Dabei sah zu Beginn der Begegnung alles nach einem durchschnittlichen Punktspiel aus. Vergleicht man das Niveau mit dem aktuell üblichen Standard der halbeuropäischen Champions Hockey League (CHL) war das Spiel eher schlecht. Der erste sehenswerte Angriff in der fünften Spielminute, vorgetagenen von der Tallackson-Reihe, zu der neben dem erwähnten Barry Tallackson noch die Stürmer Darin Olver und Sven Ziegler zählen, bekam Beifall. In diesen hinein und durch die Berliner Hintermannschaft hindurch konterte der ERC Ingolstadt. Zwar bleibt der Angriff der Gäste torlos, aber nicht ohne Folgen. Antti Miettinen mußte für zwei Minuten auf die Strafbank (6.). Die Pohl-Reihe, zu der neben Petr Pohl noch Miettinen und Jonas Schlenker zu Rechnen sind, jedenfalls aktuell, konterte ebenfalls. ERC-Torhüter Timo Pielmeier zeichente sich aus (8.). Anschließend zeigte sich Gästeverteidiger Benedikt Kohl zum ersten Mal auf der Strafbank (9.). Das zweite Mal holte er sich eine Strafe etwas mehr als zwei Minuten vor Ende des ersten Drittels. Mit der Überzahl wußten die Berliner wenig anzufangen. Als Kohl dann Sekunden vor Schluß vor der Strafbank aufs Eis lief, bekam er den Puck vor die Füßte und paßte auf John Laliberte, der Jared Ross bediente. Ross traf mit der Schlußsirene ins Berliner Tor (20.). Wie begossene Eisbären schlichen die Berliner vom Eis. Der Meister führte mit 1:0 in der Hauptstadt.
Vom Regen in die Traufe kamen die Gastgeber wenige Sekunden nach Anpfiff zum zweiten Drittel, denn Jeffrey Szwez erhöhte auf 2:0 (21). Ein Rumgestochere vor dem von Pielmeier gehüteten Gehäuse gewann Olver und das Spielgerät flog an Verteidiger und Torhüter vorbeiins rechte obere Eck (25.). Die Gäste antworteten mit einem Weitschuß von Marc Schmidpeter. Daran schloß sich ein Rumgestochere vor Vehanen an, dass Laliberte gewann. Der Puck landete im Tor (26.). Wieder führten die Gäste mit zwei Toren. Doch fortan hielten die Ingolstädter die Hausherren nicht nur auf Abstand sondern bauten ihre Führung aus. Brandon Buck traft zum 4:1 (33.). André Rankel verkürzte zwar (37.), doch seine tolle Tat war eine der seltenen gelungene Einzelaktion. Sie blieb es bis zum Schluß, denn dessen Mitspieler vom EHC waren dazu an diesem Abend nicht in der Lage oder Willens dazu. Wenn wir einen sehenswerten Angriff sahen, dann sahen wir auch Pielmeier prima halten (38.). Auch die Abwehr zeigte Schwächen, so dass Szwez für die Gäste den 5:2-Endstand erzielen konnte. Auffällig war, dass weder die Berlin (29.) noch die Ingolstädter eine (55.) ein 5:3-Überzahlspiel erfolgreich abschliessen konnten.
Nach dem 1:9-Debakel der Ingolstädter in Nürnberg zeigte der Meister Wille und Reife. Der Sturm und Drang der Berliner, den ernsthaft niemand abstreiten kann, wurde nicht belohnt. Er war zu wenig wirklich herausgespielt, zu ungestüm wurde aufs Tor geschossen. Doch die jungen Wilden aus Berlin, mit denen die drei Sturmreihen der Eisbären wieder einmal gefüllt wurden, werden reifen. So viel ist sicher. Für eine riefe Leistung jedoch bedarf es erfahrener und erstklassiger Spieler. Die sehr guten Kufenkurver kosten sehr viel Geld.
Der Tenor beim überwiegenden Teil von Anhang, Presse und Umfeld der Eisbären hegt keinen Zweifelt: Entweder einen Hochkaräter holen oder mit Geduld und Ironie den Aufbau des Nachwuchses vorantreiben. Im Grunde unnötige, ärgerliche knappe Niederlagen und auch klare Klatschen wie jetzt gegen den ERC Ingolstadt in der DEL sowie Unterlegenheit in permanenter Penetranz in der CHL muß man bei diesem Konzept in Kauf nehmen.