Der Künstler Gunter Demnig erinnert diesmal an Hans, Frieda und David Rosenbaum – Eintracht Frankfurt verlegt Stolpersteine für während der NS-Zeit ermordete jüdische Mitglieder

Die Frankfurter Eintracht beteiligte sich am Freitag an der Aktion Stolpersteine zum zweiten Mal. In Anwesenheit von Präsident Peter Fischer, Vizepräsident Axel Hellmann, AG-Vorstand Dr. Thomas Pröckl und zahlreichen Vertretern der Vereinsgremien verlegte der Kölner Künstler Gunter Demnig in der Unterlindau 74 drei Stolpersteine für Hans, Frieda und David Rosenbaum. Zur Stolpersteinverlegung waren auch mehr als 50 Fans der Eintracht gekommen.

Hans Rosenbaum, geboren 1907, war in den 1920er Jahren Fußballspieler bei der Frankfurter Eintracht. Rosenbaum kickte am Riederwald in verschiedenen Jugendmannschaften. Wegen seines jüdischen Glaubens wurde Hans Rosenbaum von den Nationalsozialisten 1941 gemeinsam mit seinen Eltern in das Ghetto Litzmannstadt deportiert. Hier verstarb Hans am 18. April 1942. Auch seine Eltern Frieda und David Rosenbaum wurden in Lodz umgebracht, ihr Todesdatum ist nicht bekannt.

Eintracht-Präsident Fischer betonte in seiner Ansprache, daß sich der Verein mit der Beteiligung an der Stolpersteinaktion seiner Verantwortung für die Geschichte stellt. Laut Fischer sind mittlerweile fast 20 Schicksale jüdischer Eintrachtler bekannt, die von den Nationalsozialisten wegen ihres Glaubens deportiert und umgebracht wurden. Die Eintracht werde sich auch weiterhin dafür engagieren, diese traurigen Geschichten öffentlich zu machen. Peter Fischer lobte die zahlreich erschienenen Anhänger der Eintracht, die diesmal für die Finanzierung der Stolpersteine Geld gesammelt hatten, um ein Zeichen gegen Rassismus und Intoleranz zu setzen. Er kündigte an, daß die Eintracht auch am bald fertig gestellten Vereinsplatz und -stadion ’Neuer Riederwald` einen Stolperstein verlegen wird.

Am Vorabend der Stolpersteinverlegung fand im Eintracht-Museum im Waldstadion eine Erinnerungsveranstaltung statt. Eberhard Schulz von der Versöhnungskirche im KZ Dachau erinnerte an den jüdischen Nationalspieler Julius Hirsch, der in Auschwitz ermordet wurde. Helga Roos und Bertan Tufan vom Sportkreis Frankfurt berichteten von den Ergebnissen der Geschichtswerkstatt „Schlappeschneider – Schlappekicker“, in der sich Schüler aus dem Gallusviertel 2008 mit der Geschichte der Schuhfabrik I.C.A.S. Schneider auseinandersetzten. Die Firma Schneider war in den 1920er und Anfang der 1930er Jahre ein großer Sponsor der Eintracht, die Firmeninhaber waren jüdischen Glaubens. Dem Eintracht-Museum wurden zwei Ausstellungstafeln mit Informationen über die Firma übergeben, die man dort anschauen kann, wie sich überhaupt der Museumsbesuch äußerst lohnt. Übrigens nicht nur für Fußballfans, sondern auch für die an lokaler Geschichte sowie soziologischen Fragen Interessierte.

Info: Film „Stolpersteine“

Kontakt: Eintracht Frankfurt Museum, Mörfelder Landstr. 362, 60528 Frankfurt am Main, Telefon: 069-95503275, Email: info@eintracht-frankfurt-museum.de

Vorheriger ArtikelSpannender Rundumschlag vom letzten Jahrhundert bis in den Weltraum – Die Kurzfilmpreise der Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung in der Caligari FilmBühne Wiesbaden
Nächster ArtikelIn England ist der Teufel los