Berlin, Deutschland (Weltexpress). Wieder einmal zeigte die Familie Wölffer ein exzellentes „Händchen“ in der Auswahl ihres Bühnenstücks: zeitgenössische, französische Erfolgsautoren Mathieu Delaporte und Alexandre de la Patellière zeichnen das Bild einer exzentrischen, erfolgsverwöhnten Yuppiegeneration beim Managen ihres Privatlebens.
Das junge Paar Anton und Katja Vorberg – gespielt von René Steinke und Rebecca Immanuel – wollen mehr Zeit für sich beide alleine haben. Das sogenannte „Abschiedsdinner“ soll für diejenigen Freunde gegeben werden, welche eigentlich nur noch aus Gewohnheit eingeladen werden. Beim Lieblingswein der Freunde, umgeben von den Geschenken, die sie von Ihnen im Laufe der Zeit erhalten haben und bei deren Lieblingsmusik soll ein Lieblingsessen kredenzt werden – alles, ohne den Betreffenden zu sagen, dass es das letzte Ma(h)l sei.
Rebecca Immanuel, bekannte TV-Schauspielerin, und René Steinke, ebenfalls bekannt aus TV-Rollen spielen dieses junge Paar witzig und charmant. Als Ingolf Lück hinzukommt – der den zu verabschiedenden exzentrischen Hochschullehrerfreund Anton Rother gibt -, vibriert die Bühne, die ob seiner Darstellung der Ticks des neurotischen Egozentrikers alle Register zieht – mit viel Zwischenapplaus und Gelächter, wie zum Beispiel bei der peniblen Auflistung in einem Stakkato-Wortschwall, wieviele Sorgen Whiskey es gibt und worin der Unterschied besteht.
Irgendwann bekommt Anton „spitz“, dass es ein Abschiedsdinner sein soll. Versteinert zieht er von dannen, um gleich wieder aufzutauchen und zu erklären: „Ich kämpfe um unsere Freundschaft!“ Der 30 Jahre Analyseerfahrene schlägt eine Art Therapiesitzung vor, in der die beiden Freunde die Rollen tauschen, auch die Kleider. Bis auf die Unterhosen! Nun beginnt ein urkomisches Hin und Her, welches in einem Happy End mündet. Lachend vor Glück fallen sich die beiden Freunde um den Hals, weil sie feststellen mussten, dass sie doch die besten Freunde überhaupt sind.
Der Spross einer seit Generationen durch und durch Theaterfamilie, Jürgen Wölffer führte Regie und verlieh seinen dynamischen Schauspielern Flügel. Die Geschäftsführung der von der gerichtsanhängigen Schließung weiterhin bedrohten geschichtsträchtigen Bühnen am Kudamm (von Max Reinhard gegründet) übergab er an seinen Filius Martin. Wir wollen hoffen, dass uns die Bühnen, die seit Jahrzehnten ein Erfolgsstück nach dem anderen präsentieren uns allen weiterhin erhalten bleiben.