Dampfloks, Rebensaft und Felsreviere – Serie: 7. Sachsen Pow Wow gab frische Reiseimpulse (Teil 2/2)

Nostalgie pur im Vorland des Osterzgebirges

Das weltberühmte Elbflorenz mit seiner Barockarchitektur und seinen immensen Kunstschätzen ist ja an sich schon ein Reiseziel par excellance. Doch auch die Region drumherum bietet Touristen und Urlaubern landschaftlich und kulturell viel Sehenswertes und sogar manches Überraschende. Darum wird von immer mehr Besuchern beides gerne im Doppelpack genossen.

Die rund einstündige Fahrt mit der ältesten deutschen Schmalspurbahn – 1883 in Betrieb genommen – war freilich nur Teil eines Ausfluges in die „Sächsische Industriegeschichte um 1900“. Die Weißeritztalbahn selbst gehört zu dieser lebendigen Historie. Auf 750 mm breiten Gleisen schlängelt sie sich entlang des an sich harmlosen Flüsschens Weißeritz, das jedoch beim katastrophalen Hochwasser im August 2002 so reißend anschwoll, dass der Bahnkörper weitgehend vernichtet wurde. Nach einer großen baulichen Kraftanstrengung verkehrt sie seit 2008 wieder ab Freital-Hainsberg, allerdings vorerst nur bis Dippoldiswalde. Die Verlängerung der Strecke bis zur Endstation Kipsdorf wird jedoch bereits geplant.

Vorher lud in der nur zehn Kilometer südwestlich von Dresden liegenden Stadt Freital (40 000 Einwohner) das sehenswerte Schloß Burgk zum Besuch ein. Als Herrensitz schon im 14. Jahrhundert urkundlich erwähnt, beherbergt das Kleinod am Fuße des Windberges heute die Städtischen Sammlungen Freital zur Bergbauhistorie der Region und zur Dresdner Kunstgeschichte mit kostbaren Werken des 18., 19. und 20. Jahrhunderts. Neun klassische Gemälde von Otto Dix sowie Hauptwerke u.a. von Willy Kriegel, Wilhelm Lachnit und Curt Querner bilden den Glanzpunkt der Ausstellung, die eine sinnfällige Ergänzung der hochkarätigen Dresdner Galerien darstellt.

In der Bergbauschauanlage, die original der Untertagesituation nachempfunden wurde, erleben die Gäste hautnah den früheren Steinkohlen- und Uranerzbergbau bis zur Einstellung der Förderung Ende 1989. Historische Sachzeugen sind z. B. die erste elektrische Grubenlok der Welt „Dorothea“ von 1882 und der letzte geförderte Hunt (Lore) aus dem Bergbaubetrieb „Willi Agatz“ vom 1. Dezember 1989.

Von Dippoldiswalde aus gelangt man in etwa einer halben Stunde auf gewundenen Bergstraßen zu Deutschlands renommierter Uhrenstadt Glashütte. Nach dem Versiegen der Silberfunde im Erzgebirge hat dort der sächsische Hofuhrmachermeister Ferdinand Adolph Lange ab 1845 das Uhrmacherhandwerk angesiedelt, und 1878 wurde in dem Bergstdädtchen die einflußreiche Deutsche Uhrmacherschule gegründet. Schnell entwickelte sich Glashütte zum Inbegriff des deutschen Uhrenbaus mit weltweiter Anerkennung. Noch heute ist es ein bedeutendes Zentrum der Zeitmesserfertigung.

Eine faszinierende Zeitreise durch die nunmehr 165 Jahre Tradition ermöglicht das im Mai 2008 eröffnete, top-modern gestaltete Deutsche Uhrenmuseum Glashütte, das im historischen Gebäude der Uhrmacherschule von einer Stiftung betrieben wird. Auf zwei Etagen und 1000 Quadratmeter Ausstellungsfläche werden mehr als 400 einmalige Exponate gezeigt und multimedial erlebbar gemacht: Kostbare Glashütter Taschen-, Armband- und Pendeluhren verschiedener Epochen, Marinechronometer, historische Urkunden und Werkzeuge sowie astronomische Modelle und Metronome. Am Ende des Rundganges erwartet den Besucher noch eine Schaureparaturwerkstatt, wo er die beeindruckende Präzisionsarbeit der Glashütter Uhrenmacher live erleben kann.

Nordwestlich von Dresden liegt das Sächsische Elbland – eine attraktive Genußregion, die von Pow Wow-Gästen ebenfalls besucht wurde. Über die Villen- und Gartenstadt Radebeul, die z. B. mit dem Staatlichen Weingut Schloß Wackerbarth, dem Karl-May-Museum und der dampflokbetriebenen Traditionsbahn starke Besuchermagneten hat, gelangt man schnell zum nahen Jagd- und Lustschloss Moritzburg und auch in die über 1000-jährige Domstadt Meißen. Sie ist Zentrum des sächsischen Weinanbaugebietes, dem nördlichsten in Europa, das von Pirna bis Diesbar-Seußlitz reicht. Zu den wichtigen Winzer-Orten gehört Weinböhla, das auch als Geheimtipp für günstige Übernachtungen (z. B. „Waldhotel Weinböhla“) im Raum Dresden-Meißen gilt.

In der vor einem Jahr neu eröffneten „Weinerlebniswelt“ der seit 70 Jahren bestehenden Sächsischen Winzergenossenschaft Meißen am Bennoweg erlebten die Touristiker spannende Kellerführungen und natürlich Wein- und Sektproben mit edlen sächsischen Raritäten. Die Weine werden übrigens vornehmlich in „Sachsenkeulen“ abgefüllt, wie die traditionellen Flaschen wegen ihrer Form genannt werden. Wer auf den Geschmack gekommen war und „flüssige Souvenirs“ mit nach zu Hause nehmen wollte – eine moderne Vinothek bietet vielfältige Auswahl. International bekannt ist Meißen vor allem durch seine vor 300 Jahren gegründete Porzellan-Manufaktur (siehe dazu auch WELTEXPRESS / Reise vom 23. Januar 2010). Beim Besuch der Jubiläumsausstellung „All Nations are Welcome“ und beim Rundgang durch die Schauwerkstatt der Manufaktur Meissen konnten die Pow Wow-Gäste in Geschichte und Gegenwart des weissen Goldes mit den gekreuzten blauen Schwertern eintauchen.

Wer übrigens selbst mal von dem schön-kostbaren Meissener Porzellan speisen möchte, kann dies nicht nur im Restaurant oder Café der Manufaktur selbst tun, sondern auch in vielen Gaststätten entlang der Sächsischen Weinstraße. Dort werden regionale Spezialitäten als „Menü auf Weissem Gold“ kredenzt.

Als wertvolle Anregung für Individualgäste und Gruppen hat der Tourismusverband Sächsisches Elbland unter dem Titel „Weisses Gold erleben“ einen besonderen „Reiseführer auf den Spuren des Meissener Porzellans“ herausgebracht, der dort kostenfrei (info@elbland.de; www.elbland.de) bestellt werden kann. Er enthält sämtliche Ausstellungen und Veranstaltungen im Jubiläumsjahr 2010 sowie natürlich zahlreiche Tipps und Reiseangebote zu den sehenswerten Stätten des Meissener Porzellans in Meißen, Dresden, Nossen, Moritzburg und auf der Festung Königstein.

Apropos Königstein! Die in der Sächsischen Schweiz, südöstlich von Dresden, hoch über der Elbe gelegene Festung, mehr als 750 Jahre alt, gilt als größte derartige Wehranlage Europas. 1706 ließ August der Starke den Alchimisten und späteren Porzellanpionier Johann Friedrich Böttger dort festsetzen, um dessen vermeintliche Goldmacherkünste vor den anrückenden Schweden zu schützen. Heute ist die gewaltige Festung Königstein eine wahre Touristenattraktion.

Kein Wunder, dass auch sie, wie andere Sehenswürdigkeiten der umliegenden Sächsischen Schweiz mit ihren berühmten Tafelbergen und bizarren Felsrevieren – man denke nur an die Bastei! – in das Programm des viertägigen Sachsen Pow Wow 2010 einbezogen wurde. Frische Reiseimpulse kamen dabei u. a. aus der Stadt Pirna, dem „Tor zur Sächsischen Schweiz“, aus Bad Schandau (Hotel Elbresidenz und Toskana Therme) sowie aus der Kunstblumenstadt Sebnitz.

Infos:

TMGS Tourismus Marketing Gesellschaft Sachsen mbH, Bautzener Straße 45-47, D-01099 Dresden; Tel. 0351-49170-0; Fax 0351-4969306; E-Mail: info@sachsen-tour.de; www.sachsen-tourismus.de

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