Warum das so ist, das weiß ich bis heute nicht. Denn das Äußere ist für meine Augen weniger fabelhaft und formvollendet als vielmehr aufgemotzt, aufgedunsen und aufgeblasen. Als sei nur noch das Rad das Wesentliche und nicht mehr ein wesentliches Teil des Ganzen wirken vor allem die vier schwarzen Reifen und die vier grauen Felgen in der Seitenansicht gigantisch. Das Ganze wirkt wie eine Wuchtbrumme. Dazu trägt auch das Kleid der Karosserie bei, das wie für die dicken Kinder von Landau gemacht scheint.
Humorist Harald Schmidt könnte auch die Front- und Heckpartie zum Dauerwitz degradieren. Die Scheinwerfer sind Schlitzaugen und wie die Fenster, die Schießscharten ähneln, möglicherweise eine Art Willkommenskultur an den zu erwartenden Ansturm von Asiaten, denn nicht nur völkerwandernde Araber drängt es wie einst die Türken nach Wien und darüber hinaus.
Über allem das dünne, hauchdünne Dach. Eher angedeutet als ganz da zeigt es sich zart wie Esspapier mit hinten angefressener Abrisskante und zwei Flösschen für den Funkkontakt. Zwei ist auch die Zahl für den Abgasaustritt.
Die neuen Stoßstangen hinten und vorne wirken wie Fremdkörper und einem Comic der Marke Captain Future entliehen. Die Lufteinlässe sind auf Krawall gebürstet und ähneln denen von Kriegsflugzeugen.
Die gesamte äußerliche Gestaltung ist für meinen Geschmack protzig, prahlerisch und peinlich. Sie beweist weit weniger ad hominem als wünschenswert ist. Wenn Breitbeinigkeit, dicke Hose, Gel- und Fönfrisur offensichtlich hier und heute gefragt und gekauft wird – Stichwort Bestseller -, dann wandelt sich der Geschmack des Abendlandes als ein moralisch, kulturell und ästhetisch wichtiger Wert wirklich wahnsinnig schnell – und nicht zum Guten. Die US-Amerikanisierung macht auch auf EU-Autobahnen nicht halt. An der McDonaldisierung Europas beteiligen sich augenscheinlich auch Inder.
Im Sinne des Soziologen und Philosophen Pierre Bourdieu hält der schlechte Geschmack immer mehr Einzug. Hochkultur wird auch auf der Straße hollywoodisiert. Schön ist das nicht.
Für andere (siehe oben) ist der erste Eindruck ein anderer. Mit „geradlinig, gedrungen, selbstbewusst“ beschreibt einer „das Karosseriedesign des Autos“, das „auch nach vier Jahren Bauzeit noch attraktiv“ wirke. Das klingt fast schon so wie die Presseinformation der Jaguar Land Rover Deutschland GmbH. Von einem „dezent, aber wirkungsvoll modernisiertem Karosseriekleid“, einem „aufgefrischten Karosseriedesign“, und einem „bahnbrechendem Design“, das „eine Menge frischer Akzente“ erhielt, ist die Rede. Das klingt wie in der Lebensmittelabteilung des KaDeWe. Darf es noch ein bisschen mehr sein? „Frische Elemente“ für „diese Optik“ ”¦ Da fehlt nur noch frisches Gemüse. Das kann sich König Kunde einladen.
Was bei dem einen Betrachter Schlitzaugen sind, das ist bei dem anderen schlicht „schlank“. Viel Frische, schlanke Schlitzaugen und so weiter „unterstreichen“ die „selbstbewusste Haltung“ des Range Rover Evoque im Modelljahr 2016.
Selbstbewusst? Wie sich Wortschatz und Wortwahl doch gleichen. Der zitierte Autor scheint weder selbstbewusst recherchiert noch mit Selbstwert geschrieben zu haben. Er ist nicht der einzige Berichterstatter auf der Fahrzeugpräsentation, bei der das leibliche Wohl nicht zu kurz kam, den ich auf dem Hof des Gastwerk Hotels Hamburg traf, auf den diese Beschreibung zutrifft. Zu viele Lohnschreiber sind längst linguistikartistische Verlängerungen der Werkbank.
Damit sich alle Leser ein eigenes Bild machen können, reichen wir vom Hersteller angebotenes Bildmaterial weiter und empfehlen, nicht den Weg ins Warenhaus für Automobile zu unterlassen und selbstbewusst den Range Rover Evoque in Augenschein zu nehmen. Eine Probefahrt – wie bei den Journalisten – dürfte auch drin sein. Über eine Testfahrt mit dem Range Rover Evoque demnächst mehr.