Berlin, Deutschland (Weltexpress). Zum Ende des letzen Drittels, als die Roten Bullen aus München im zweiten Halbfinalspiel de Deutschen Eishockey-Liga (DEL) bei den Berliner Eisbären bereits mit 2:1 führten und wenig Aussicht auf Besserung bei den Berlinern bestand, wurde wenigstens das vom Hallensprecher „ausverkaufte Haus“ beklatscht. Zwar sah ich hier und dort auf den Tribünen Lücken, aber die Eisbären offenbar zu wenig Löcher in der Abwehr der Gäste, um darin bis vors gegnerische Tor vorstoßen zu können. Gefühlt kam keiner nach dem ersten Drittel, dass die Berliner trotz mehrerer Gelegenheiten nur mit 1:0 gewannen, mehr durch und so brachte die Mannschaft von Meistertrainer Don Jackson die knappe Führung, die sie sich im zweiten Drittel erspielten, ungefährdet über die Zeit.
Durch den 2:1-Sieg ist die Best-of-Seven-Serie zwischen München und Berlin wieder ausgeglichen, nachdem die Verlierer unter Cheftrainer Uwe Krupp zuvor in München gewinnen konnten. Ausgeglichen war auch der Wortschatz beider Trainer, die wenig sagten, denen die Laune jedoch deutlich anzumerken war. Jackson las scheinbar vom Blatt ab und lächelte in die Runde während Krupp „B.Z.“-Journalist Jörg Lubrich anraunzte, der auf der anschließenden Pressekonferenz die einzige Frage stellte.
In der gestern kurz vor Mitternacht aktualisierten Fassung von Lubrich heißt es dazu in der „B.Z.“ (26.03.2017): „Im ersten Drittel verwerten die Eisbären ein Fünf-gegen-Drei-Powerplay nicht. Trainer Uwe Krupp antwortet auf B.Z.-Nachfrage, warum im Powerplay kein Spieler dem gegnerischen Torwart die Sicht versperrt: ‚Gute Idee, die werden wir aufnehmen.'“
Lubrich ging sogar so weit, dass er Uwe zum Überzahlspiel der Berliner Eisbären – „egal ob die Strafen für München nun berechtigt oder unberechtigt waren“ – fragte: „Warum stellt ihr eigentlich keinen Mann vors gegnerische Tor, um den gegnerischen Torhüter die Aufgabe schwerer zu machen.“ Lubrich merkte an, dass manche Mannschaften sogar zwei Mann vor das gegnerische Tor stellen würden. Krupp antwortete mit dem ihm eigenen Humor: „Wir versuchen das, Lubo. Das ist eine gute Idee. Du hast gute Ideen.“ Geschmunzel und Gelächter bei gut und gerne zwei Dutzend Menschen im Raum.
Das Spiel bot aus Berliner Sicht weniger Grund zur Freude. Den Grund brachte Jackson nicht wirklich auf den Punkt. Er lobte auf der Pressekonferenz beide Torhüter und nannte den Redbull-Torsteher Danny Aus den Birken und den Eisbären-Torwart Petri Vehanen, die sehr gut gehalten hätten. Beim Namen nannte er auch seine Torschützen Keith Aucoin und Jason Jaffray. Zudem meinte er, dass die Führungsspieler beider Mannschaften vorangegangen seien.
Der Grund war vielmehr, dass die Gäste nach dem zweiten Drittel massiv den Puckführenden angriffen, den Berlinern wenig Zeit bei der Puckannahme und beim Passspiel ließen. Viele Fehlpässe wurden auf diese Weise provoziert und das Aufbauspiel der Berliner wurde bereits im Mitteldrittel zerstört. Was blieb war einfaches Eishockey. Den Puck nach vorne schlagen und hinterherlaufen. Doch alle Gästespieler wirkten an diesem Sonntag abgesehen vom ersten Drittel sehr laufstark, dynamisch und durchsetzungsfähig und die Spieler aller Reihen hielten das bis zum Ende durch. Redbull München zeigte in zwei Dritteln, warum sie Erster der Vorrunde dieser DEL-Saison wurden. München gewann mehr Bullys und schoss in Berlin häufiger aufs Tor. Dass die Angreifer beide Mannschaften an diesem Tag kein Tor in Überzahl schafften und insgesamt nur ein Treffer auf der einen und zwei Treffer auf der anderen Seite fielen, zeugt von Kondition und Konzentration in der Abwehrarbeit beider Mannschaften.
Vor allem die Gäste waren sehr aggressiv in der Abwehr, griffen früh an und ließen den Eisbären auch in Überzahl wenig Raum zur Entfaltung. Wer aber kaum vors von Aus den Birken gehütete Tor kommt, der kann dem Mann auch nicht die Sicht versperren.