Denn es ist Weihnachtszeit, müßte man hinzufügen, zwar noch nicht in Wirklichkeit, aber doch die Zeit, in der in den Geschäften aufgerüstet wird, was Weihnachten verkauft werden soll, was in den Weihnachtsindustrien schon vor einem halben Jahr geordert wurde, die Nikoläuse, Weihnachtssterne, Pfefferkuchen, Nüsse und Orangen, vor allem aber die Süßigkeiten. Die Musik dagegen, die soll nun frisch auf den Tisch. Denn ein Termin im Oktober, zu dem in den Sparten Gesang, Instrumente, Dirigieren und vielen anderen Disziplinen der Star des Jahres 2010 kreiert wird, der läßt sich gut für das Weihnachtsgeschäft nutzen, das im Musikbereich tatsächlich „Klassik“ heißt, wobei dies relativ zu verstehen ist, daß nämlich zu keiner anderen Zeit Schubert, Mozart, die Regensburger Domspatzen, liebliche oder auch strenge Klosterchöre und vor allem die Sänger und Sängerinnen auf den CDs so verkauft werden wie zu Weihnachten.
Und, weil es uns gar nicht Klassik genug geben kann, wo das tägliche Radio von schrecklichem englischen Pop genannten Zumutungen verstopft ist, wollen wir einige der Preisträger kurz vorstellen, die in ihrer jeweiligen Kategorie, z. B. Sänger des Jahres mit einer Veröffentlichung ausgesucht und mit dem Echo, einer furchtbaren, noch dazu schweren Metallskulptur, die leicht aussieht. Haben Sie verstanden? Es geht darum, daß Sie sich selbst oder den Lieben zu Weihnachten eine oder mehrere oder auch alle der folgenden CDs kaufen. Sie können dabei kaum Fehler machen, denn gut hören kann man alle ausgewählten Echo-Preisträger.
Sängerin des Jahres wurde Joyce DiDonato, amerikanische Mezzosopranistin, die ein Rossini-Album auflegte, das um Isabella Colbran kreist, die schöne und wunderbar singende spanische Muse des Komponisten. Wie ausdrucksvoll und mit Schönklang auch die aberwitzigsten Koloraturen ganz natürlich wirken, als Ein- und Ausatmen gewissermaßen, zeigt ihre Dankbarkeitsarie, denn wenn man einen Preis bekommt, dann soll man auch dafür singen. Finden wir auch und diese Darbietung war ein Genuß. Nicht jeder Preisträger ist so souverän wie diese, wobei das Wichtigste ist, daß sie überhaupt nach Essen kam. Denn nicht jeder Ausgewählte kommt und vor allem, nicht alle Ausgewählten freuen sich über ihre Auszeichnung.
Aber nach der Vorstellung derer, die den Echo als Preis erfunden haben und ihn ausloben, wollen wir nur noch der Gottschalkschen Preisübergabe in gebotener Kürze folgen. Seit 1993 gibt es den Echo-Klassik-Preis, den die Deutsche Phono-Akademie erfunden hatte, die nun wiederum selbst ausführendes Organ des Bundesverbandes Musikindustrie ist und ihren Preis als den „renommiertesten Klassikpreis der Welt“ bezeichnet, was man glauben mag oder nicht. Nach einigen, von den Eingeweihten, als Schiebereien großer Plattenfirmen bezeichneten Preisvergaben, gilt seit 1998 eine elfköpfige Jury, „die sich aus herausragenden Persönlichkeiten aus Politik, Kultur und Medien, der ZDF-Musikredaktion und dem Arbeitskreis Klassik des Bundesverbandes Musikindustrie e. V. zusammensetzt“ und wo vier unabhängigen Juroren dabei sein sollen. In wieweit die Jury nicht die Platzhirsche, das ist immer Sony Classical, EMI und Universal, prämieren, sollte sich am Sonntagabend zeigen. Urteilen Sie selbst.
Sängerin des Jahres, Joyce DiDonato, Colbran, The Muse, Virgin Classics/EMI Music.
Der Sänger des Jahres, Jonas Kaufmann, Sehnsucht, Decca/Universal Music.
Als Instrumentalist des Jahres auf dem Cembalo wurde Siegbert Rampe ge“echot“, mit Klavierwerken von Wilhelm Friedemann Bach, MDG-Musikproduktion Dabringshaus und Grimm. Bezogen auf das Klavier wurde als Instrumentalist des Jahres Lang Lang mit der CD Tschaikowsky/Rachmaninoff: Klaviertrios, erschienen bei Deutsche Grammophon/Universal Music prämiert. Bester Oboist ward Albrecht Mayer, der Bach-Werke für Oboe, Orchester und Chor bei der Decca/Universal Music einspielte. Martin Schmeding ist der Orgel-Instrumentalist des Jahres mit J.S.Bachs: Goldberg Variationen in der Fassung für Orgel. Instrumentalistin des Jahres auf der Viola wurde Tabea Zimmermann mit M.Eger/J.S.Bachs Suiten für Viola, Myrios Classics.
Es ist sehr schwierig, mehr als die Preisvergabe zu kommentieren, denn es handelt sich um versierte, teil mehrfach ausgezeichnete Musiker, denen man wie Tabea Zimmermann jeden Preis gönnt. Das gilt auch und zwar besonders für den Dirigenten des Jahres Paavo Järvi, über den der Filmemacher Manfred Scheyko einen sehr schönen Film erstellt hatte. Järvi ist in Estland geboren und wurde wegen seiner Einspielung von Beethoven: Sinfonien 2 & 6 „Pastorale“, bei Sony Classical ausgewählt. Im Brotberuf ist er chefdirigent des hr-Sinfonieorchesters in Frankfurt mit Stippvisiten in Paris.
Für sein Lebenswerk erhielt Kurt Masur den Echo. Und eigentlich waren das die bewegenden Momente bei einer sonst nur durch dauernden Applaus unterbrochenen hinhudelnden Veranstaltung, wenn man einem Laudator zuhörte, dem die Ehrung wichtig war, wie Sting bei Jonas Kaufmann und wie Dietrich Genscher bei Kurt Masur. Da spürte man so einen Moment Wichtigkeit, ja das gerade dieser Moment und diese Personen mit unserer Geschichte, diesem kleinen Teil der Weltgeschichte etwas zu tun haben. Sie können auf der Webseite die gesamte Echo-Auswahl in allen anderen Preises verfolgen.
Und wenn wir jetzt noch zwei der vielen anderen Preise aufführen, hat das damit zu tun, daß wir die Sängerin und den Sänger, die hier die Preise erhalten für so wunderbar halten und das auch schon öfter formuliert und begründet haben. Die eine erhält ihn für die „Liedeinspielung des Jahres" und wir würden ihr jedes Jahr einen Echo übergeben. Diesen erhält Angelika Kirchschlager ganz offiziell für Richard Schumann: Lieder bei Sony Classical und hat sich darüber gefreut, daß konnte man im Fernsehen sehen, wo ab 22 Uhr die abendliche Veranstaltung im ZDF übertragen wurde. Aber auch mit der Operneinspielung des Jahres /17./18. Jahrhundert sind wir glücklich, die Juan-Diego Florez als Preis erhielt, für Christoph Willibald Gluck; Orphée et Eurydice, herausgekommen bei Decca, Universal Music.