Doch Goeschel belässt es nicht bei den prominenten Selbstmördern, er nimmt sich auch die kleinen Leute vor. Anhänger und Gegner des Regimes, Soldaten und Frauen, verfolgte Gruppen, unter ihnen insbesondere Juden.
Und er stellt fest, die Motive der Selbstmorde sind sehr unterschiedlich. Goeschel schaut hinter die Zahlen und gibt den Selbstmördern ihre Geschichte wieder.
Er untersuchte Presseberichte, Propagandamaterial, Selbstmordstatistiken, Abschiedsbriefe, Polizeiunterlagen, Gerichtsdokumente und wissenschaftliche Abhandlungen aus dem Zeitraum von der Weimarer Republik bis nach der Kapitulation.
Der Selbstmord war für viele Menschen die letzte Möglichkeit einmal selbstbestimmt zu agieren. Eine traurige und bittere Gewissheit in der menschenverachtenden Zeit der NS-Diktatur.
Ein sehr emphatisches Buch mit hoher Alptraumgarantie.
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Christian Goeschel, Selbstmord im Dritten Reich, 338 Seiten, Suhrkamp Verlag, 2011, 21,90 Euro