„Wir sind aus solchem Stoff wie Träume sind/ und unser kleines Leben ist von einem Schlaf umringt“ Prospero, 4. Akt
Wer hat sich nicht schon einmal gewünscht, dass ein Sturm aufkäme und alles durcheinander wirbeln würde, was sich als unumstößlich und zementiert darstellt? Wenn dabei noch altes Unrecht aufgedeckt würde, wenn an die Stelle der Vergeltung Vergebung träte und wenn eine menschenwürdige Ordnung daraus entstünde, wäre das mehr als nur ein Wunder. In William Shakespeares „Der Sturm“ scheint all das stattzufinden. Er ist eine phantasievolle Parabel über den schwierigen Weg der Selbstfindung und der Hoffnung hin zu einer Utopie für ein friedvolles Miteinander.
Prospero, ein Gigant des Geistes, ist großes Unrecht geschehen und alles woran er denken kann ist Rache. Vor zwölf Jahren mit seiner kleinen Tochter auf einer Insel durch Verrat gestrandet, rechnet er mit seinen damaligen Feinden – die er in einem gewaltigen Sturm auf dieser Insel festsetzt – „Auge um Auge, Zahn um Zahn“ ab, am Ende aber vergibt er ihnen.
Seine Gegenspieler, Könige, schickt er mit Hilfe des Luftgeistes Ariel in einen Seelensturm, der sie mit ihrem mörderischen Gewissen konfrontiert. Es ist ein Spiel, eine Art Verhaltenslabor und eine Reise in den Wahnsinn. Wie Marionetten werden die Schiffbrüchigen durch Krisen und Grenzsituationen geführt, um sie mit ihrer Schuld und ihren Machtphantasien zu konfrontieren. Sie werden staunende Zeugen surrealer Schauspiele und Opfer Furcht erregender Sinnestäuschungen. Sie erfahren Rache und Gnade.
Shakespeare stürmt auf uns ein mit großen Fragen, rätselhaften Erinnerungen, schauerlichen Intrigen, geheimnisvollen Geschichten um Macht und Liebe, um Leben und Tod. Er führt uns in eine faszinierende poetische Bilder- und Gedankenwelt, in der Geist, Witz und Güte über Rache und Vergeltung triumphieren.
Jan Zimmermanns Inszenierung gleicht einem surrealen Zauberzirkus: Akrobatik, Gefühl und Magie sensibilisieren die bewegten Sinne und erwecken den Eindruck, dass die Grenzen zwischen Realität und Traum verschwinden. Geister schweben an einem Trapez durch die Luft und treiben ihr Unwesen. Der Bühnenraum besteht aus Klang und Licht: unsichtbare Wände leisten Widerstand, der Boden stöhnt, es donnert und blitzt. Das Amphitheater wird zum Sinnbild von Prosperos’ zerstörter Seele. Sturm und Insel sind nur in seinem Wahn. Das Leben selbst ist nur ein Hirngespinst – ein Bilderreigen des ewigen Kreislaufs von Machtgewinn und Machtverlust, Verschwörung und Einsamkeit, Hingabe und Liebe.
DER STURM
Premiere: Samstag, den 4. Juli um 21.30 Uhr
Vorstellungen bis 5. September Di bis Sa jeweils 21.30 Uhr
Prospero – Andreas Köhler; Ariel – Ina Gercke und Jefferson Pereira; Antonio/ Ferdinand – Vlad Chiriac; Miranda – Rebekka Köbernick; Sebastian – Carsta Zimmermann; Alonso – Michael Schwager
Regie – Jan Zimmermann; Bühne – David Regehr; Kostüme – Isa Mehnert; Musik – Markus Götze; Choreografie – Roger Jahnke; Gesamtleitung – Christian Schulz
Ort: Amphitheater, vis-í -vis Bode-Museum, Monbijoupark, Eingang Monbijoustraße, Berlin Mitte
Verkehrsverbindung: Tram M1, M6 Monbijouplatz, M2, M4, M5 Hackescher Markt / S-Bhf. Hackescher Markt, S-Bhf. Oranienburger Straße
Preise: Di Theatertag 12 Euro, Mi und Do 15/12 Euro, Fr und Sa 18/15 Euro
Tickets: 030 47 99 74 41