Was Thomas Mann in seinem „Zauberberg“ vor genau 100 Jahren über den hanseatischen Patriziersohn Hans Castorp schreibt, kann man noch heute nachvollziehen. Das Waldhotel im Schweizer Kurort Davos belegt seine Balkon-Liegen mit einem Schild und obigem Roman-Auszug samt der Anmerkung: „Unsere Davoser Liegestühle wurden im Sommer 2006 von der Behindertenwerkstätte ARGO Davor/Chur restauriert. Sie können die Waldhotel-Decke für CHF 42 an der Rezeption käuflich erwerben.“
Zu Manns Zeiten war das Waldhotel das „Waldsanatorium“, in dem Ehefrau Katja Mann ihre Tuberkulose heilen sollte. Ihr original erhaltenes Krankenzimmer darf jeder durch eine Glastür ansehen. Thomas Mann besuchte sie dort und wohnte unterhalb in der „Villa am Stein“. Das perfekt geführte Hotel ist heute im Besitz einer deutschen Adelsfamilie (www.waldhotel-davos.ch).
Am Abend finden die Hotelgäste die „Abendpost“ auf ihrem Bett und unter „Was ist los in Davos und im Waldhotel“ den Hinweis auf eine Jugendstilführung durch das ehemalige Luxussanatorium Schatzalp, in dem Thomas Mann seinen Hans Castorp sieben Jahre lang nach Heilung von seiner Tuberkulose suchen ließ. Ein Kraft- und Energieort, wo man dank der Messmethode des Physikers Alfred Bovis bis zu 26.000 Bovis-Einheiten nachweisen kann. Was über dem Mittelwert von 6.500 Bovis-Einheiten liegt, soll starke Energie geben. Der Initiator Willem Jan Holsboer erkannte 1898 die positive Ausstrahlung der Schatzalp und beauftragte die Zürcher Architekten Otto Pfleghard & Max Haefeli mit dem Bau, einem der ersten Stahlbetonbauten in Graubünden.
Musste man damals zu Fuß auf 1.900 Meter, bringt einen heute die computergesteuerte Standseilbahn – die Schatzalp ist autofrei – in vier Minuten auf 1.861 Meter. 1953/54 wurde aus dem Sanatorium das Hotel Schatzalp, das zu den „Swiss Historic Hotels“ zählt (www.schatzalp.ch).
Floraler und venezianischer Jugendstil und Terrazzafußboden prägen die Lobby. Das Mobiliar, vor allem Stühle und Sessel, wurden nach Originalen nachgearbeitet. Die Zimmer – hinter schweren Eisentüren – brauchen keinen Fernseher, sie haben Fernsicht. Die obligatorischen Liegestühle auf den übergroßen Loggias bekommen zwei Stunden mehr Sonne als unten im Tal. Für Tbc-Kranke, die bis zu acht Stunden in Decken gehüllt auf den Balkonen ruhen mussten, war das also optimal. Auf den breiten Korridoren sind schön gestaltete Spuckbecken erhalten. Bei der Umgestaltung zum Hotel blieben Sanatoriums-Charakter und Zauberberg-Romantik spür- und sichtbar. Der ehemalige Röntgenraum wird heute für Veranstaltungen genutzt und heißt X-Ray, die Lichtkästen für die Röntgenbilder leuchten in gedämpftem Rot, aus dem Operationssaal entstand ein Hallenbad. Selbst der Zugang zum Hotel mutet an wie eine – blumenberankte – Wandelhalle.
Weiteres Kuriosum: Zehn Jahre lang hatte Wilhelm II. ein Zimmer gemietet, falls er erkranken sollte. Aber er besuchte die Schatzalp nie.
Info: www.davos.ch, www.davosklosters.ch und www.myswitzerland.com + gebührenfreie Rufnummer von Schweiz Tourismus 00800/10020030 mit persönlicher Buchungsberatung.