Sie passe nicht zu seiner perfekten Familie, behauptet Ronnie nach einem gemeinsamen Dinner in Wills Anwesen verschreckt. Noch nicht, denn zu Beginn der Romanze muss sie mit Kleidung im Grunge-Look und schwarz lackierten Fingernägeln die junge Wilde geben. „Sie hat nicht eine Freundin ohne einen gepiercten Körperteil.“, sorgt sich Ronnies Mutter. Als Paradebeispiel solch schädlichen Einflusses muss die jugendliche Blaze (Carley Chaikin) herhalten, mit der Ronnie sich anfreundet. Als Verkörperung einer ärmlichen Unterschicht wirken die pummelige, abgerissene Blaze und ihr angetrunken lallender Freund Markus (Nick Lashaway) wie Fremdkörper in dem sauberen Städtchen. Die beiden einzigen normalerscheinenden Jugendlichen müssen als Filmschurken herhalten. Nachdem sie aus Eifersucht Ronnie einen Diebstahl angelastet hat, wird Blaze eine bittere Lektion für ihr unangepasstes Verhalten erteilt. Ronnie hilft ihr mit einem großzügigen Almosen aus der Misere. Freundschaft ist in der Romanze so selbstverständlich geldabhängig wie Liebe: Will solle sie nicht verlassen, weil sie auf seiner Familienfeier bescheuert ausähe, sagt Jonah seiner Schwester und opfert sein Erspartes für ein anständiges Kleid.
Die geläuterte Blaze darf als Angestellte bei jener Familienfeier die Reichen bedienen. Dass Ronnie und der blonden Beach Vollyball-Spieler Will füreinander bestimmt sind, begreift auch der letzte, wenn Ronnie „She will be loved“ von Maroon 5 mitsingt: „Echt toller Song!“. Damit letztes unmissverständlich klar ist und die Werbegelder stimmen, lobt Will ihren Gesang. Ist immerhin „Hannah Montana“, für deren Verkörperung Hauptdarstellerin Miley Cyrus besser bekannt ist. Von ihrer Musik wird Miley Cyrus offenbar genauso verfolgt wie der Zuschauer. Ihre Makellosigkeit kann Ronnies pseudo-rebellische Aufmachung nicht verbergen. „Du liest ‚Anna Karenina‘ und greifst zu Waffen, um Meeresschildkröten Schutz zu gewähren.“, bewundert sie Will. Ronnies Nähe zu Will und ihrem Vater lässt den frivolen Nagellack schwinden und sogar ihr Nasenpiercing spurlos zuwachsen. Liebe bewirkt Wunder. Über kleine Unzulänglichkeiten Wills, wie dessen zuerst von ihm verheimlichten Reichtum, sieht Ronnie großzügig hinweg. „Niemand ist perfekt.“, meint ihr Vater. Da kennt er sich und seine tadellose Familie schlecht. „Dieses Dauergrinsen ist unheimlich.“, bemerkt sein kleiner Sohn treffend.
„The Last Song“ spielt in der perfekten Welt perfekter Menschen, deren überzogene Capricen reale Konflikte ersetzen. Nicholas Sparks hingegen sieht die kalkulierte Mischung aus Familiendrama und Jugendromanze als knallharten Realismus: „Das ist keine fantastische Träumerei. “Seufzt Ronnies schwer kranker Vater fast zwei Stunden später „Du bist die süßeste, hübscheste und liebenswerteste Tochter auf der ganzen Welt.“, drängt sich eine Dialogzeile Ronnies auf: „Ist der Song jetzt endlich fertig?“
Titel: The Last Song
Land/ Jahr: USA 2010
Genre: Liebesfilm
Kinostart: 29. April 2010
Regie: Julie Anne Robinson
Drehbuch: Nicholas Sparks, Jeff Van Wie
Darsteller: Miley Cyrus, Greg Kinnear, Liam Hemsworth, Bobby Coleman, Hallock Beals
Laufzeit: 107 Minuten
Verleih: Walt Disney