Berlin, Nürnberg, Deutschland (Weltexpress). Viele halten Playoffs für unfair, viele für die goldwert und damit sind noch nicht einmal diejenigen gemeint, die pekuniäre Interessen bis hin zum Profit hegen. Für die ehrenwerten Freunde der aktuellen Regelungen im obersten Eishockey der Bundesrepublik Deutschland geht es in den Playoffs halt zur Sache. Dass das damit zu tun hat, dass die Hauptrunde mehr einer Vorrunde und also einem Warmlaufen bis hin zu einer Aufstellungsermittlung mit Pre-Playoffs genanntem Hoffnungslauf vor dem Ausscheidungskampf gleicht, das steht in einem anderen Beitrag im WELTEXPRESS.
Die Playoffs in der DEL, damit ist die Deutsche Eishockey-Liga gemeint, stehen vor dem Finale. Der Einzug der zweiten Mannschaft nach Red Bull München in die Endspiele steht bevor. Heute findet das sechste Spiel im Halbfinale zwischen den Berliner Eisbären und den Nürnberger Ice Tigers statt.
In Nürnberg können die Berliner mit einem Sieg die Fahrkarte ins Finale lösen, denn dann hätten sie vier Spielen im Vier-aus-Sieben-Modus gewonnen und als Zweiter der Vorrunde den Dritten bezwungen. Wer meint, dass die Eisbären es selbst in der Hand hätten, der liegt nicht falsch, richtig ist aber auch, dass das in gleichem Maße für die Ice Tigers gilt. Berlin braucht einen Sieg, Nürnberg benötigt zwei Siege.
Uwe Krupp, der 52-jährige Cheftrainer der Eisbären, setzt mit seinem Trainerstab vor allem auf die zuletzt erfolgreiche RAN-Reihe, also auf André Rankel, Louis-Marc Aubry und Marcel Noebels. Weil es in den Playoffs auf Kleinigkeiten, zu denen auch das Powerplay gehört, ankommt, wurde die Reihe mit Sean Backman, James Sheppard und Nick Petersen von Krupp und Konsorten durch die RAN-Reihe ausgetauscht.
Jörg Lubrich traut vor allem Nationalspieler Noebels als „Powerplay-Waffe der Eisbären“ Große zu und weist in der „B.Z.“ (7.4.2018) darauf hin, dass vor allem der Linksschütze Noebels „mit 6 Toren und 7 Vorlagen … drittbester Scorer (Tore plus Vorlagen) der gesamten DEL-Playoffs hinter Leo Pföderl (Nürnberg/9/5) und Teamkollege Louis-Marc Aubry (8/8)“ sei.
Keine Frage: Die RAN-Reihe zeigt derzeit das Format fürs Finale, während vor allem Backman noch nachlegen könnte. Von ihm wurde offensichtlich mehr erwartet angesichts seiner ansprechenden Leistungen in der Vorrunde. Doch wenn in den Playoffs die Spiele intensiver und die Zweikämpfe härter werden, dann muss man dagegen- und mithalten, um bestehen zu können. Aus Sicht vieler Fans könne der 31-jährige Backman die Gegner auch überholen ohne einzuholen, Hauptsache Torvorlagen und Treffer.
Wenn nicht nur das Überzahlspiel der Eisbären besser ist, sondern auch das in Unterzahl, dann könnten die läuferisch und spielerisch besseren Berliner am Sonntagnachmittag bei den Franken ins Finale einziehen.
Dann ginge es für die Eisbären am kommenden Mittwoch bei den Rotbullen in München weiter. Ansonsten muss im siebten und letzte Spiel der Halbfinal-Serie am Dienstag an der Spree der Gegner für den von Don Jackson und anderen trainierten Meister ermittelt werden. Der 61-jährige Jackson, der in der DEL viele Wie-werde-ich-Meister-Erfahrungen sammelte, strebt seinen dritte Titel an der Isar an. Aus seinen Absichten machte der Meistertrainer vor der Spielzeit keine Mördergrube. „Wir wollen Meister werden“, sagte der Mann aus Minnessota, der in Berlin den Beinamen „Stiller Don“ bekam, weil seine Gefühle selten hervorbrachen.
Den Hauptstädtern schien das völlig egal. Hauptsache richtig tolle Tage in hohen Hallen und ruhmreiche Titel. Jackson lieferte und bescherte Berlin fünf Meisterschaften in sechs Jahren. Jetzt ist Krupp dran.