Ausgebildet in Wladikawkas von Anatoli Briskin und in St. Petersburg von dem legendären Musikpädagogen Ilja Musin, verkörpert Sochiew beste russisch-sowjetische Schule, durch die er schnell in Rußland am Marijnsky-Theater, in London, Luxemburg, Madrid, München, Amsterdam, Wien und Mailand einen Ruf als befähigter Orchester- und Operndirigent erwarb. Bereits seit seinem Debüt beim DSO im Jahre 2003 entwickelte sich eine aufgeschlossene Beziehung zwischen ihm und dem Orchester. Nach dem Weggang von Ingo Metzmacher im Jahre 2010 hätte ihn das DSO am liebsten gleich nach Berlin geholt, aber Sochiew erfüllte erst noch seine Verpflichtungen als Chefdirigent des Orchestre National du Capitole du Toulouse, nahm aber bereits an der Planung und an den Probespielen im DSO regen Anteil. Der Orchestervorstand Michael Mücke stellte befriedigt fest: »Aus unserem Wunschdirigenten ist nun der Chefdirigent geworden.«
In der Saison 2012/2013 wird das DSO in Berlin 57 Konzerte geben. Davon dirigiert Tugan Sochiew 12. Er will den Focus auf russische und slawische Komponisten richten, weil deren reiches und vielgestaltiges Repertoire im hiesigen Konzertleben erst noch oder wiedererkannt werden muss. Es werden Werke von Prokofjew, Schostakowitsch, Rimski-Korsakow, Weinberg, Balakirew, Dvorak, Martinu und Lutoslawski gespielt werden. Höhepunkt wird im Januar das Oratorium »Iwan der Schreckliche« von Sergej Prokofjew sein. Prokofjew hatte die Musik für Sergej Eisensteins zweiteiligen Film geschrieben. Aus der Filmmusik stellte Abram Stasewitsch ein Oratorium nach dem Beispiel der Kantate »Alexander Newski« zum gleichnamigen Eisenstein-Film zusammen. Gewähr für werkgetreue Interpretation bietet erneut der Rundfunkchor Berlin. Sprecher wird der Schriftsteller und Russendisco-Erfinder Wladimir Kaminer sein. Nicht minder interessant wird eine Suite aus Schostakowitschs Oper »Lady Macbeth von Mzensk«, einstmals als dekadent unterdrückt, unter der Leitung von James Conlon sein. Auch eine Brücke zur englischen, französischen und skandinavischen Musik wird das Programm schlagen.
Beachtung verdienen darüber hinaus Kammerkonzerte in der Villa Elisabeth und in Spielstätten der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, drei Casual Concerts und sechs Konzerte für Kinder im Grundschulalter, von denen eines Sochiew übernimmt. Berliner Kinder sind helle und würden sicherlich statt des Englischen auch des Maestros noch unvollkommenes Deutsch gut verstehen.
Weitere Dirigenten der Saison sind Kent Nagano, Sir Roger Norrington, Christoph Eschenbach, Jean Christophe Spinosi, Pablo Heras-Casado, Andrew Manze und andere. Traditionsgemäß werden Debütanden eingeladen: aus Israel Omer Meir Wellber, aus Großbritannien Ryan Wigglesworth und aus Deutschland Clemens Schuldt.
Stolz ist das Orchester auf vier seiner Mitglieder, die als Solisten konzertieren werden: Paolo Mendes, Horn, Kornelia Brandcamp, Flöte, Thomas Hecker, Oboe, und Annemarie Moorcroft, Bratsche.
Die Aufbruchstimmung im Deutschen Symphonie Orchester wird gestützt von ökonomischen Erfolgen. Im Jahre 2011 gab das Orchester 73 Konzerte in Berlin, davon 38 in der Philharmonie, wo es der zweitgrößte Konzertanbieter ist. Es verzeichnete 110 000 Besucher, die Auslastung erhöhte sich von 81 auf 82,7 Prozent, die wirtschaftliche Auslastung von 51 auf 53 Prozent. Die Abos wuchsen um 14 Prozent. Die Kasseneinnahmen stiegen um 300 000 Euro auf 1,6 Millionen. Mit seinem Etat von 11,6 Millionen Euro geht das Orchester verantwortungsbewusst um. Für seinen Teil führe das Orchester das Gerede vom Kulturinfarkt ad absurdum, meint der Orchestermanager Sebastian König. In der neuen Saison wird es wieder mehr Zweifachkonzerte geben.
Eine Neuauflage einer konzertanten Opernaufführung im Festspielhaus Baden-Baden wird es Pfingsten 2013 nicht geben. Die Anspielung auf die Konkurrenz der Berliner Philharmoniker mit ihren Osterfestspielen 2013 daselbst wurde vom Orchesterdirektor Alexander Steinbeis überhört. Das DSO sei mit Tourneen und Gastkonzerten in Spanien, Italien und Deutschland reichlich ausgelastet. Mit seiner Teilnahme an den Festspielen Mecklenburg-Vorpommern und an den Brandenburgischen Sommerkonzerten leistet es einen Beitrag zum Kulturleben in strukturschwachen Regionen.