Wenn Sie sich jetzt ungläubig die Augen reiben, darf ich Ihnen verraten, dass von dieser Frau mit eben diesen besonderen Merkmalen im vorliegenden Bändchen über medizinische Kuriositäten sogar eine Fotografie abgebildet ist, auf Seite 38! Noch phantastischer ist der berufliche Werdegang Blanche Dumas`, die in Paris als geschätzte Prostituierte arbeitete und eines Tages Besuch einer anderen Berühmtheit bekam, von Jean Baptista dos Santos. Jener wurde 1849 in Portugal mit drei Beinen und zwei Penissen geboren. Schon als Baby untersuchte und bewunderte ihn die Fachwelt Europas, die Eltern lehnten eine korrigierende Operation ab. Männer mit Doppelpenis oder einem zusätzlichen Penis an ungewöhnlicher Stelle (der Autor beschreibt einen Fall, wo sich ein erigierfähiger kleiner Penis auf dem Rücken eines Mannes befand) waren und sind nicht extrem ungewöhnlich, zwei Vaginen eher.
Damit nicht genug, ein doppelköpfiges Kind, ein Messerfresser, eine ballonförmig geschwollene Brust, ein selbst entfernter Blasenstein – kaum ein extremer Sektor der Medizingeschichte wird hier ausgespart, dem Leser und Betrachter stockt mitunter der Atem! Mit Witz und Charme erklärt der Medizinethiker und Wissenschaftler Erwin J.O. Kompanje, warum Alice im Wunderland so riesig werden konnte, wieso eine Frau in England Kaninchen gebar und wie es zur Ausbildung eines Wasserkopfes bei einem gesunden Kind kommen konnte. Neben den medizinhistorischen Ausflügen erfahren wir auch etwas über das Leben der Menschen in den vergangenen Jahrhunderten, warum bildeten sich so furchtbar große Harnsteine, dass es den Berufstand des „Steinschneiders“ bedurfte? Wie behalf sich frau, wenn der Penis ihres Ehegatten ungewöhnlich lang geraten war? Finden Sie es heraus!
Eine tatsächliche Begegnung von Madame Duras und Señor Dos Santos ist übrigens nicht verbürgt, der Autor hielt eine Liaison der beiden jedoch für äußerst „passend“.
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Erwin J. O. Kompanje, Der Penisverkürzer und andere Merkwürdigkeiten aus 500 Jahren Medizingeschichte, Aus dem Niederländischen von Eva Schweikart, 205 Seiten, Piper München Zürich, November 2011, 8,99 €