Transportern gehört die Zukunft. Sie sind für die Versorgung der Bevölkerung in Stadt und Land unverzichtbar. Ob es die großen Supermärkte, Kaufhäuser oder Modegeschäfte sind, die nur von einem Nutzfahrzeug täglich mit frischen Lebensmitteln oder neuer Ware versorgt werden, oder Handwerker, Studios, Postdienste oder Lieferservices, die ihre Geschäfts- und Privatkunden mit den kleineren Stadtlieferwagen beliefern – es ist in der Regel ein Transporter, der für Servicearbeiten und Botendienste eingesetzt wird, also den „kleinteiligen Lieferverkehr“ übernimmt.
Und weil immer mehr Menschen im Internet bestellen, was sie zum Leben benötigen, und sich die bestellte Ware direkt ins Haus liefern lassen, wird der innerstädtische Verteilerverkehr zunehmen, prognostizieren Fachleute. Daimlers Lkw-Sparte ist mit den beiden Nutzfahrzeugmarken Mercedes-Benz und Fuso dafür gut gerüstet. Mit „einer Vielzahl präzise zugeschnittenen Baureihen“, die sich Citan, Vito, Sprinter, Vario, Atego und Antos nennen, wolle der Konzern auf dem hart umkämpften Nutzfahrzeugmark punkten, sagt Volker Mornhinweg, Chef der Mercedes-Transporter.
Es ist ein üppiger Strauß an Neuheiten, den die Daimler-Ingenieure für das neue Modelljahr 2013 entwickelt haben. Darunter sind mit Citan und Antos zwei ganz neue Lkw-Baureihen im Programm. Der Stadtlieferwagen Citan (ab 14.660 Euro, ohne MwSt.) ist das kleinste Nutzfahrzeug im Angebot. Er stammt aus der Kooperation mit Renault auf der Basis des Kangoo (Renault-Nissan und Daimler halten gegenseitig Konzernanteile), der jedoch von Mercedes rundum überarbeitet und vor allem durch die Fahrwerksänderungen zu einem echten Mercedes getrimmt wurde (siehe auch kb 2933 vom 3.9.2012). Der praktische und wendige Kleintransporter ist für den Stadtliefer- und Kurierdienst zugeschnitten und seit September auf dem Markt. Es gibt ihn in verschiedenen Varianten, doch immer bietet er enorm viel Platz. Selbst die kurze Version kann drei Europaletten aufnehmen. Die fünfsitzige Pkw-Version (ab 20.325 Euro, inkl. MwSt.) mit zwei Schiebetüren nennt sich Mixto und strunzt mit einem 700 Liter großen Ladeabteil.
Die zweite Modellneuheit von Mercedes heißt Antos (26 bis 40 Tonnen), von Grund auf speziell für den Verteilerverkehr der Nah- und Mittelstrecken entwickelt (siehe auch kb 2925 vom 9.7.2012). Eine „neue Spezialistenfamilie für so ziemlich alle Verteilerfälle“ nennt Mercedes die neue Baureihe, die ausschließlich mit Euro-VI-Motoren (238 PS/175 kW bis 510 PS/375 kW) bestückt wird. Trotz Euro VI (physikalisch ist die Verringerung der Emissionen mit höherem Spritkonsum verbunden) sind sie ausgesprochen wirtschaftlich und verbrauchen sogar bis zu fünf Prozent weniger Diesel als die Euro-V-Triebwerke. Der Arbeitsplatz ist komfortabel und fahrerfreundlich wie beim großen Fern-Lkw Actros: mit Multifunktionslenkrad, vielfach modifizierbarem Sitz, weit verstellbarem Lenkrad. Einen Wagenschlüssel gibt es nicht, der Motor wird per Tastendruck gestartet.
Erstmals kommt im Antos neben dem zwölfstufigen vollautomatisierten Power-Shift-Getriebe aus dem Actros die Achtgangversion zum Einsatz. „Es ist“, rühmt Mercedes, „maßgeschneidert für Soloeinsätze mit zwei und dreiachsigen Fahrzeugen bis 26 Tonnen.“ Dazu bietet Mercedes erstmals für den Verteilerverkehr alle seine Assistenzsysteme an: von der Rangierstellung des rechten Spiegels über den Stabilitätsassistenten (beide Serie), den (optionalen) Spurhalteassistenten bis zum „vorausschauenden“ Tempomaten und dem Notbremssystem der neuesten Generation. Dieses System wünscht man sich in jedem Lkw. Es verhindert Auffahrunfälle, indem es auf sich bewegende und nun auch auf stehende Hindernisse – etwa am Stauende – reagiert und bei Gefahr automatisch eine Vollbremsung durchführt.
Die Stromer: Canter Eco-Hybrid, Sprinter E-Cell und Vito E-Cell
Eine Ausnahmestellung in Daimlers Transporterreihe nimmt Fusos Canter Eco-Hybrid ein. Er verbraucht dank Diesel-Elektro-Antrieb, Doppelkupplungsgetriebe und Start-Stopp-Automatik bis zu 23 Prozent weniger Kraftstoff. Dabei fungiert der Elektromotor als Generator der rekuperiert, also beim Bremsen nachgeladen wird. Laut Daimler-Lkw-Chef Andreas Renschler ist er der erste Hybrid-Lkw auf dem Markt, der „sich rechnet“. Wer ihn anschafft, hat in drei bis vier Jahren die Mehrkosten eingefahren (siehe kb 2936/37 vom 28.9.2012).
„Als einziger Transporter seiner Klasse weltweit“, betont Isabelle Glockner vom Mercedes-Marketing, ist der Sprinter nun auch mit der komfortablen und wirtschaftlichen Siebengang-Wandlerautomatik zu haben. Für eine dynamische Beschleunigung wurde der erste Gang kurz ausgelegt, während sechster und siebter Gang lang übersetzt sind. Auch ein Elektro-Sprinter ist in Sicht. Auf der Nutzfahrzeug-IAA in Hannover Mitte September feierte der Prototyp eines Sprinters E-Cell Weltpremiere. Der 3,5-Tonner soll wahlweise mit Koffer oder Pritsche angeboten werden. Sein Einsatzgebiet könnten Fußgängerzonen, Innenstädte und Bereiche sein, in denen weder Fahrzeuggeräusche noch Emissionen hingenommen werden.
Der Elektro-Sprinter profitiert von den Erfahrungen mit dem ersten serienmäßig hergestellten Elektro-Transporter Vito E-Cell, den es nun auch als siebensitzigen Van gibt. Mit einem Drehmoment von 280 Newtonmeter und einer Leistung von 60 kW schafft der Vito E-Cell eine Reichweite von beachtenswerten 130 Kilometern, allerdings ist dafür schon bei 89 km/h Tempo Schluß. Geladen werden die zwei Lithium-Ionen-Batterien maximal fünf Stunden über ein 380-/
400-Volt-Netz, Daimler arbeitet am Stromtanken über einen 230-Volt-Anschluss. Wie beim Sprinter bleiben der Laderaum des Kastenwagens sowie der Fahrgastraum des Kombis laut Mercedes „ohne jede Einschränkung“ gegenüber dem Vito mit Verbrennungsmotor erhalten, 900 Kilogramm Zuladung sind möglich, beim E-Sprinter sind es dreihundert Kilo mehr. Der Vito E-Cell ist seit 2011 auf dem Markt.
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