Der 1. FC Union Berlin gewinnt das gefühlte Endspiel gegen den HSV – Aufstiegschance bleibt intakt

Wohin geht die weitere Reise des HSV? © Foto: Hans-Peter Becker, Aufnahme: Berlin, 28.4.2019

Berlin, Deutschland (Weltexpress). Ausnahmezustand in Köpenick, verstopfte Anfahrtswege, wildes parken, ein großes Polizeiaufgebot, geschlossene Tageskassen und es kribbelte mehr als sonst vor einem Spiel, der Ex-Dino der Bundesliga war zu Gast im Stadion „An der Alten Försterei“. Der Presseraum wurde bis an seine Kapazitätsgrenze ausgelastet. Unmittelbar vor dem Anpfiff bot die Waldseite einen Choreo und der Gästeblock antwortete mit ein bisschen Pyrotechnik in schwarz-blau. Der Wind stand günstig und wehte den extra produzierten Feinstaub in zum Glück gleich in Richtung Wuhle.

© Foto: Hans-Peter Becker

Eine Fußballsaison ist ein Marathon, am Schluss sind Sprints nötig, um den erhofften Tabellenplatz zu ergattern. Beide Vereine hatten vor dem Spiel eines gemeinsam, der letzte Sieg in der Liga gelang am 25. Spieltag und das Spiel war bereits eine Ansetzung des 31. Spieltages. Verlieren eigentlich verboten und so griffen sie beim 1. FC Union zu einer besonderen Maßnahme. Der Geist von Kienbaum wurde beschworen, dazu ein Grillabend in die Spielvorbereitung integriert.

Das Spiel begann gleich mit einer guten Möglichkeit für die Eisernen durch Sebastian Andersson. Beim HSV dauerte es bis zur 18. Spielminute, da vergab Aaron Hunt eine hochkarätige Möglichkeit. Es entwickelte sich ein Kampfspiel mit einigen Nicklichkeiten. Die Mehrzahl der Aktionen verliefen zwischen den Strafräumen. In der 31. Minute hätte der Gast aus Hamburg in Führung gehen können. Wie zuletzt in Fürth fing Rafal Gikiewicz den Ball mit Kopf ab, es war ein satter Schuss von Bakery Jatta. Zuvor hatte er seine ernorme Grundschnelligkeit ausgespielt. Der HSV wurde stärker und das torlose Unentschieden zur Pause war das korrekte Zwischenergebnis.

500 zusätzliche Fahrradständer © Foto: Hans-Peter Becker

Ein Unentschieden war für den HSV das Minimalziel. So hätten sie den 1. FC Union auf Distanz gehalten. Es kam anders. Die Eisernen erwischten einen Blitzstart in die zweite Halbzeit. Ein katastrophaler Ballverlust von Gideon Jung an der eigenen Strafraumgrenze ermöglichte die Führung für den 1. FC Union. Robert Zulji vollendete, was Suleiman Abdullahi vorbereitet hatte. Das Tor wirkte wie ein Knockout, der HSV taumelte und gab mehr und mehr das Spiel aus der Hand. Es gab bis zum Schlusspfiff keine nennenswerte Chance für den HSV. Giftig und gallig präsentierten sich dagegen die Hausherren. Ein harmloser Kopfball vom eingewechselten Pierre-Michel Lasogga, mehr ging nicht beim HSV.

© Foto: Hans-Peter Becker

Die Spielentscheidung besorgte Grischa Prömel mit einem Schuss passend zum Wochentag. Wieder war es ein Abwehrfehler des HSV, ein Ballverlust von Vasilije Janjicic und Prömel zog einfach mal ab. Sein Schuss wurde noch abgefälscht, HSV-Keeper Julian Pollersbeck hatte keine Chance der Abwehr. Es lief bereits die 84. Spielminute und angesichts des bis dahin gezeigten Auftritts der Gäste, konnte das nur die Entscheidung sein. Riesenjubel und bedröppelte Gesichter je nach Fanlager nach dem Spiel. Die Spieler des HSV verschwanden schnell in der Kabine.

Der Auftritt des HSV in der zweiten Halbzeit bleibt unerklärlich und lässt für den Endspurt der Saison nichts gutes ahnen. Als sie durch den Abwehrfehler in den Rückstand gerieten, war noch eine komplette Halbzeit zu spielen. Es war zudem nicht so, dass die Eisernen zu spielerischer Höchstform aufliefen. Sie wollten den Sieg und ließen dafür den Rasen brennen.

Taktik

Urs Fischer überraschte mit seiner Startelf. Für den verletzten Florian Hübner spielte, wie erwartet, Michael Parensen neben Marvin Friedrich in die Innenverteidigung. Dass allerdings Julian Ryerson neben Manuel Schmiedebach ins defensive Mittelfeld rückte war nicht unbedingt erwartet worden. Es war keine Doppelsechs. Grischa Prömel spielte links und Ryerson dementsprechend rechts auf der Achterposition. Gegen den Ball war es 4-3-3 und im Spielaufbau ein 4-3-1-2, mit Robert Zulj als hängender Spitze. Phasenweise war beim 1. FC Union im Mittelfeld eine Raute zu erkennen. Die offensiven Außenpositionen besetzten Sebastian Andersson und Suleiman Abdullahi.

© Foto: Hans-Peter Becker

Der HSV Trainer Hannes Wolf versuchte es offensiv mit einem 3-4-3 und defensiv mit 5-3-2. Es funktionierte in der ersten Halbzeit, da hatten die Hamburger mehr Zugriff und die gefährlicheren Aktionen. Bereits zur Halbzeitpause korrigierte Wolf seine Aufstellung und brachte für den defensiven Josha Vagnoman mit Hee-Chan Hwang einen weiteren Stürmer. Die Wirksamkeit dieser Maßnahme wurde nach dem frühen Rückstand gleich auf die Probe gestellt. Vom HSV kam nichts, sie fanden keine Lücken im Mittelfeld. Der Spielaufbau blieb in seinen Ansätzen stecken.

Ab der 57. Minute war Arbeitstag für Gideon Jung beendet. Mit Pierre-Michel Lasogga kam ein weiterer Stürmer, was blieb dem HSV auch weiter übrig. Als in der 76. Minute Manuel Wintzheimer für Berkay Özcan eingewechselt wurde, hatte der HSV vier Stürmer auf dem Platz und die Wirkung tendierte gegen Null. Da weiter kaum verwertbare Zuspiele aus dem Mittelfeld kamen, ließ sich Lasogga öfter weiter nach hinten fallen, um die Verteidiger herauszulocken und zu versuchen, dass Aufbauspiel anzukurbeln.

Fazit

Der 1. FC Union gewann eins von jetzt noch drei ausstehenden Endspielen. Es war ein hart erkämpfter Sieg gegen den weiter kriselnden Hamburger Sportverein, der jetzt seit sechs Spielen ohne Sieg weiter auf einen Dreier wartet. Der 1. FC Union wirkte kompakter und hatte dazu das nötige Matchglück. Es waren zwei krasse individuelle Fehler, die den Sieg für die Berliner begünstigten. Der HSV fällt auf Platz vier – hinter den 1. FC Union – zurück. Da der SC Paderborn gegen Heidenheim gewann, belegen sie jetzt einen direkten Aufstiegsplatz und empfangen am 33. Spieltag den HSV. Am Rande der Begegnung wurde bekannt, dass Lewis Holtby nicht mehr zum Profikader der Hamburger gehört.

Der 1. FC Union hat mit aller Konsequenz die letzte Chance genutzt, um weiter im Aufstiegsrennen zu bleiben. Bemerkenswert war dabei die Mentalität, die dem HSV eigentlich zugestandene höhere Qualität, war auf dem Platz nicht zu sehen.

Spieldaten

Fußball 2. Bundesliga, Saison 2018/19, 31. Spieltag, 28.04.2019, 13:30 Uhr

1. FC Union Berlin
Tor: Rafal Gikiewicz Abwehr: Christopher Trimmel; Marvin Friedrich; Michael Parensen; Ken Reichel Mittelfeld: Grischa Prömel; Manuel Schmiedebach; Julian Ryerson (ab 78. Felix Kroos) Angriff: Suleiman Abdullahi (ab 73.Sebastian Polter); Robert Zulj; Sebastian Andersson (ab 88. Christopher Lenz) 4-3-1-2
Trainer: Urs Fischer

Hamburger Sportverein
Tor: Julian Pollersbeck Abwehr: Rick van Drongelen; Leo Lacroix; Douglas Santos; Gideon Jung (46. Hwang) Mittelfeld: Douglas Santos; Vaslije Janjicic; Khaled Narey; Jonas Vagnoman (ab 57. Pierre-Michel Lasogga); Aaron Hunt Angriff: ; Berkay Özcan (ab 76. Manuel Wintzheimer) ; Bakery Jatta 3-4-2-1
Trainer: Hannes Wolf

Ergebnis: 2:0 (0:0)

Tore:
1:0 46. Min. Robert Zulj (Suleiman Abdullahi)
2:0 84. Min. Grischa Prömel

Karten:
Gelbe Karten:
81. Min. Douglas Santos (Hamburger Sportverein)
82. Min. Christopher Trimmel (1. FC Union Berlin)
83. Min. Felix Kroos (1. FC Union Berlin)
90.+3 Min. Leo Lacroix (Hamburger Sportverein)

Zuschauer: 22.012 Stadion An der Alten Försterei
Schiedsrichter: Sascha Stegemann, , Mike Pickel , Marcel Unger , Tim Skorczyk
Wetter: Heiter bis wolkig 15 Grad Celsius

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