Der 1. FC Union Berlin besiegt Arminia Bielefeld mit der bisher überzeugendsten Leistung in dieser Saison

Pressekonferenz nach dem Spiel 1. FC Union vs Bielefeld Foto: Hans-Peter Becker

Berlin, Deutschland (Weltexpress) Es war der Tag der Wahl eines neuen Staatsoberhauptes der Bundesrepublik Deutschland. Als Stadionsprecher und Pressechef Christian Arbeit die Mannschaftsaufstellung der Eisernen verkündete, begann ungefähr die Abstimmung im Bundestag. Als Schiedsrichter Martin Petersen die erste Halbzeit abpfiff, warteten sie im Reichstagsgebäude auf das Abstimmungsergebnis. Auf der Anzeigetafel stand der Halbzeitstand von 1:1.

Wer an diesem frostigen Sonntagnachmittag ins Stadion gepilgert war, hatte bis dahin ein sehenswertes Zweitliga-Spiel gesehen. Trainer Jens Keller vertraute auf jene Akteure, die in Dresden einen Punkt geholt hatten. Nicht dabei war Toni Leistner, er saß seine Gelbsperre ab. Seine Position in der Innenverteidigung nahm Emanuel Pogatetz ein. So wurde es eine internationale Viererkette, mit Österreich, Dänemark und Kroatien. In der ersten Halbzeit spielte eigentlich nur der 1. FC Union. Optisch war deutlich zu erkennen, wer 17 und wer bisher 32 Punkte gesammelt hatte. Die Hausherren der Wuhlheide waren das bessere und spielbestimmende Team. Sie machten Druck, ließen Armina selten in die gefährliche Zone. Es begann gleich mit einer Serie von Eckbällen und es brannte lichterloh im Strafraum der Bielefelder. Union holte sich die sogenannten zweiten Bälle. Es dauerte bis zur 18. Minute, da konnten die Beobachter die erste Halbchance für die Gäste notieren. Es vergingen nochmals 10 Minuten bis Union Torhüter Jakob Busk erstmals einen Torschuss halten musste. Zwischenzeitlich, in der 22. Minute, hatte der Kapitän Felix Kroos zugeschlagen. Er zirkelte einen Freistoß aus halblinker Position, aus 20 m, direkt ins Tor. Die Bielefelder hatten nur eine 2 Mann-Mauer gestellt, der Ball passte genau unter die Torlatte, Torwart Wolfgang Hesl streckte sich vergebens.

Jens Keller hatte sich sich zu einem 4-1-4-1 in der taktischen Grundformation entschieden. Die beiden Innenverteidiger und der auf 6er Position aufgebotene Stefan Fürstner sicherten ab. Die Außenverteidiger, Christopher Trimmel und Kristian Pedersen agieren bei Ballbesitz wie Außenstürmer und versuchten Sebastian Polter mit Flanken zu versorgen. Polter hatte als einzige Sturmspitze keinen leichten Stand. In der 35. Minute wechselte er sein Schuhwerk. Wenn man bis dahin am Spiel der Eisernen überhaupt etwas zu bemängeln hatte, war es nur die Chancenverwertung. Wie es so im Fußball gehen kann, in der 44. Minute nutzen die Bielefelder eine kleine Unaufmerksamkeit der Abwehr zum Ausgleichstreffer. Das berühmte Tor aus dem Nichts, erzielt vom Bielefelder Kapitän und Torschützen vom Dienst, Fabian Klos. Es war sein Treffer Nummer 9 in der laufenden Saison. Ein dem Spielverlauf nach überraschender Zwischenstand. Bei der Bundespräsidentenwahl blieb die Überraschung aus. Als Schiedsrichter Martin Pedersen die 2. Halbzeit anpfiff, stand das Ergebnis der Abstimmung fest. Das neue Staatsoberhaupt heißt Steinmeier. Es reichte ein Wahlgang. Das Interesse an diesem Vorgang wird sich ein paar Kilometer weiter in Köpenick in überschaubaren Grenzen gehalten haben. „Lasst uns mutig sein“, eine Kernaussage seiner ersten Rede.

Etwas mutiger wurden die Gäste. Sie holten sich in der 52. Minute immerhin ihren zweiten Eckball, daraus resultierte eine Torchance. Die Eisernen machten so weiter, wie aus Halbzeit eins gewohnt. Es blieb ein überdurchschnittliches, gutes Zweitliga-Spiel, Entschädigung für das Frieren. Das Salz in der Suppe folgte, in der 64. Minute bereiteten Stephan Fürstner und Christopher Trimmel das Tor zum 2:1 vor. Fürstner spielte einen überlegten Pass aus Trimmel, nach überlegtem Dribbling zauberte er eine Maßflanke auf den Kopf von Damir Kreilach. Er stand völlig blank und nickte ein. Im Gegenzug wäre den Arminen fast der erneute Ausgleich geglückt. Die Eisernen blieben der Chef im Ring. In der 83. Minute führte Kenny Redondo, wurde in der 63. Minute für Simon Hedlund eingewechselt, einen Eckstoß aus. Der mit viel Effett getretene Ball wurde gleich von zwei Verteidigern verpasst. Sebastian Polter stand goldrichtig und drückte ihn vorsichtshalber über die Linie. Wahrscheinlich wäre er auch so reingegangen. Jetzt fand das überlegene Spiel der Eisernen den entsprechenden Ausdruck auf der Ergebnistafel. Arminia Bielefeld war endgültig geschlagen. Ganze 2 Punkte haben die Ostwestfalen bisher in fremden Stadien erkämpft. Durch die Niederlage in Berlin und den Sieg des FC St. Pauli über Dresden rutschen sie erneut auf einen direkten Abstiegsplatz.

Die Eisernen boten ihr bis dato bestes Heimspiel und bleiben oben dran. Es war enorm wichtig diese 3 Punkte zu holen. Die Heimspiele gegen Mannschaften, die weiter unten stehen musst gewinnen, wenn das Ziel Aufstieg realistisch bleiben soll.

Es war eine sehr gute Mannschaftsleistung der Eisernen. Aus dem Team ragten Stephan Fürstner und Christopher Trimmel noch heraus. Das bestätigte sich auch in der offiziellen Spielstatistik hatte mit 109 Ballaktionen den höchsten Wert aller Spieler und Trimmels Quote von 68% gewonnener Zweikämpfe war der beste Wert bei den Unionern. Nicht unerwähnt bleiben soll die Leistung von Toni Leistners Vertreter Emanuel Pogatetz. Bis auf die gelbe Karte, die er in der 76. Minute kassierte, agierte er unauffällig. Für einen Innenverteidiger ist das ein Lob. Am kommenden 21. Spieltag müssen die Eisernen erneut gegen ein Kellerkind der Liga antreten. In Karlsruhe wartet der Sportklub auf den Aufstiegsaspiranten. Jens Keller muss dann erneut eine Schlüsselposition neu besetzten. Kapitän Felix Kroos bekam in der 71. Minute die gelbe Karte gezeigt, eine mit Folgen. Für das nächste Spiel ist er gesperrt und kann über das kommende Wochenende seiner Mannschaft lediglich die Daumen drücken und weiter Freistöße üben.

Stimmen zum Spiel

Brian Behrendt (Verteidiger DSC Arminia Bielefeld): „Union hat enormen Druck aufgebaut, in den ersten 20 Minuten wussten gar nicht genau was los ist, ab der 30. Minute haben wir es dann hinbekommen, zu Beginn der 2. Halbzeit auch, dann kommt ein dummes Gegentor, wo wir die Flanke nicht unterbinden konnten.“

Emanuel Pogatetz (Verteidiger 1. FC Union Berlin): „Ein tolles Gefühl, ich habe jede Minute im Spiel genossen. Ich freue mich, dass wir gewonnen haben. Es ist nicht einfach, ich habe lange nicht gespielt, dann musst du sofort die Leistung bringen. Ich habe gezeigt, dass der Trainer sich auf mich verlassen kann. Wenn wir ganz nach vorne wollen, müssen wir noch eine Schippe drauflegen, nicht nachlassen, jetzt müssen wir dranbleiben. Der Start ins neue Jahr war bisher ganz ordentlich.“

Damir Kreilach (Union Berlin Torschütze zum 2:1): „In der 1. Halbzeit haben wir überragend gespielt. Leider haben wir das 2:0 nicht gemacht. Wichtig ist, dass wir den Dreier genommen haben.“

Felix Kroos (Kapitän Union Berlin Torschütze zum 1:0): „Nach dem Freistoß-Tor gab es einen kurzen Blick zum Trainer. Wir hatten im Training darüber gesprochen, es wird mal wieder Zeit für ein direktes Freistoß-Tor und haben es im Training geübt. Dass es sich so schnell ausgezahlt hat, ist natürlich toll. Ansonsten, dass ist hier 2. Liga und da ist jedes Spiel harte Arbeit. In jedem Spiel musst du ans Limit gehen. Wir freuen uns über den Start. Einfache Spiele gibt es nicht.“

Jürgen Kramny (Trainer Arminia Bielefeld): „In den ersten 20. Minuten waren wir nicht auf dem Platz. Nach 30 Minuten haben wir es besser hinbekommen. In den Zweikämpfen hätten wir besser sein müssen. In den entscheidenden Momenten war uns Union überlegen.“

Jens Keller (Trainer Union Berlin): „Ich bin heute sehr zufrieden. Die Ausgangssituation war nicht einfach. Da kommt Bielefeld, die hatten unter der Woche ein Pokalspiel, dazu eine Mannschaft aus der unteren Tabellenhälfte, kein Problem. Wir haben gezeigt, von der ersten Minute an, dass wir unbedingt das Spiel gewinnen wollen. Das einzige Manko, wir bis zur Halbzeitpause mehr als nur ein Tor machen müssen. Ein Wort noch zu Emanuel Pogatetz, er hat seine Sache gut gemacht, es war für ihn nicht so einfach, nach langer wieder von Anfang an spielen zu müssen.“

Spieldaten

1. FC Union Berlin

Tor: Jakob Busk Abwehr: Christopher Trimmel; Roberto Puncec; Emanuel Pogatetz; Kristian Pedersen Mittelfeld: Stephan Fürstner; Damir Kreilach; Felix Kroos (ab 82. Adrian Nikci) Steven Skrzybski; Simon Hedlund (ab 63. Kenny Redondo); Angriff: Sebastian Polter (ab 86. Philipp Hosiner) 4-1-4-1

DSC Arminia Bielefeld

Tor: Wolfgand Hesl Abwehr: Sebastian Schuppan; Stephan Salger; Brian Behrendt; Michael Görlitz (ab 84. Christoph Hemlein) Mittelfeld: ; Tom Schütz (ab 88. T. Holota); Manuel Junglas; Christopher Nöthe (ab 68. Keanu Staude); Reinhold Yabo; Andreas Voglsammer Angriff: Fabian Klos; 4-2-3-1

Endergebnis: 3:1 (1:1)

Torfolge/Torschützen:

1:0 22. Min/Felix Kroos
1:1 44. Min/Fabian Klos
2:1 64. Min/Christopher Trimmel
3:1 83. Min/Sebastian Polter

Zuschauer: 20.258 am 12.02.2017 im  Stadion An der Alten Försterei

Schiedsrichter: Martin Petersen; Justus Zorn; Pascal Müller; Marcus Pflaum

Wetter: kaltes (-2 Grad C), trockenes Wetter

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