Nicht weit vom U- und S-Bahnhof Wedding und also mittenmang im Kiez kocht der Kroate heimatliches und die Internationale. Im Ambiente, das denkmalgeschützt gehört, serviert eine Angestellte von der Adria für den Zugezogenen, der ankommen will, Filettopf „Alter Weddinger“ und für alle Berliner Turban-, Tomislav- und Dubrovnik-Platten randvoll mit Fleisch- und Wurstwaren für zwei bis vier Personen exklusive Doggy-Bag.
Seit 1982 ist das „Dubrovnik“ eine echte Institution am Nettelbeckplatz. Im Sommer sitzen die Leute draußen, lümmeln unterm Sonnendach, lächeln laut, schlürfen Kaffee, schauen schönen Menschen und Merkwürdigen hinterher und wer einfach nur lauscht, der hört Berliner Schnauze. Das ist echt, das ist authentisch. Das ist Wedding.
Frau Putnik, die Inhaberin, die in Split aufwuchs und weiß, wovon sie redet, erzählt uns, daß sie ihren ersten Chevapcici vor dreißig Jahren hier im „Dubrovnik“ gegessen habe. Chevapcici gibt es immer noch und zwar so, wie wir ihn als Kinder kennen- und schätzenlernten. Hinzu ist saisonale Küche mit lokalen Lebensmitteln gekommen. "Der Beelitzer Spargel kommt aus Brandenburg, die Bornholmer Scholle aus der Ostsee“, erzählt sie uns. Wohlaufgemerkt nun also: Wir reservieren einen Tisch für den Wonnemonat Mai.
Auch der Mittagstisch, der hier bis zum Fünf-Uhr-Tee dauert, lockt mit Tiefstpreisen und aktuell mit Berliner Braten und Königsberger Klopsen. Klasse. Doch was ist das? Frau Putnik serviert eine Weißkohlsuppe. Suppe? Daran hatten wir beim Bestellen weder gedacht noch sie jetzt erwartet. Der zweite Blick, mit dem man bekanntlich besser sieht, zeigt, was die Karte verrät: „Zu allen Gerichten servieren wir eine Tagessuppe“. Und das ist hier und heute eine superleckere Weißkohlsuppe.
Mit ehrlicher Küche zu fairen Preisen mit üppigen Portionen geht es zum Hauptgericht. Auf meinem „Hausteller“ für 12 Euro und 50 Cent finde ich viel Spinat mit Kartoffelstückchen und nicht den cremigen Kram mit Mengen von Blubber. Schön kräftig, mit Knoblauch. Festkochende Salzkartoffeln im Stück und noch mehr gebratenes Fleisch. Die Zitronen- und Orangenscheiben schmücken nicht nur, sie schmecken auch und allet nach Urlaub im Sommer an der kroatischen Adria.
Eine runde Sache auf quadratsichen Tellern ist das. Unsere formvollendete Food-Fotografie hält die Hausmannskost vom Mittelmeer fest.
Bevor wir uns in die Wintermäntel zwängen und in die preußische Kälte hinausziehen, kippen wir uns einen Kräuterlikör hinter die Binde. Pehnikovac zum Finale und der Höhepunkt eines Ausflugs in den Wedding ist erklommen.