Den wenigsten aus gelang das und trotzdem marschierten gut und gerne 2 Millionen Menschen durch Kairo. Sie forderten den sofortigen Rücktritt von Mubarak, das Aus seines Regimes. Raus, raus und immer wieder Raus-Rufe ertönten, die sich mit „Hau ab“ und ähnlichen Slogans abwechseln. Sie wollten so lange bleiben, bis Mubarak gegangen ist, das Land verlassen habe. Doch der Despot denkt – wenn überhaupt – nicht daran.. Dieser Reflex des Sich-an-der-Macht-klammerns mag noch verständlich gewesen sein, als „nur“ Zehntausende, meist Gebildete und überwiegend Stundent vor fünf Tagen auf die Straße gingen. Doch aus zehn- wurden über Nacht einhunderttausend Menschen und nun sind es Millionen. Es ist das Volk, das aufbegehrt.
Das Staats- oder besser Regime-TV berichtete erst einmal ausführlich über die Claqueure, die sich für Mubarak vor der Kamera zeigten.„Wir sind für Reformen, wir sind gegen Zerstörung“, hörte, wer wollte. Und wer das Possenspiel vor seinen eigenen Augen sah, der lachte entweder oder schimpfte wütend auf die Mitglieder der NDP ein, was er sich vor ein paar Tagen noch nicht getraut hätte, denn dann wäre er dafür verhaftet, geschlagen und ins Gefängnis gesteckt worden, womöglich in eines dieser vielen Gefängnisse, in denen Folter an der Tagesordnung ist.
Später, viel später brachten die Mubarak-Medien auch einen Hinweis auf die Proteste der Millionen,die vor Verhaftungen und Folter, vor politischer Verfolgung keine Angst mehr haben, verrechneten sich aber gewaltig und kamen auf knapp 5 000 Demonstranten. So kann man sich seine Reich auch schönreden.
Der Fernsehsender Al-Arabija teilte am übrigens zuvor mit, dass die Anhänger des ägyptischen Präsidenten Husni Mubarak am Dienstag Demonstrationen in Kairo, Suez und Ismailia planten. Bis heute nahmen an den Demonstrationen bis auf die einhundert Claqueure nur Anhänger der Opposition teil. Die Regierungspartei NDP, die insgesamt 3,5 Millionen Mitglieder zählt (zum Vergleich: Ägypten hat 82 Millionen Einwohner), hat bis heute keine Stellungnahme zur Situation im Land abgegeben.
Mit Material von Al Jazeera, dpa, Facebook, YouTube, Liveleak, RIA Novost und Twitter.