Das stachelige Kindermädchen – Als „Eine Zauberhafte Nanny“ gerät Emma Thompson „Knall auf Fall in ein neues Abenteuer“

Regisseurin Susanna White findet kindliches Herumtoben so schrecklich, dass sie „Eine zauberhafte Nanny“ (Emma Thompson) auf Norman (Asa Butterfield), Megise (Lil Woods) und Vincent (Oscar Thomas George Steer) loslässt. Die plagen sich schon mit dem Besuch der wohlhabenden kleinen Verwandten aus London und fürchten um die Familienfarm. Das Anwesen will ihr hinterhältiger Onkel Phil (Rhys Ifans) verscherbeln, dem zwei Gangsterbräute im wahrsten Sinne an die Nieren gehen. Mehr als das Kriegsgeschehen, welches sich höchstens durch Limonadenknappheit bemerkbar macht, trüben spielende Kinder das ländliche Idyll. Kinder soll man sehen und nicht hören, erstes gefälligst nur arbeitend! Zwar sieht „Eine Zauberhafte Nanny“ nicht aus, als ob er in den Vierzigern spielt, doch könnte Whites Kinderfilm in ihnen entstanden sein. Von den zwei Kriegen, welche sich parallel in der Handlung abspielen, ist der Zweite Weltkrieg der harmlosere. Der eigentliche Kampf findet im Kinderzimmer statt. Bilder der verwahrlosten Farm der Greens schneidet White mit denen der Geschwister zusammen. Die Kleinen spielen, anstatt Landarbeit zu leisten? Klarer Fall von übermäßiger Antiautorität. Schuld, dass unsere Kinder zu Tyrannen werden, ist auf der Leinwand der Verfall konservativer familiärer Werte. Eine Scheidung oder zeitweise Abwesenheit des Vaters genügt. Alleinerziehende Mütter wie Mrs. Green, behauptet der Film, sind zur Erziehung prinzipiell unfähig.

„Ein Rohdiamant“ wird eines der Green-Kinder genannt. Solche müssen geschliffen werden, auf dass sie perfekt in die Fassung passen, welche die Gesellschaft ihnen vorgefertigt hat, und ein Schmuck ihrer Eltern sind. Artige Kinder sind eine Zier: je braver die Kinder desto ansehnlicher wird das Äußere von Mrs. Green und Nanny McPhee. Die Heuchelei hinter dem guten Benehmen um des schönen Scheins willen wird gelobt, statt hinterfragt, wie auch die Doppelmoral des Kindermädchens. Nanny McPhee ist selbst, was sie den Kindern zu sein vorwirft: nachtragend, rechthaberisch und grob. „Diamant“ passt auf die Kinderfrau wenig, roh hingegen umso mehr. Mittels Magie lässt „Eine zauberhafte Nanny“ die Kinder sich selbst schlagen, auf den Boden schmeißen und an den Haaren ziehen. Wieso Geld für eine Familientherapie rauswerfen? Die lieben Kleinen mit dem Kopf gegen die Wand schlagen, ist viel kostengünstiger. Ist danach immer noch nicht Ruhe im Kinderzimmer, lässt die Nanny eine Bombe vor dem Haus landen. Eine Erwachsene, die es ernst meint, wenn sie sagt, gleich knallt ´s.

Whites auf Christina Brands Romanfigur „Nurse Matilda“ basierende Figur der „Nanny McPhee“ halb Moralmärchen, halb uninspirierte Fälschung eines Kinderfilms. Schauderhaft statt zauberhaft ist das Verhalten der Über-Nanny. Emma Thompsons Wiederholung der gleichen Filmrolle aus dem 2005 erschienen ersten Teil des Fantasyfilms ist aufgrund des plumpen Drehbuchs kaum sympathisch. Mary Poppins kann ihre possierliche Biederkeit den Fünfzigern anlasten. „Eine zauberhafte Nanny“ hat keine Ausrede.

Titel: Eine zauberhafte Nanny: Knall auf Fall in ein neues Abenteuer – Nanny McPhee and the Big Bang

Land/ Jahr: Großbritannien 2010

Genre: Kinderfilm

Kinostart: 1. April 2010

Regie: Susanna White

Drehbuch: Emma Thompson

Darsteller: Emma Thompson, Maggie Gyllenhaal, Rhys Ifans, Maggie Smith, Asa Butterfield

Laufzeit: 99 Minuten

Verleih: Universal

www.universal-pictures.de

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