Laut Presseamt der Stadt Dresden sind für den Kulturpalast Dresden 2013 und 2014 39,9 Millionen Euro eingeplant, für das Kraftwerk Mitte 37,3 Millionen, für beide Vorhaben 2013 zusammen 39,3 und 2014 37,9 Millionen Euro.
Kritiker werfen dem Finanzbürgermeister Hartmut Vorjohann (CDU) vor, er habe die Einnahmenseite willkürlich und ohne reale Grundlage schöngerechnet, um die geplanten Ausgaben rechnerisch zu decken. Das provoziere Haushaltssperren und ziehe Zeitverzüge ins Kalkül. Deshalb mahnen Stadträte der Linken Verantwortungsbewusstsein und Fingerspitzengefühl bei der Realisierung der beiden Großvorhaben an. Die Kulturpolitikerin Gunild Lattmann, Intendantin des Theaters der Jungen Generation i.R., meint, man könne es vor den Musikern der Dresdner Philharmonie und vor ihrem Chefdirigenten Michael Sanderling nicht verantworten, den versprochenen Konzertsaal weiter hinauszuzögern. Das Orchester nimmt seit der Schließung des Kulturpalastes über Jahre Ausweich-Spielorte in Kauf. Auch die Kollegen der Staatsoperette Dresden und des Theaters der Jungen Generation brauchen nun endlich die Perspektive gesicherter Arbeitsbedingungen.
Die Musikergewerkschaft Deutsche Orchestervereinigung (DOV) erinnert auch im Namen der Gewerkschaften ver.di und Vereinigung deutscher Opernchöre und Bühnentänzer (VdO) an den grossen finanziellen Beitrag, den die Beschäftigten der Staatsoperette Dresden für den Ausbau des Kraftwerks Mitte geleistet haben, indem sie in einem Haustarifvertrag auf einen Teil ihres Gehalts verzichtet haben. Durch den Gehaltsverzicht steuern sie 12,2 Millionen Euro zur Finanzierung ihres neuen Domizils bei. »Es ist wichtig, dass das Vertrauen der Mitarbeiter in die Belastbarkeit der politischen Zusagen in Zukunft nicht enttäuscht wird», so die DOV. Erfahrungsgemäß ist nicht auszuschließen, dass die Gewerkschaften unverhältnismäßig große Anstrengungen machen müssen, um die Gehälter wieder auf das Niveau des Flächentarifs anzuheben. Die Politik nimmt das gern als Dauergeschenk an.
Die Stadtverwaltung ist jetzt gefordert, kurzfristig die Aufträge an die Architekten von Gerkan, Marg und Partner zu erteilen, damit sie die Ausführungsplanung und die Ausschreibung für die Bauleistungen für den Kulturpalast erstellen können. Der Bauleiter steht seit Monaten bereit, sich in Dresden zu etablieren und die Leitung des Baus in die Hand zu nehmen. Zeitverzug würde unweigerlich höhere Kosten und Einnahmenausfälle mit sich bringen, wie die Beispiele Staatsoper Berlin und Elbphilharmonie zeigen.
Der verantwortungsbewusste Umgang mit den Künsten und den Künstlern wird die Oberbürgermeisterin Helma Orosz (CDU) und ihre Beigeordneten weiterhin herausfordern.