Neben den illustren Namen der Mitwirkenden, wie Anne-Sophie Mutter, Daniel Barenboim, Lorin Maazel, Vladimir Ashkenazy, Christoph Eschenbach, Paavo Järvi, Thomas Hampson”¦deren Nennung bei 153 Konzerten schon Seiten füllte, sind es tatsächlich die romantischen und zwischen den Weinbergen gelegenen Aufführungsorte, die aus der ganzen Welt im Sommer Kunst- und Naturliebhaber in den Rheingau ziehen, der früher nur den Weinkennern ein Begriff war und den Rheinwanderern auch. Das im 12. Jahrhundert als Zisterzienserabtei erbaute Kloster Eberbach hatte sich schon durch die Verfilmung von „Im Namen der Rose“ einen Namen gemacht und tatsächlich kann man dort die Geschichte auch an Hand der Baugeschichte verfolgen, von der Gotik über all die anderen Stile, die als jeweilige Modernisierungen galten.
Dies kann man in aller Ruhe tun, denn Klostereberbach ist eine der Hauptveranstaltungsorte und traditionell finden dort in der Basilika die Eröffnungs- und Abschlußkonzerte statt. Eröffnet wird am 26. und 27. Juni 2010 – ebenfalls traditionell – mit dem hr-Sinfonieorchester, das unter seinem Chefdirigenten Paavo Järvi Gustavs Mahlers Sinfonie Nr. 2 c-Moll aufführt – mit Direktübertragung am 26.6. in hr2-kultur und einer Fernsehaufzeichnung am 27.7. im hr-fernsehen – , während am gleichen Ort am 28. August das Oratorium „Marie-Magdeleine“ von Jules Massenet durch das Philharmonische Orchester Brünn den sicher erfolgreichen Konzertreigen abschließt.
Das Festival ist in der Tat so groß geworden, daß man auch die 42 Spielstätten nicht mehr aufzählen, aber zusammenfassend sagen kann, es sind Schlösser, Kirchen, traditionsreiche Weingüter und Konzertsäle, die einen regional spezifischen Charakter und Charme ausstrahlen, weshalb nicht nur die Besucher immer wieder kommen, sondern auch die Künstler besonders gerne auftreten. In die Aufführungsorte sind dann auch integriert das Kurhaus von Bad Schwalbach, das Palais im Frankfurter Zoo, deren Alte Oper oder das Biebricher Schloß. „Rheingau“ ist in den Tagen des Festivals im südlichen Hessen mental fast überall. Dieses Jahr kommen die Burg Schwarzenstein hinzu und der Rhein auch: auf dem Schiff MS RheinEnergie wird auf der Höhe Eltville am 22. August um 16 Uhr „Festival ahoi“ ausgerufen und dann erklingen beim Treiben über den Rhein „Great Songs form Hollywood“ , also die Evergreens der amerikanischen Filmgeschichte von Cole Porter, George Gershwin, Irving Berlin und andere. Mitschunkeln darf man und essen und trinken bis 20 Uhr!
Ein Beispiel dafür, wie vielfältig das Festival mit einem Angebot aus allen Bereichen der Musik geworden ist, wobei diese Veranstaltung nicht alleine steht, sondern Jazz und gehobene Unterhaltungsmusik an vielen Orten zu finden ist. Auch Eliades Ochoa ist dabei, der der kubanische Johnny Cash genannt wird, für alle Liebhaber des Buena Vista Social Club ein Pflichttermin am 31. Juli im Kurpark in Wiesbaden. Als Themenschwerpunkt gilt 2010 „Fernweh“ und natürlich wird als Schwerpunkte auch der Jubiläumsgeburtstage gedacht, wie des 200. von Robert Schumann und Frederic Chopin und des 150. von Gustav Mahler. Das Komponistenporträt gilt diesjährig der Finnin Kaija Saariaho, die sich und ihr Musikmachen in einer Aufzeichnung auf der neu eingerichteten Webseite des Festivals vorstellt. Diese nachdenklichen und das Komponieren erläuternden Worte sollte man sich dringend anschauen. Es gibt auch das „Festival-Spezial: Oper“, wobei uns die Aufführung der von einem Deutschen komponierten Peking-Oper „Die Nachtigall“ so anmachte, daß wir dies in einem zweiten Artikel darstellen.
Die bekannten Namen finden Sie in den Orchester- und Solistenkonzerten, wobei wir jetzt schon wissen, daß wir uns Bariton Thomas Hampson mit Gustav Mahlers „Rückert-Liedern“ am 13. Juli im Kurhaus Wiesbaden nicht entgehen lassen werden, das begleitende Schleswig-Holstein Festival Orchester gibt auch Mahlers Sinfonie Nr. 1 wieder. Tags darauf dann gleich die Qual der Wahl. Ebenfalls in Wiesbaden spielt Arabella Steinbacher auf ihrer Violine Tschaikowski, Bruch und Rachmaninow und auf Schloß Johannisberg singen Angelika Kirchschlager und Ian Bostridge, begleitet von Julius Drank am Klavier, Hugo Wolfs „Spanisches Liederbuch“, was sich darauf bezieht, daß es aus dem Spanischen übersetzte Texte sind, die der ebenfalls 150 Jahre alt werdende Komponist zu einer stimmungsvollen, ganz eigenen Komposition vertonte.
Aber auch die Chorwerke haben es in sich, die Alte Musik wird weiterhin gepflegt und Kammermusik sowieso. In einer „Bach-Klaviernacht“ spielt Konstantin Lifschitz Bachs „Kunst der Fuge“ am 25. August im Laiendormitorium von Kloster Eberbach, wie überhaupt das Klavier ein bevorzugtes Instrument ist, im Rheingau Musik Festival und bei den Besuchern. Längst haben auch die musikalisch-literarischen Abende Tradition. „Lieb und Leid“ nennen Sophie von Kessel und Stefan Hunstein ihr musikalisch-literarisches Porträt von Gustav Mahler, wobei Ehefrau Alma Mahler-Werfel und Sigmund Freud sicher mitthematisiert werden und um Beziehung geht es auch bei Tschaikowski und seiner Mäzenin Nadescha von Meck, die die Schauspieler Esther Schweins und Hanns Zischler am 24.7. darbieten. Unter anderem, kann man da nur noch sagen und es bleibt nichts anderes übrig, als sich direkt auf die neugestaltete Seite des Rheingau Musik Festivals zu begeben oder sich das Gesamtprogramm zu bestellen.
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Rheingau Musik Festival, Postfach 3033, 65020 Wiesbaden, www.rheingau-musik-festival.de