Berlin, Deutschland (Weltexpress). Am Montag, den 31. Oktober 2016, fand in Berlin wieder ein Finale statt. Nein, nicht im Männerfußball, sondern im Frauenschönsein. Und genauer: in Berlin-Moabit. Geladen hatte die MGS-Miss Germany Corporation Klemmer GmbH & Co KG aus Oldenburg und zwar in den „Atrium“ genannten überdachten Hinterhof eines Hotels am Rand der Ringbahn. Für Berliner Verhältnisse also irgendwo im Nirgendwo, wenn auch nicht Jottwehdeh.
Eine Miss-Wahl in Moabit? Angesagt ist alles andere und billig wie die Behausung war auch das Buffet. Wenn das Schwarzwald Resort Dollenberg und die Mack-Manager vom Europapark Rust für eine Veranstaltung mit dem Titel „Miss 50plus Germany – Das Finale“ werben, dann darf man, dachte ich zumindest, auf höheres Niveau hoffen. Doch für Horst Klemmer, der als „Founder“, und Ralf Klemmer, der als “CEO“ im Editorial des Magazins zur Miss-Wahl vorgestellt werden, ist Niveau offensichtlich nur Hautcreme.
Die wurde dick aufgetragen, denn Frauen ab Fünfzig stellten sich einer Jury (mit Uli Wegner, Barbara Schöne, Walter Eschweiler und anderen) zur Wahl, die augenscheinlich schon ihre besten Jahre hinter sich hatte. Wenn in der Hauptstadt von Prominenten der Kategorie A, B und C die Rede ist, dann tendierte das, was da am roten Teppich hockte, Richtung Z.
Doch die beiden Klemmer-Männer zeigten sich im Vorwort nicht stolz auf die Jury, sondern darauf, „endlich wieder in Berlin zu sein“. Das erklärte Ines Klemmer als Moderatorin nicht anders. Die drei Klemmer schienen sich abgesprochen zu haben. Das mit der technischen Panne hingegen war wohl nicht abgesprochen. Jedenfalls liefen keine Lieder aus den Lautsprechern sondern nur die 20 von 500 Frauen der Berliner Republik, die es nach Berlin ins Endspiel schafften, durch das Licht der Lampen, das aber unter dem Beifall von zwei, drei Dutzend der über einhundert Gäste, von denen die meisten so alt waren wie die Frauen: über Fünfzig.
Nach einer Weile dröhnten wieder die Lautsprecherboxen. Die Show ging mit Musik weiter und auch die Frauen gingen weiter über den roten Teppich. Zwischendurch trat mit Misha aus Wien eine musikalische Zumutung sondergleichen auf, die sich als Sängerin bemühte. Jörg Hammerschmidt unterhielt die Gäste auf seine Weise und machte Leute nach. Teilweise war das sogar lustig. Irgendwann am späten Abend standen nur noch zwei Frauen im Finale zur Auswahl. Das Stechen gewann Christine Lösch-Schleier aus Königslutter und wurde Frau Fünfzig-Plus. Beim Doppelnamen ist es für die 64-Jährige mit blond gefärbtem und kurz geschnittenem Haupthaar geblieben. Die Gewinnerin erhielt Sachpreise wie einen Hotelgutschein.
Hoffentlich gilt der nicht für das Hotel, in dem ein Kellner am Ende der „Miss-50plus-Germany„-Veranstaltung versuchte, amtierende Journalisten abzukassieren. Offensichtlich war das aber auch nur ein Missverständnis wie manch andere an diesem Final-Abend in Moabit mit auch sympathischen Frauen und Männern – wenige diesseits und viele jenseits der Fünfzig.