen. Sein Trick bestand darin, zuerst das Leittier der Herde zu finden und zu töten und dann nacheinander die Tiere der führungslosen Herde, die im Kreis liefen, einzeln abzuschießen. Im Jahr 1868 erhielt Buffalo Bill von der Kansas Pacific Railway monatlich die damals gewaltige Summe von 500 Dollar. Berühmt wurde er auch als Jagdführer der reichen Prominenz aus dem eigenen Land und aus Europa wie Prinz Albert von Monaco oder dem amerikanischen Zeitungsverleger James Gordon Bennett. Bei solchen Veranstaltungen wurden an einem Tag schon ein paar hundert Tiere abgeschossen. Während im Jahr 1850 die Bisonherden noch 30 Millionen Tiere umfassten, hatte sich bis 1882 die Zahl auf ein paar hundert reduziert – die Bisons standen kurz vor der Ausrottung.

Berühmtheit erlangte Buffalo Bill auch als Scout bei der Armee in den Kriegen gegen die Indianer. Als er nach der verheerenden Niederlage von General Custer in einem kleinen Scharmützel mit zurückweichenden Indianern einen Häuptling tötete und skalpierte, ist von ihm der Satz überliefert „Der erste Skalp für Custer.“

Entscheidend war für Buffalo Bill immer, dass er über seinen Taten erzählen konnte. Er galt als der begnadete storyteller seiner Zeit, eine Art CNN, wobei er die ständigen Werbespots alle in eigener Sache aussendete. Schließlich stieg er unmittelbar in das Show-Business ein und gründete 1884 seine eigene Buffalo Bill Wild West Show mit großem Aufgebot an Menschen und Tieren, mit Tourneen durch die USA und Europa. Seine Waffen sind ausgestellt, so ein Winchester-Modell 1873 Kaliber 44, mit dem er als Scharfschütze in seinen Shows aufgetreten ist und beispielsweise Glaskugeln zerschoss. Im Museum ist auch etwas Mittelstand-Komfort zu sehen vom guten Geschirr über den Plattenspieler bis zum Schaukelstuhl, der auf der Veranda des eigenen Hauses stand. Buffalo Bill ist in Cody auf tausenden Quadratmetern ein Denkmal gesetzt – für einen amerikanischen Helden.

Altes Occidental-Hotel neu eröffnet 

Das Occidental-Hotel in Buffalo hält, was es verspricht – es bringt seine Gäste zurück in die Vergangenheit des 19. Jahrhunderts. Das Hotel wurde 1880 eröffnet und ist vor einigen Jahren mit viel Sorgfalt und Liebe zum historischen Detail wieder eröffnet worden. Der Gast fühlt sich schon in jene Pionierzeit des amerikanischen Westen zurück versetzt, wenn er die ersten Schritte in die Lobby setzt. Möbel, Bilder und Tapete an der Wand, der Kamin, dicker Teppich und Bing Crosby singt knarrend „Pennies from Heaven“ aus einem antiken Radio. Die einzelnen Zimmer sind alle unterschiedlich möbliert und tragen solche Namen wie „Prärie-Cowboy“ oder „The General Sheridan“. Sind einige der Zimmer und Suiten nicht belegt, werden sie nur durch eine Stoff-Kordel abgesperrt und jeder Gast kann hineinschauen.

Am Eingang des Hotels wird originelle Werbung gemacht. Seit der Eröffnung im Jahr 1880 ist hier alles „wireless“ und daran habe sich bis heute nichts verändert, so im Fenster zu lesen. Immerhin sind im Zimmer Toilette und Waschbecken mit fließendem Wasser vorhanden, nur abgeteilt durch eine Holzwand mit Klapptür, die unten und oben viel Platz frei lässt. Allerdings werden auch Zugeständnisse gemacht. In diesem Nostalgie Hotel hat sich ein kleiner Fernseher seinen Platz wieder erobert. Die Gästeliste des Hotels ist auch spannend und es haben sich einige bekannte Namen hier verewigt. Hier nächtigte Buffalo Bill, der Präsident Roosevelt und – so wird besonders stolz verkündet – die berühmten Gangster Butch Cassidy und Sundance Kid. In der Hauptsaison liegen die Zimmerpreise zwischen 100 und 150 Dollar pro Übernachtung. Website: www.occidentalwyoming.com

Krieg der Rinderbarone um Weideland

Wild war der Westen für die Siedler nicht allein durch den Kampf um Grund und Boden mit den ansässigen Ureinwohnern, den Indianern, sondern auch mit reichen Viehzüchtern. Das ist im Heimatmuseum von Buffalo zu erfahren. Der cattle war (Rinderkrieg) wurde in den Jahren 1890 bis 1892 von Großgrundbesitzern, den so genannten „Rinderbaronen“, gegen einzelne Farmer um Weideland und Macht geführt. Auf dem Höhepunkt des heißen Krieges heuerten die reichen Tierzüchter, hinter ihnen standen auch Investoren aus Europa, dutzende Killer an, die sich Invasoren nannten. Das waren meist arbeitslose Cowboys, die für 5 Dollar am Tag (ihr durchschnittlicher Verdienst betrug 1,50 Dollar) in den Krieg zogen. Schon auf dem kleinen Platz vor dem Museum steht eine Skulptur von dem Farmer Nathan D. Champion, dem die Einwohner von Buffalo ein Denkmal gesetzt haben mit einer Inschrift voller Dankbarkeit. Nat Champion, er hat ausgehalten wie Steuermann John Maynard in Fontanes Ballade auf dem brennenden Schiff auf dem Eriesee, in der es heißt: er hat uns gerettet, er trägt die Kron’, er starb für uns, unsre Liebe sein Lohn. Nat Champion, der in einem Farmhaus vor der Stadt lebte, hat in einem Gefecht 50 Revolvermänner sieben Stunden aufgehalten. Als sie sein Haus anzündeten, starb er in ihrem Kugelhagel. Die Einwohner von Buffalo wurden gewarnt, formierten sich und kesselten sogar die Killerkommandos ein. Nur der Einsatz der Armee rettete die Invasoren vor den aufgebrachten bewaffneten Farmern. Die Rinderbarone konnten zumindest verhindern, dass die Invasoren und ihre Hintermänner vor Gericht gestellt wurden, so heißt es abschließend im Museum. Die Farmer retteten ihre Existenz, die Macht der Rinderbarone blieb erhalten – nur ein Pyrrhussieg.

Die Schlachten am Fort Phil Kearny 

Im Museum von Buffalo findet der Besucher auch den sprichwörtlichen amerikanischen Humor. Bei der Beschreibung des berühmten Bozeman-Trails durch Indianergebiete des Westens wird aufgelistet, mit welchen Einschränkungen Farmer und Goldsucher auf diesem Weg zu kämpfen hatten: Es gab damals keine Elektrizität, weder Autos noch Eisenbahn, weder Eis noch Icecream und stattdessen die ständige Gefahr durch die Ortsansässigen. Doch die größte Belastung für das amerikanische Publikum wurde zum Schluss aufgeführt: Glauben sie es oder nicht – es gab kein fast food.

Eine Autostunde von Buffalo entfernt, befindet sich, nahe dem Bozeman-Trial, der historische Platz, an dem einst das Fort Phil Kearny stand. Es wurde 1866 gebaut, benannt nach einem General der Südstaaten aus dem Bürgerkrieg. Das Fort sollte den Bozeman Trail vor Indianern schützen und existierte nur drei Jahre. Die Grundmauern des Forts sind noch zu besichtigen und auf Informationstafeln stehen zwei historische Ereignisse im Vordergrund. Im Jahr 1867 kämpften 32 Soldaten und Holzfäller in einer Wagenburg hinter großen Wagenkästen Deckung suchend gegen eine Überzahl von heranstürmenden Indianern. Dank moderner Gewehre wie dem Springfield Hinterlader, der keine Pause für das Nachladen beanspruchte, kamen fast alle Verteidiger der Wagenburg mit heiler Haut davon, allerdings wurden ihre Zelte und Ausrüstungen vernichtet. Eine Abteilung Soldaten mit einer Haubitze vom nahen Fort rettet sie endgültig. Auf den umliegenden Hügeln hatten sich Indianerfamilien mit Frauen und Kindern als Zuschauer eingefunden. Sie warteten in dem Kampf auf die Zeitspanne des Nachladens der Gewehre, die dazu geführt hätte, dass die Wagenburg überrannt worden wäre. Aber sie warteten vergebens auf einen Sieg und sahen nur das Sterben der Krieger ihres Stammes.

Das Ergebnis der kleinen Schlacht wird von den Kriegsparteien – das ist nicht überraschend – unterschiedlich gesehen. Die amerikanische Armee proklamierte einen totalen Sieg mit völlig übertriebenen Zahlen. Anstelle bis zu 1000 toter Indianer korrigierten US amerikanische Historiker später die Zahl auf maximal 60 getötete Indianer. Auch sahen sie den Sieg eher auf der Seite der Indianer unter Führung des häuptlings Red Cloud, der durch die ständigen Angriffe den lokalen Krieg gewann. Er erzwang einen Vertrag und den Rückzug der Armee aus dem Fort, das die Indianer danach abbrannten. Auf einer Informations-Tafel ist zu lesen: „Der Krieg von Red Cloud war einer der wenigen Siege der amerikanischen Indianer gegen die West-Expansion der USA:“ Und man kann ergänzen: Ebenfalls nur ein Pyrrhus-Sieg.

Auch das zweite historische Ereignis, das über eine Soldatenabteilung von 80 Männern unter Führung des jungen ehrgeizigen Bürgerkriegsoffiziers Fetterman erzählt, wird in großem Stil gewürdigt. Obwohl vom Kommandanten des Fort Kearny eindrücklich gewarnt, überschreitet Fettermann festgelegte Grenzlinien bei der Verfolgung von Indianern. Seine Kavallerieabteilung wird in einen Hinterhalt gelockt und in 30 Minuten bis auf den letzten Mann niedergemacht. Viele Jahrzehnte galt Fetterman als unbestrittener Held, in der jüngeren Zeit sind von Historikern nachdenklichere Positionen zu lesen und auch dies: Die Indianer verteidigten damals ihr Land und ihre Kultur.

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