Die gerade eröffnete Ausstellung dokumentiert, gegliedert in sieben Kapitel, eine romantische Geisteshaltung, die fasziniert ist von den Phänomenen Einsamkeit, Tod, beängstgenden Traum- und Geisterwelten und ihre Fortsetzung in den Künstlern des Symbolismus und des Surrealismus findet.
Die Romantik als Reaktion und Gegenpol zur Aufklärung zu verstehen, ist gängig, allerdings mit unterschiedlichem Deutungsinteresse. Die national orientierte, oft deutschtümelnde Interpretation sieht in ihr die Abkehr von Klassizismus und Aufklärung, von kaltem Rationalismus hin zu einer „natürlichen“ Empfindsamkeit, die sich ausdrückt in realistische Stoffen und einer naturalistischen Auffassung. Bereits die Landschaften Caspar David Friedrichs, die eben keine klassischen „romantischen“ Landschaften mehr sind, sondern diese in das Nachtlicht tauchen und mit Symbolen des Verfalls wie Gräbern und Ruinen zieren, unterlaufen konsequent und subversiv solche Erwartungen.
Die Zeitreihe der Ausstellung setzt aber früher an. Mit Füsslis „Der Nachtmahr“ (von 1790/91) und weitern sechs seiner Gemälde wird die Thematik quasi aufgeschlagen. Der nächste Saal ist Francisco Goya gewidmet und zeigt neben den in diesem Zusammenhang bekannteren Capriccios und den Darstellungen der Schrecken des Krieges auch Gemälde wie den Flug der Hexen (aus dem Prado) und die Kannibalen-Darstellungen (aus Besancon).
Von deutschen Künstlern ist, neben dem schon erwähnten C.D.Friedrich vor allem Carl Blechen vertreten. Die französische Variante vertreten Künstler wie Delacroix aber auch der als Maler eher unbekannte Victor Hugo, weiterhin Odilon Redon. Aber auch Munch, Ensor oder Böcklin gehören in diesen Zusammenhang.
Als legitime Erben der Romantik präsentieren sich die Symbolisten und der Surrealismus, vertreten vor allem mit Werken von Dali und Max Ernst.
Der Anspruch der Ausstellung reicht aber weiter. Dokumentiert werden soll auch die Wirkung der Künstler auf andere Medien. Durch die Zusammenarbeit mit dem Deutschen Filminstitut werden an mehreren Stellen Filmklassiker in die Präsentation integriert, so dass der Besucher z.B. unmittelbar nachvollziehen kann, wie sich die Bilder der Künstler etwa in der Frankensteinverfilmung der frühen 30er Jahre oder auch bei Murnau wiederentdecken lassen.
Eine andere Verbindung zieht die Ausstellung leider nicht: Zumindest in der deutschen romantischen Oper ließen sich – nicht nur im Freischütz sondern z.B. auch bei Marschners Oper „Der Vampyr“ noch Bezüge entdecken.
Wer seine Rezeption vertiefen möchte, kann am 2. November an einer „Nacht der schwarzen Romantik“ im Städel teilnehmen und wer die Ausstellung in Frankfurt verpasst kann sich trösten: Im Anschluss wird sie in Paris im Musee d ´Orsay zu sehen sein!